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Stundenlang wartende Züge dürfen Antrieb nicht abstellen – Stadt will sich wehren

13.11.2021 • Achim Süß • Aufrufe: 1902

Die Verwaltung will die Lärmbelästigung durch wartende Laugentransportloks nicht hinnehmen – die stehen aufgrund der Vorschriften mit laufendem Antrieb neben Wohnhäusern.

13.11.2021
Achim Süß
Aufrufe: 1902
OHE-Bahnübergang
OHE-Strecke durch Wunstorf | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (as). „Wir können das nicht hinnehmen!“ Stadtsprecher Alexander Stockum lässt keinen Zweifel daran, dass die Lärmbelästigungen auf der Kleinbahnstrecke durch die Innenstadt nicht akzeptabel sind. Bürgermeister Carsten Piellusch, so Stockum, werde mit der Deutschen Bahn und der OHE Gespräche führen, um die Anlieger besser zu schützen.

Wie berichtet, mehren sich Beschwerden von Anliegern der Bahnlinie darüber, dass die Lokomotive der OHE am Ende der Fritz-Reuter-Straße nahe der Brücke über die Aue immer wieder auf dem Weg vom Kali-Schacht zum Bahnhof Wunstorf warten muss, bis sie von der Fahrdienstleitung grünes Licht bekommt. Der Grund: Der lange Zug mit Kesselwagen für den Laugentransport zum Schacht kann nur dort in Warteposition gehalten werden. Andere Gleisabschnitte sind nicht lang genug. Für die Koordinatoren im Stellwerk ist es nach Auskunft von Bahnexperten schwierig, die OHE-Züge mit den ohnehin engen Fahrplänen der Bahn in Einklang zu bringen. Wartezeiten sind danach nicht zu vermeiden.

Nach den Bestimmungen für den Bahnbetrieb ist es nicht zulässig, den Antrieb der OHE-Lok in der Wartezeit abzuschalten. Der Fahrdienstleiter gibt lediglich ein Zeitfenster von fünf Minuten frei, wenn er grünes Licht gegeben hat. Startet die Lok nicht in diesem Zeitraum, ist die Strecke für die Laugenzüge wieder gesperrt.

Lok steht bis zu 2 Stunden

In der Umgebung der Bahngleise mehren sich seit Wochen die Proteste, weil die Maschine der Lok direkt neben den Wohnhäusern einen Geräuschpegel von 72 Dezibel erzeugt. Dieser Wert geht aus offiziellen Akten hervor. Betroffene bezeichnen den Lärm als unerträglich, kritisieren die Wertminderungen ihrer Immobilien und erwarten von der Stadt, sie besser zu schützen. Die Speziallok kommt nach Angaben der Anwohner auf Wartezeiten von bis zu zwei Stunden. Auch spätabends sei es keine Seltenheit, dass der Zug am Ende der Fritz-Reuter-Straße vor dem Übergang am Auedeich stehen bleibe.

Die Stadt ist formal nicht verantwortlich. Bahnbetrieb, Genehmigungen und Aufsicht, insbesondere die Laugentransporte zum Schacht der Kali und Salz AG in Bokeloh, liegen in der Zuständigkeit diverser Ämter und Behörden. Dennoch werde die Stadtverwaltung jetzt erneut aktiv werden, verspricht Stockum. Der Schutz der Bürger werde ernst genommen, „und diese Zustände sind nicht akzeptabel“. Stockum erkennt an, dass die OHE ihr Versprechen eingelöst hat, modernste Technik einzusetzen: Es sei keine Diesellok, die die Kesselwagen nach Bokeloh und zurück ziehe, sondern ein Hybrid-Modell. Die Hochleistungs-Lok verbindet Diesel- und Elektroantrieb.

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Kommentare


  • Grit D. sagt:

    Zugegeben:
    Ich verfüge über keinerlei Wissen in dieser Materie.

    Doch ich vermag nicht nachzuvollziehen, aus welchen Gründen es nicht zulässig sein soll, den Antrieb der Loks während deren elend langen Zeiten in der Warteschleife auf „Aus“ zu stellen.

