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Bayerns zwölfter Streich

16.12.2018 • Redaktion • Aufrufe: 544
16.12.2018
Redaktion
Aufrufe: 544

Die Bayern in Hannover, an einem Samstag, nur eineinhalb Wochen vor Weihnachten. Das bedeutet nicht nur eine rappelvolle Innenstadt, sondern auch eine ausverkaufte HDI-Arena. Deren Besucher konnten bei diesem Heimspiel von Hannover 96 ein Spiel beobachten, dessen Ausgang zu keiner Sekunde unklar gewesen war.

Miguels Kabinenpredigt

Hannover (mj). Wie immer, wenn der FC Bayern München in Hannover zu Gast ist, durchmischen sich Tribünenplätze im rot-roten Gewand, sodass nur schwer zu sagen ist, wie viele Anhänger welcher Seite wo zu finden sind. So zersetzte dieser Umstand auch beim heutigen Heimspiel die Stimmung der Ränge außerhalb der Nordkurve. Während die Fans der Nordkurve mantraartig und ergebnisunabhängig ihre Gesänge beitrugen (jedoch zu keiner Zeit mit dem Enthusiasmus glänzenderer Tage), blieben die übrigen Ränge aus Hannoveraner Sicht relativ ruhig. Aber auch die Bayern-Fans wurden ihrem Ruf gerecht. Während die Südkurve bei Spielen gegen Dortmund oder Schalke ähnlich stark von Fans der Gäste frequentiert ist, gibt es bei den Bayern einen deutlichen, akustischen Unterschied. Bei Spielen gegen Dortmund oder Schalke kann man im Klang tausender vehement tönender Stimmen baden, sodass man auch als Hannoveraner eine Gänsehaut bekommen kann. Die mitgereisten Fans der Münchner Bayern im klar abgetrennten Gästeblock klangen weite Strecken hinweg wie an Spieltagen, an denen ein paar Fans aus Greuter Fürth, Darmstadt oder Ingolstadt ihren Weg in die HDI-Arena fanden. Die übrigen, im Stadion verteilten Münchner Fans hielten ihre Unterstützung dezent zurück und warteten, bis ihr Team ihren Erwartungen entsprechend lieferte. Erst dann reagierten sie das ein oder andere Mal auf ihre zwei bis drei bekannten Fangesang-Schlager und stimmten enthusiastischer sowie stimmgewaltiger ein.

Ein Spiel wie im DFB-Pokal – Kleiner gegen Großer

Auf dem Platz war am 15. Dezember ein deutlicher Klassenunterschied zu erkennen. Aus neutraler Sicht konnte man Gefallen an der Spielfreude, dem Tempo, der Chancenvielfalt, der Ruhe am Ball, dem Passspiel und – vor allem anderen – der technischen Sicherheit und Finesse der Münchner Bayern finden. Aus Hannoveraner Sicht war der Mangel all dessen im Spiel der 96er jedoch schwerer mit anzusehen. Man kann im Nachhinein schwer sagen, dass Hannover tatsächlich ein schlechtes Spiel gemacht habe, wenn man folgende Aspekte miteinbezieht: man spielt gegen den FC Bayern, ein Team voller Stars auf ihrem fußballerischen Gebiet, gegen die man in den letzten 11 Partien jedes Mal verloren hatte. Man steht selbst gerade auf dem vorletzten Platz, in der bekannten schweren zweiten Saison nach einem Aufstieg. Man ist in einem Abwärts- oder vielmehr einem Erfolgslosigkeits-Trend gefangen, zu dem sich auch noch unglückliche Situationen (bspw. der ungerechtfertigte Elfmeter zum Ausgleich in der vorigen Woche gegen Mainz) dazugesellen. Man hat so manches Verletzungspech wegzustecken (bspw. Bebou, der bis zur Rückrunde ausfällt). All dies berücksichtigt, hat Hannover 96 ein den Umständen entsprechendes Spiel gezeigt. Michael Esser hielt einige Torschüsse der Münchner auf herausragende Weise, zeigte sich aber im Spielaufbau und bei Abschlägen nahezu nachlässig – was auf den Rängen zu wiederholtem Aufstöhnen führte. Die Innenverteidiger Felipe, Wimmer, Anton und später Elez warfen sich in die Zweikämpfe und mühten sich gegen die Münchner Offensive ab. Sie machten aber selbstverständlich den ein oder anderen Fehler, der auf dem gegnerischen Niveau sofort bestraft wurde. Genki Haraguchi zeigte, dass ihm der rechte defensivere Flügel mehr und mehr liegt, indem er manch ein erfolgreiches und zielstrebiges Dribbling ansetzte. Andererseits hatte er aber im eins gegen eins mit Kingsley Coman – der beeindruckendste Münchner an diesem Tag – nur selten eine echte Chance. Schwegler und Walace beackerten den Rasen regelrecht und waren fast überall auf dem Platz zu finden. Geniale Offensivmomente wie die der Bayern konnten sie jedoch nicht kreieren. Die Doppelspitze mit Niclas Füllkrug und Hendrik Weydandt lief die bayrische Defensive durchweg intensiv an, versuchten lange Bälle fest zu machen und ackerten auch für etwaige Balleroberungen zurück in die Defensive. Torchancen? Ein Kopfball von Hendrik Weydandt.

