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Wie schlimm steht es wirklich um das Freibad Bokeloh?

17.05.2018 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1916
17.05.2018
Daniel Schneider
Aufrufe: 1916

Eigentlich sollte es am 15. Mai öffnen – doch die Türen blieben kurzfristig zu. Einen Tag später wollten viele aufgebrachte Bürger dann vom Stadtrat wissen: Warum gibt es schon wieder gravierende Probleme im Bokeloher Freibad?

Das Freibad Bokeloh | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Selbst bei den Wunstorfer Bäderbetrieben konnte man am Mittwoch gegenüber der Auepost keine konkreten Auskünfte zu den Details der Nichteröffnung machen. Mehr als dass die Betriebssicherheit gefährdet sei, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, hieß es. Dies war auch der Tenor der Aussagen von Bürgermeister Eberhardt und Mehrheitsgruppen-Fraktionschefin Kirsten Riedel – auch Aufsichtsratsmitglieder bei den Bäderbetrieben – am Mittwochabend auf der Sitzung des Wunstorfer Stadtrates. Die Firma Purena, die bereits vor zwei Jahren den Weiterbetrieb des Freibads möglich gemacht hatte, habe bereits mit der Inspektion begonnen, Genaueres wisse man aber erst Ende dieser oder Anfang kommender Woche. Am Freitag soll die Stellungnahme von Purena vorliegen.

Klar ist jedoch: Im Freibad liegt derzeit mehr im Argen, als die am Dienstag angepeilte und dann doch abgesagte Eröffnung bislang vermuten ließ. Bekannt war lediglich, dass das Planschbecken nicht betriebsfähig sein würde: es hat sich derart gesenkt, dass es nicht mehr repariert werden kann.

Karikatur: Seastre

Teilweise betriebsfähig

Mit den wesentlichen Arbeiten am Rest der Anlage wollte man eigentlich bis zum 15. Mai fertig sein. Weitere Reparaturen sollten während des laufenden Betriebs erfolgen. Noch am 9. Mai war man zuversichtlich, am 15. pünktlich um 10 Uhr öffnen zu können. Abgeplatzte Fliesen waren erneuert, ein Rohrbruch am Nichtschwimmerbeckenzulauf beseitigt worden. Das Nichtschwimmerbecken hatte sich zwar ebenfalls leicht gesenkt, konnte aber problemlos befüllt werden. Nicht instand setzen konnte man bislang die Druckerhöhungsanlage, bei der die Ersatzteilbestellung um die 3 Monate dauern kann, und noch weitere Technik. Dies hätte der Eröffnung aber nicht entgegengestanden. Das Schwimmerbecken ist zudem nun einwandfrei.

Allerdings war nun bemerkt worden, dass das Nichtschwimmerbecken Wasser verliert – und unklar ist, wohin es gelangt. Es könnte daher zu Absackungen durch Unterspülungen kommen, wie sie bereits im Planschbeckenbereich sichtbar geworden sind. Dass derartige Befürchtungen nicht nur theoretischer Natur sind, zeigte sich vor zwei Jahren, als ein Bademeister einen ganzen Meter tief einsackte.

Doch nicht betriebsfähig

Der Betriebsleiter warnte daher am Montag, einen Tag vor der Eröffnung, vor der möglicherweise drohenden Gefahr und lehnte jede entsprechende Haftung ab. Die Betriebssicherheit war damit nicht mehr gegeben, die Geschäftsleitung informierte den Aufsichtsrat, und die Eröffnung wurde abgesagt, um die Lage klären zu können. Auch der Betriebsleiter von K+S unterstützte dieses Vorgehen.

Der Aufsichtsrat hätte zwar die Anweisung geben können, trotz der Bedenken des Betriebsleiters zu öffnen, doch diese Verantwortung kann und will niemand übernehmen. Verwaltung, Aufsichtsrat und Geschäftsleitung gehen hier kein Risiko ein, sich womöglich strafbar zu machen. Man stelle sich vor, ein Besucher würde tatsächlich plötzlich neben dem Becken in einen Hohlraum stürzen.

