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Wenn die Anwohner schäumen

21.04.2020 • Horst Koschinsky • Aufrufe: 847
21.04.2020
Horst Koschinsky
Aufrufe: 847

Horst grantelt

Wenn man sparen will, dann wird’s am Ende oft erst richtig teuer. Das musste jüngst mal wieder die Stadt erfahren bzw. die Anwohner der Lütjen Deile in Steinhude. Klang ja auch super: Mit Schaumbeton mal schnell die Straße fluten, statt kostenintensiv traditionell zu asphaltieren oder zu pflastern. Das Ganze darf vielleicht auch als Testballon gelten, wie man in Zukunft die Kosten drücken kann, wenn man die Gebühren nach Abschaffung der „Strabs“ nicht mehr einfach so an die Anwohner weitergeben kann.

Dumm nur, dass es nicht funktioniert hat. Ein paar Abweichungen im Mischverhältnis, und schon verwandelt sich der Schaumbeton am Ende in keine glatte Fahrbahn, sondern eine Mondlandschaft. Nachschäumen nicht möglich. Und dann ist nebenbei der Beton wegen eines vergessenen Gullys auch noch in die Kanalisation gelaufen. Das hat natürlich niemand rechtzeitig gemerkt – erst, als der Beton fest geworden war, womit auch ein Teil der vorher noch intakten Abwasseranlagen hinüber ist, was wieder neue Kosten verursacht.

„Die Scheiße im Klo kommt wieder hoch“

Müssen jetzt die Wunstorfer also künftig bei jeder Straßensanierung damit rechnen, dass das Wasser in der Toilette in die andere Richtung fließt? Dass die Scheiße im Klo wieder hochkommt, wenn draußen schaumbetoniert wird? Und dass sie auch nach der „Sanierung“ weiterhin nur mit Allradantrieb in die Hofeinfahrt kommen? Das kann’s ja nicht sein. Ich hätte daher ein paar Vorschläge, wie man solche Malheure vermeidet und trotzdem Kosten sparen kann:

1.

Aus zu sanierenden Plätzen machen wir einen Sandplatz. Kostensparend, selbst bei Dauerregen auch nicht unebener als schief verlegter Schaumbeton – und wenn doch mal was schiefgeht, kann man einfach Sand nachfüllen oder wieder wegnehmen. Die Kinder können im Sommer sogar Schaufel und Eimerchen benutzen und müssen sich nicht auf die winzigen Buddelkisten abschieben lassen.

2.

Für Anliegerstraßen nehmen wir Kunstrasen. Den muss dann nicht mal die Straßenbaufirma verlegen, das können die Anwohner notfalls auch selber machen. Wenn es schon bei den Sportplätzen in nächster Zeit nicht klappt, dann kann man wenigstens schon mal vor der Haustür bolzen.

3.

Bleiben die Durchgangsstraßen. Zurück zu den Wurzeln, würde ich sagen. Natürlich keine Baumstämme verlegen, aber wie wär’s mit dem guten alten Kopfsteinpflaster? Kein Hexenwerk, äußerst haltbar – und kein Neuwagenfahrer traut sich, schneller als mit 20 drüberzubrettern. Damit schlagen wir dann gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und können auch die Ampeln mit abbauen. Die Fußgänger sind nun schließlich flotter als die Autos. Das gesparte Geld zahlen wir dann wieder an die Anwohner aus, die in den letzten Monaten noch Strabs-Gebühren zahlen mussten.

Mit kompetenten Grüßen
Horst Koschinsky


Zuerst erschienen in Auepost 02/2020

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