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Geschenke zu Weihnachten? Leider nicht im Spiel gegen Düsseldorf

23.12.2018 • Redaktion • Aufrufe: 354
23.12.2018
Redaktion
Aufrufe: 354

Miguels Kabinenpredigt

Hannover (mj). Samstag, 22. Dezember 2018. Kurz vor Heiligabend. Ein Tag, an dem Spieler im 96-Dress vorzeitig Geschenke an den Großteil der 32.000 Fans im Stadion hätten verteilen können. Das weihnachtliche Bemühen sah man den Spielern und auch den Fans selbst auf den Rängen an, es fehlte jedoch leider am Vermögen für dieses Vorhaben.

Tatsächlich! Die mitgereisten Düsseldorfer Fans bewiesen, was vergangene Woche den Münchner Fans auf den Rängen vorgeworfen werden konnte. Nämlich dass letztere nicht für ihre lautstarke Stimmung berühmt sind. Die Düsseldorfer hielten bereits während der warmmachenden Übungseinheiten der Spieler ordentlich gegen die lautstarke Hannoveraner Nordkurve gegen. Als Aufsteiger mit zwei vorausgegangenen Siegen im Gepäck fiel dies den rot-weißen Anhängern sicherlich auch etwas leichter als den schwarz-weiß-grünen. Mit dem Druck zum Siegen verdammt zu sein, wenn man die Weihnachtsfeiertage ohne Training verleben möchte (Drohung des Cheftrainers bei weniger als drei Punkten aus den letzten beiden Spielen des Jahres), merkte man den 96ern wie schon gegen Freiburg an, dass sie unbedingt mal wieder einen Sieg von Nahem sehen wollten.

Auch die Fans auf den Rängen waren vor allem im Gegensatz zum Spiel gegen die Münchner Bayern froheren und lauteren Mutes, dass an diesem Tag etwas selten Gewordenes gelingen könnte – gegen einen direkten Kontrahenten um den zu verhindernden Abstieg, einem frischen Aufsteiger mit einem Team, das nicht zur Kaderspitze der Liga gehört.

Überragende Laufleistung des Cheftrainers

In der ersten Spielhälfte sah man auf dem Platz eine gewisse Überlegenheit der 96er. Deutlich mehr Ballbesitz, vermeintlich mehr gewonnene Zweikämpfe und deutlich mehr Schüsse aufs gegnerische Tor – und das obwohl über Top-Stürmer Niclas Füllkrug nur ein Tag zuvor die Mitteilung herauskam, dass er für den Rest der Saison auf Grund einer Knieverletzung ausfiele. Vor allem Überraschung-Newcomer Hendrik Weydandt überzeugte mit viel Laufwillen und einem deutlichen Drang zum Tor – leider jedoch nicht allzu sehr mit gewonnenen Zweikämpfen. Hannover ließ sehr wenig von der Offensive der Düsseldorfer zu und konnte selbst gelegentlich vor.dem gegnerischen Tor auftauchen. Eine Groß-Chance entwickelte die insgesamt (in den letzten Spielen immer mehr zu Tage tretende) unkreative Offensive aber nicht. Weydandt und Wood liefen viel, konnten Bälle in gefährlichen Regionen aber kaum festmachen. Haraguchi und Albornoz liefen viel über die Flügel, brachten Flanken (vor allem von Albornoz geschlagen) fast nie an den Mann.

Am meisten Laufkilometer riss dabei mit Abstand Cheftrainer André Breitenreiter ab.

Der Junge Florent Muslija, der heute auf der 10er-Positon wirbeln durfte, traute sich das ein oder andere Mal ein Dribbling zu, brachte aber nahezu keines dieser durch. Am meisten Laufkilometer riss dabei mit Abstand Cheftrainer André Breitenreiter ab. Wie oft dieser innerhalb seiner „Coaching-Zone“ zum Spielfeldrand, auf seinen Platz auf der Bank und wieder zurück zum Spielfeldrand lief, dabei manchmal ruhig beobachtete, manchmal wild gestikulierte, ist nur schwer mitzuzählen gewesen.