Wütende verhinderte Schwimmbadnutzer

Obwohl Bürgermeister Eberhard gleich zu Beginn der Stadtratssitzung ausführlich über den aktuellen Stand zum Freibad informierte, blieben die Nachfragen aus der Bürgerschaft nicht aus. Es war nicht viel Platz geblieben in den Zuhörerreihen, und auffallend viele Bokeloher waren gekommen, um die Gelegenheit zu nutzen, in der Einwohnerfragestunde Rat und Verwaltung mit den Vorgängen rund ums Freibad zu konfrontieren.

Bürgermeister Eberhardt (li.) beantwortet Fragen | Foto: Daniel Schneider

Die Einwohnerfragestunde dauerte dann tatsächlich auch fast eine Stunde, die Ratsleute hatten sich viele Vorwürfe anzuhören. Viele Wortmeldungen bezogen sich dabei auf die überraschende Ankündigung, das Bad nicht zu öffnen. Denn bereits am Dienstagmorgen hatten um die 50 Badewillige auf Einlass gewartet – und standen dann nicht nur vor verschlossenen Türen, sondern vermissten auch eine adäquate Erklärung der Situation. Auch im weiteren Tagesverlauf kamen weitere Stammgäste oder Urlauber vergeblich zum Freibad. Marion Nowak, Mitglied der Freibadinitiative, mahnte eine bessere Informationspolitik und einen respektvolleren Umgang mit den Gästen an.

Zuhörer während der Ratssitzung | Foto: Daniel Schneider

Wie es sein könne, dass man erst so kurz vor der Eröffnung auf die fehlende Betriebssicherheit gekommen sei, dass seit den letzten positiven Pressemeldungen nun auf einmal so viel Wasser versickere, wurde gefragt, oder warum nicht bereits im April die Becken getestet wurden. Dass man sich „ziemlich veräppelt“ von der Bäderbetriebsgesellschaft fühle, wurde gleich mehrmals geäußert und mit Applaus der Zuhörer bedacht. Eine vor kurzem stattgefundene Begehung hätte dem Bad schließlich einen guten Zustand attestiert. Manche zweifelten auch an der Kompetenz des Betriebsleiters zur Feststellung der Betriebssicherheit oder äußerten den Eindruck, dass das Freibad absichtlich ins Abseits gestellt würde – ins Hallenbad „Wunstorf Elements“ flössen die Investitionen, das Freibad Bokeloh würde man auf Verschleiß betreiben. Von Sabotage war gar die Rede und es wurde die Frage gestellt, „ob das so mit rechten Dingen zugeht“. Auf den Einwurf, ob als Ausgleich für die verlorenen Tage nun wenigstens das Frühschwimmen wiederkäme, ging ein genervtes Raunen durch den Saal.

„Freibäder sind der Witterung ausgesetzt, das haben Freibäder so an sich.“Kirsten Riedel

Mitglieder des TSV Bokeloh, die für ihren Triathlon auf das Freibad angewiesen sind, schilderten teils sehr emotional die Bedeutung der Veranstaltung für ihren Verein und wünschten sich eine alsbaldige Zusage.

Auch die Erläuterungen von Kirsten Riedel, dass in das Bad selbstverständlich regelmäßig investiert würde oder dass aktuell allein 80 Arbeitsstunden in die Fliesenarbeiten geflossen seien und man bei Frost keine Vorbereitungsarbeiten durchführen könne, vermochten da nicht wirklich zu beschwichtigen. Bürgermeister Eberhardt kündigte an, die Investitionskosten offenzulegen, die in das Freibad Bokeloh fließen, damit sich jeder überzeugen könne, dass es nicht kaputtgespart werde. Der Aufsichtsrat ginge zudem allen offenen Fragen nach.