    Wäre nicht ausschließlich für die lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner interessant, wenn sich ein Verantwortlicher mit der entsprechenden Fachexpertise dazu verständlich (!) erklären würde…

    • Marc H. sagt:

      „…modernste Technik einzusetzen: Es sei keine Diesellok, die die Kesselwagen nach Bokeloh und zurück ziehe, sondern ein Hybrid-Modell. Die Hochleistungs-Lok verbindet Diesel- und Elektroantrieb.“
      Dieselloks sind immer Hybrid-Modelle, die Diesel- und Elektroantrieb verbinden und das seit Jahrzehnten schon. Der eigentliche Motor der Diesellok ist ein Leistungsstarker Elektromotor (oder mehrere) baugleich oder ähnlich wie bei Elektoloks mit Stromabnehmer – der Strom wird von einem Generator erzeugt, der von einem Leistungsstarken Dieselmotor angetrieben wird.
      Der Dieselmotor hat zwischen 1000PS und 3000PS je nachdem wie groß die Lok ist und der Generator erzeugt einige 1000 KW an Strom, die dann den oder die Motoren antreiben.
      Eine Diesellok führt ihren Energievorrat in Form von Dieselkraftstoff mit, da sie meist dort verkehren, wo keine Oberleitungen vorhanden sind – dieser treibt einen Dieselmotor an, der wiederum einen Generator antreibt, der den Stom für den Elektromotor erzeugt.
      Der Tank einer Diesellok fasst ca 6000l und die Lok hat damit eine Reichweite von 2000Km – im Schnitt verbraucht sie 3 l/km.

      • Martin Dietrich sagt:

        Alles falsch. In Deutschland sind fast alle Dieselloks reine Dieselloks. Als Hybridtechnik bezeichnet man hier in der Tat einen möglichen Antrieb per Dieselmotor und vornehmlich bei kurzen Strecken oder beim Rangieren per Elektromotor mit Speisung aus Batterien, die vorher aufgeladen wurden durch Generatoren, die der Dieselmotor antreibt oder durch Fremdgeneratoren.

        Was Sie beschreiben, wird in anderen Ländern und Bahnen teilweise praktiziert. Z. B. in den USA ist das die ausschließliche Verfahrensweise. Solche Loks gibt es in Deutschland teilweise auch. Man nennt sie aber diesel-elektrisch. Als Hybrid-Loks bezeichnet man nur die Loks, die ich ganz oben beschrieben habe. Aber die sind – wie schon erwähnt – in Deutschland (noch) eher selten.

  • Basti g. sagt:

    Wenn die Lok 2 Stunden steht ist das ein logistikproblem ! Dann ist die Lok 2 Stunden zu früh losgefahren (es gibt Telefone damit könnte man ja mal absprechen ob die Strecke oder entladestelle frei ist ) aber das einfachste ist manchmal kompliziert! Hat wunstorf keine/n umweltbeauftragte/n die sich mal darum kümmern?

  • J. Baumann sagt:

    Kleiner Tipp am Rande für unwissende, die sich fragen, warum Loks den Motor anlassen – ein Zug benutzt u.a. Luftdruckbremsen, hat ein teils enormes Gewicht, was auch mit den einzelnen Bremsen des jeweiligen Wagens gehalten wird. Dazu wird auch, nicht nur, der laufende Motor benötigt. Und, dann kann er auch schneller und sofort anfahren, wenn der Motor läuft.

  • Georg Braunroth , C D U Butteramt sagt:

    Das Kaliwerk Sigmundshall (Bokeloh) hat die salzhaltigen Abwässer über eine Spezialrohrleitung in die Leine geleitet (verklappt) . Die Kaliwerke im Kasseler Raum leiten Ihre salzhaltigen Abwässer in die Eder . Fulda , Werra ein. Da diese Einleitungen in der Oberweser zusammentreffen ,ist der Salzgehalt dort zu hoch. Eine Einleitung in die Flüsse wurde K & S untersagt. Diese Abwässer werden nun ,solange die Kaliwerke noch fördern , nach Bokeloh gebracht und in das stillgelegte Bergwerk eingeleitet.Das ist OK –wo Salz herausgeholt wurde kann auch Salzwasser eingeleitet werden. Bisher wurde das Salz mit Zügen aus Bokeloh versandt. Ein Zug ( 3 bis 6 Anhänger ) pro Tag oft weniger. Jetzt 12 und mehr ??? Züge am Tag mit bis zu 26 Spezialkesselwagen. Und das über 20 bis 30 Jahre. Da damit eine enorme Belastung der Anlieger verbunden ist ,habe ich schon damals vorgeschlagen ,die Bahnstrecke ,die ja auch teilweise erneuert ,verstärkt und schallgedämmt werden mußte und noch muß. aus dem Wunstorfer Ortskern (Sölterkreuzung ) zu entfernen und die Strecke – parallel zur Nordumgehung neu zu verlegen. Die Belästigungen der Anlieger werden zum Dauerzustand und das über 30 Jahre . Ich glaube das ist unzumutbar

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