In der zweiten Spielhälfte änderte sich das Spiel auf dem Platz ein wenig zu Ungunsten der Hannoveraner. Während Düsseldorf defensiv weiterhin äußerst gut stand und die Hannoveraner nach wie vor nicht mit Kreativität aufwarten konnten, wurde die Düsseldorfer Offensive stärker. Allen voran Kenan Karaman, letzte Saison noch in den Reihen der 96er, der zwar nicht unbedingt spielerisch glänzte, aber zwei, drei Mal plötzlich gefährlich vor dem Hannoveraner Tor auftauchte. Mit Michael Esser im Tor hatte man auf den Rängen aber zu keinem Moment das Gefühl, dass heute ein Gegentor fallen könnte. Die Hoffnung, dass 96 selbst ein mittlerweile eher glückliches Tor schießen könnte, hielt dabei an.

Schockstarre trotz angenehm winterlicher Temperaturen

Dann gelang doch noch der berühmte „Lucky Punch“ – jedoch für die aus Hannoveraner Sicht falsche Mannschaft. Michael Esser brachte bei einem von hinten heraus aufbauenden Pass in der 92. Minute den Ball direkt in die Füße der Düsseldorfer, die daraufhin rasch umschalteten. Die 96-Defensive attackierte Oliver Fink nicht beherzt genug und ermöglichte ihm so eine hervorragende Schussposition. Leicht abgefälscht, zappelte der Ball im rechten unteren Eck, wobei Michael Esser gerade in dieser Sekunde seine hervorragenden Reflexe auf der Linie vermissen ließ. Völlig überrascht von diesem späten Rückstand starrten alle 96-Spieler auf dem Platz weggetreten umher, während die gesamte Düsseldorfer Mannschaft wie wild zur Einwechselbank stürmte und zusammen feierte. Ein Bild, das man auf der anderen Seite der Mittellinie sehr sehr lange nicht mehr sehen konnte.

Diese Schockstarre der 96er löste sich auch nicht, als der Ball für zwei weitere Minuten wieder rollte. Anstatt jeden Ball hoch auf den 1,95 Meter großen Weydandt ins Zentrum des gegnerischen 16ers zu schlagen, wurde sich der Ball teilweise unbeholfen in der mittlerweile umgestellten Viererkette hin- und hergeschoben. Das ganze Ausmaß der letzten Wochen zeigte sich im anschließenden Moment des Abpfiffs. Jeder Spieler der Hannoveraner auf dem Platz stand allein, jeder in einer individuellen Geste der Verzweiflung, die alle dasselbe aussagten: „Wir reiben uns jede Woche 90 Minuten auf. Mal mehr und mal weniger miteinander, mal mehr und mal weniger für uns allein. In keinem Spiel werden wir belohnt und in keinem Spiel haben wir das Glück auf unserer Seite.“

Man merkte es den Spielern an, dass sie sich nach einem Sieg verzehren, aber nicht mehr so recht wissen, wie dieser errungen werden könnte. Auch die Fans auf den Rängen, die in ihrer Spiel-Analyse traditionell sehr schnell und meist sehr selbstsicher in der Ermittlung der Gründe für Talfahrten oder Niederlagen sind, wissen langsam aber sicher keinen Rat mehr, wo ebenjene Gründe zu finden sind. Das einzig Gute an dieser gesamten Situation bleibt, dass man trotz erst zweier Siege in dieser Spielzeit „nur“ drei Punkte Abstand auf den Relegationsplatz und somit momentan auf Stuttgart hat und auch nicht den letzten Platz der Tabelle bekleidet. Ob äußere Faktoren – wie Trainerwechsel oder Spielertransfers – oder innere Faktoren – wie Teambuildingmaßnahmen oder taktische Umstellungen – diese Mannschaft wieder auf die Erfolgsspur führen können, wird die Zeit und auch die Führungsriege von Hannover 96 zeigen müssen.

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