„Wir werden alles Mögliche machen, das Bad für diese Saison noch in Betrieb zu nehmen.“Rolf-Axel Eberhardt

Nicolai Balzer von der CDU-Fraktion trickste sich zu einer ausführlichen Wortmeldung, als er die Zuhörer aufforderte, ihm eine Frage zu stellen – denn in der Einwohnerfragestunde hätte er eigentlich kein initiatives Rederecht gehabt. Balzer versuchte, moderierend einzugreifen und stellte ausführlich seine Position dar – und machte deutlich, warum Verdächtigungen, es würde daran gearbeitet, dass Bokeloh sein Schwimmbad verliert, absurd seien. Den Unmut, den eine gewollte Schließung des Freibads Bokeloh mit sich brächte, würde sich kein Hobbypolitiker und kein Verwaltungsangestellter je freiwillig zuziehen wollen. Er verstünde es allerdings selbst nicht, warum so kurzfristig nicht geöffnet werden konnte.

Nicolai Balzer richtet sich direkt an die Zuhörer | Foto: Daniel Schneider

Dies wurde trotz vieler Erklärungen letztendlich auch nicht erhellend beantwortet – offenbar lag es vor allem daran, dass der Betriebsleiter erst am Tag vor der Eröffnung aus dem Urlaub zurückgekehrt war.

Aktueller Stand

Das Bad bleibt solange geschlossen, bis feststeht, dass Gefahren für Besucher ausgeschlossen sind. Das Kaliwerk hat unterdessen die Wasserzufuhr gestoppt, Purena untersucht den Zustand des Bades hinsichtlich des Wasserverlusts beim Nichtschwimmerbecken. Absackungen gibt es um das Planschbecken, um das Nichtschwimmerbecken können sie derzeit nicht ausgeschlossen werden. Sollte sich die Befürchtung bestätigen, dass Gefahren durch Absackungen rund um das Nichtschwimmerbecken bestehen, würden weitere – teure – Sondierungen erforderlich, mit einer Öffnung des Bades ist dann so schnell nicht zu rechnen. Trägt der Untergrund, könnte zumindest der Schwimmerbereich zugänglich gemacht werden.

Doch noch ist man bei der Stadt zuversichtlich, dass das Freibad demnächst öffnen kann. Der anstehende Triathlon des TSV Bokeloh ist noch nicht abgesagt, notfalls könnte man vielleicht ein Provisorium einrichten, das Schwimmerbecken isoliert in Betrieb nehmen, ließ man durchblicken.

Worst Case

Sollte sich der Schaden als gravierend herausstellen, dann könnte dies allerdings
nicht nur das Ende der Saison, sondern womöglich auch das Ende des Bades bedeuten. Eine Grundsanierung wäre angesichts des unsicheren Untergrundes und der langfristig ungeklärten Wasserzufuhr wirtschaftlich wohl kaum tragbar.

Doch auch wenn einige genau das vermuten – dieses Szenario wäre nicht im Sinne der Stadt. Denn dann käme der Ratsbeschluss aus dem Jahr 2012 zum Tragen, nach welchem das Hallenbad erweitert wird, wenn das Freibad Bokeloh nicht mehr technisch oder wirtschaftlich betrieben werden kann. Das käme dann noch teurer als eine Instandsetzung. Ob eine Instandsetzung nun nötig und – falls ja – möglich ist, wird sich in einigen Tagen zeigen.

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Kommentare


  • @Eike Kuntze „…als ein Bademeister einen ganzen Meter tief einsackte“ Das war doch deiner Massephase geschuldet, oder?

  • Oh man hoffentlich macht das Bad wieder auf. Lute ist überfüllt und seit das alles naturbad ist einfach nur ekelig.

