Wunstorf (red). Die Ereignisse in der Silvesternacht beschäftigen auch die Feuerwehren in Wunstorf. Mit Bestürzung schaut man auf die Ereignisse, bei denen Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr gezielt mit Pyrotechnik angegriffen, mit Flaschen beworfen und sogar in regelrechte Hinterhalte gelockt worden waren. In Wunstorfs Nachbarstadt Garbsen waren dabei mehrere Feuerwehrleute verletzt worden, sie erlitten etwa Knalltraumata und Verbrennungen. Fahrzeuge wurden beschädigt.
Aber nicht Böllerbeschuss ist in Wunstorf das derzeit drängendste Problem, sondern mangelndes Verständnis für die Arbeit der ehrenamtlichen Rettungskräfte. Auch ein generelles Problem mit der Feuerwehr hat mancher Einwohner der Stadt – was sich zuletzt bei der Standortsuche nach einem neuen Feuerwehrgerätehaus für Luthe zeigte. „Bitte nicht vor meiner Haustür“, so offensichtlich das Credo manches Anwohners. Sogar während einer Stadtratssitzung wurde in der Einwohnerfragestunde Kritik am Neubau geäußert. Für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die in ihrer Freizeit für Sicherheit in der Stadt sorgen, ein Schlag ins Gesicht.
Angriffe auf Einsatzkräfte kann man in Wunstorf glücklicherweise an einer Hand abzählen – und meist traf es dabei Polizisten im Einsatz, nicht die Feuerwehr. Aber auch die Mitglieder der Wunstorfer Feuerwehren registrieren zunehmend fehlenden Respekt und fehlendes Verständnis für die Arbeit der Retter: Vor allem im Straßenverkehr sind Feuerwehrleute Anfeindungen und Unverständnis ausgesetzt, etwa wenn Straßen zur Absicherung von Einsatzstellen gesperrt werden oder es infolge von Einsätzen zu anderen Verkehrsbehinderungen kommt. Das kennt man auch bei den Johannitern, wenn Rettungswagen ausnahmsweise einmal die freie Fahrt für freie Bürger versperren. Da scheint es bei manchen dann keine Rolle mehr zu spielen, ob ein paar Meter weiter womöglich Menschenleben in Gefahr sind.
Einer der gravierendsten Vorfälle bei der Feuerwehr war bislang, als ein Restaurantbesucher sich vom Lärm eines Feuerwehrfahrzeuges während eines Einsatzes gestört fühlte, daraufhin persönlich den Motor des Feuerwehrwagens ausschaltete – und damit den Funkkontakt zur Leitstelle unterbrach.
Doch Einsatzkräfte müssen sich das nicht bieten lassen – und sollten es auch nicht. Wunstorfs Polizeichef Thomas Broich richtete daher auf der jüngsten Hauptversammlung der Ortsfeuerwehr Wunstorf noch einmal das Wort an die versammelten Feuerwehrleute und unterstrich die rechtlichen Möglichkeiten. Seit der Verschärfung des § 323c des Strafgesetzbuches im Jahr 2017 kann die Behinderung von Rettungskräften strafrechtlich verfolgt werden – mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahr bei gravierenden Fällen. Es war eine direkte Reaktion auf eine gesellschaftliche Fehlentwicklung.
„Wir werden alles dafür tun, dass Sie sich nicht alleine fühlen“
Erster Polizeihauptkommissar Thomas Broich zur Feuerwehr
In der Silvesternacht habe man in Wunstorf bei der Polizei keine silvesterspezifischen Einsätze gehabt, aber darauf dürfe man sich nicht ausruhen, so Broich: „Gruppendynamische Prozesse können entstehen an Orten, wo keiner von uns mit rechnet – auch in Wunstorf.“ Man werde alles tun, damit sich die Rettungskräfte bei Einsätzen nicht allein fühlten. Aber auch im übrigen Jahr müssten sich Feuerwehrleute natürlich nicht gefallen lassen, bei ihren Hilfeleistungen gestört zu werden – und schon gar nicht, tätlich angegriffen zu werden. Broich appellierte an die Feuerwehrleute, daher sofort die Polizei zu rufen, spätestens nach einem Einsatz, damit entsprechende Strafverfahren eingeleitet werden könnten.
Dem wird bei der Feuerwehr nicht widersprochen: Wer sich gegenüber den Einsatzkräften danebenbenimmt, wird in Wunstorf davon ausgehen können, ins Visier der Ermittlungsbehörden zu geraten.
Bereits ermittelt wird in der Nachbarstadt Garbsen: drei Tatverdächtige der Silvesterkrawalle sind bereits bekannt. Einem 17-Jährigen wird vorgeworfen, im „Sperberhorst“ in Garbsen am Rande eines Polizeieinsatzes gleich zweimal Pyrotechnik auf Einsatzkräfte geworfen beziehungsweise geschossen zu haben. Der Verdächtige wurde nach kurzer Flucht vorläufig festgenommen. Ein 24-Jähriger soll eine Rakete in eine Menschenmenge abgefeuert haben. Weitere Verdächtige werden gesucht, die Flaschen geworfen und einen Feuerwehrmann nur knapp verfehlt hatten – auch die Täter, die vier Feuerwehrleute durch Pyrotechnik verletzt hatten, sind noch nicht gefasst.
Sie haben recht der Staat muss endlich durchgreifen und sich nicht auf der Nase rumtanzen lassen
Ich gehe mit Ihrer Meinung konform… Es wird definitiv schlimmer. Jetzt kommen noch die dazu, die sich das letzte mal nicht getraut haben. Aber da nix passiert, kann man sich ja jetzt trauen!
Kann man die Verursacher nicht ein wenig eingrenzen für eine objektive Berichterstattung? Danke liebe Auepost.
Es wird sich in den nächsten Jahren noch deutlich verschlimmern! Solange die Täter nicht konsequent benannt und hart bestraft werden wird diese Konsequenzlosigkeit eher noch als Ansporn fürs nächste Mal genommen!