Taktische Veränderungen ohne jegliche Auswirkung

Auch André Breitenreiter versuchte durch seine taktischen Ideen auf das Spiel einzuwirken. Er begann das Spiel mit zwei unterschiedlichen Formationen: einem 5-3-2 wenn die Bayern in Ballbesitz waren, wobei dann Asano, Walace und Schwegler das defensive Mittelfeld besetzten, und einem 3-4-3 in der eigenen Vorwärtsbewegung (nun mit Asano als dritte Spitze und den Außenverteidigern als Flügelspieler). Nach der Halbzeitpause wechselte er mit Linton Maina für Takuma Asano zu einem 4-4-2 und nach dem vierten Treffer zu einem defensiv stabileren 5-4-1-System. Bei der Leistung der Spieler auf dem Platz haben die taktischen Kniffe jedoch zu keinem Moment eine Auswirkung auf den Spielverlauf gehabt. Denn ein Umstand konnte der Mannschaft an diesem Samstag ganz klar vorgeworfen werden: der mangelnde Einsatz in den Zweikämpfen. Natürlich rennt man den Bayern die meiste Zeit auf dem Platz hinterher. Aber wenn man im seltenen Falle mal die Gelegenheit bekommt, sich um einen Ball streiten zu können, dann sollte man dies gegen die Bayern mit vollstem Einsatz und vollster Überzeugung tun. Genau diese Dinge waren auf dem Platz auf Hannoveraner Seite nicht zu beobachten. Dass Hannover so verliert, war demnach von den ersten Minuten an klar. Dass Hannover so hoch verliert, war im Kontext der letzten Wochen auch wieder ein Quäntchen Glück. Der FC Bayern München zeigte nämlich eine spielerische Vorstellung, die ihnen in dieser Saison bislang erst selten gelungen war. Daran trägt Hannover 96 natürlich eine gewisse Mitschuld – aber die in dieser Saison des öfteren zu Tage tretende Wankelmütigkeit der Bayern der letzten Monate (wie gegen Düsseldorf oder Freiburg) begegnete den 96ern leider nicht.

Auch die auf den Rängen lauthals als unzureichend quittierte Leistung des Schiedsrichters war leider nicht der Faktor dieser heutigen Niederlage, sondern vielmehr eine Möglichkeit den Frust über das Spiel aus 96-Sicht zum Ausdruck zu bringen. Und so bleibt nur zu hoffen, dass irgendwo im Hannoveraner Köcher noch Pfeile stecken, die in den beiden letzten Spielen der Hinrunde gegen Freiburg und Düsseldorf zu zählbaren Treffern führen.

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