  • Das Backup Freibad ist in Wunstorf. Seit 5 Jahren geschlossen. Der 85. Geburtstag ist im Juni 2018. Saniert in 1994/95, also das neueste und solideste Freibad Wunstorfs!!!
    Die Wunstorfer baden jetzt an heißen Tag wieder Jahr für Jahr in der Aue an der Kleinbahnbrücke. Annähernd an der Stelle, wo sich die alte städtische Badestelle von vor ca. 150 Jahren befand. Das Bokeloher Freibad wurde auf labilen Untergrund gebaut. Damit muss man kein Prophet sein, was in Zukunft passieren wird. Geld für das ständige Retten des Bokeloher Freibad wird es nicht unendlich geben! Ein Außenbecken am Hallenbad ist nicht in Sicht. Das Problem mit dem Problem wird zum Problem werden.

  • Marion Nowak sagt:

    Gestern in der Einwoherfragestunde der Stadtratssitzung ging es munter zu. Viele Freibadinteressenten stellten Fragen an die Verwaltung und die Ratsmitglieder. Es stellte sich heraus, dass kein Gremium die Nichtöffnung des Freibades in Bokeloh beschlossen hatte. Und die Verantwortlichen konnten nicht erklären, wo nun genau die Betriebsunsicherheiten liegen. Ich rechne damit, dass das Freibad in Bokeloh in der nächsten Woche die Türen für uns öffnet. Das Wasser sieht so einladend aus. Die CDU sagt zu, dass für Kinder und Jugendliche auch noch weitere Spielmöglichkeiten angeboten werden sollen. Fein! Danke an alle, die sich für „unser“ Freibad einsetzen.

  • Wer hat denn so kurz vor der Eröffnung die Mängel entdeckt??

  • Georg Braunroth sagt:

    Das Bokeloher Bad ist nun mal in die Jahre gekommen , siehe auch meinen Kommentar zu :: Jetzt hat auch Wunstorf einen BER– von Horst Grantel(t) .
    Es wird also Zeit festzustellen . ob eine Generalsanierung sich lohnt . Meiner Meinung nach auf jeden Fall. Ein 40 bis 50 Jahre altes Wohnhaus bekommt auch eine Generalsanierung — warum ist es bei dem Bokeloher Bad so verwunderlich , das immer wieder Schäden auftreten ?? Der Untergrund kann es nicht sein ,sonst wären schon früher Schäden entstanden. Wenn aber durch Rohrbrüche in den veralteten Rohrleitungen immer wieder m e h r oder weniger Wasser austritt ist das für jedes Bad gefährlich.
    Zum Thema WIRTSCHAFTLICHKEIT ist festzustellen , das die Fa. K + S noch für mindestens 35 Jahre das warme Wasser liefern will und kann . Wenn diese Lieferfähigkeit für den Zeitraum, von K + S schriftlich zugesagt und bestätigt werden kann , besteht ja wohl keine Frage , ob sich eine Generalsanierung lohnt .
    In den Betriebskosten ist das Bokeloher Bad eines der günstigsten – wenn nicht das günstigste in Deutschland .
    Auch ein eventueller Neubau des Freibades kann aus diesen Gründen nur in Bokeloh erfolgen .
    Auch der anstehende Neubau des Wunstorfer Hallenbades , welches auch marode ist , und wie das Neustädter Hallenbad zum Neubau ansteht — sollte aus diesem Gründen nur im Ortsteil Bokeloh erfolgen. Auch bei einem Hallenbad spielt die Beheizung und Versorgung mit warmen Wasser eine entscheidende Rolle . – also Bokeloh ,weil es am günstigsten (billigsten) ist.
    Wenn ein (Stadt)-Wunstorfer ans Steinhuder Meer will , kann man das Meer auch nicht in die Barne holen ,er muss nach Steinhude fahren . Also können auch alle nach Bokeloh zum schwimmen fahren — die Schüler fahren sowieso in jedem Falle mit dem Bus ins Schwimmbad.

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