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Wie funktioniert eigentlich eine Müllsackbörse?

24.10.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 810

Was tun, wenn am Ende der Müllsäcke immer noch so viel Jahr übrig ist? Sich gegenseitig unterstützen natürlich. Auch in diesem Jahr hat die Wunstorfer CDU wieder eine Restmülltüten-Börse organisiert. Wie das funktioniert, haben wir uns vor Ort angesehen.

24.10.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 810

Was tun, wenn am Ende der Müllsäcke immer noch so viel Jahr übrig ist? Sich gegenseitig unterstützen natürlich. Auch in diesem Jahr hat die Wunstorfer CDU wieder eine Restmülltüten-Börse organisiert. Wie das funktioniert, haben wir uns vor Ort angesehen.

Einer der ersten Wunstorfer, der sich Müllsäcke in der CDU-Geschäftsstelle am Freitagmorgen abholte | Foto: Daniel Schneider

Einer der ersten Wunstorfer, der sich Müllsäcke in der CDU-Geschäftsstelle am Freitagmorgen abholte | Foto: Daniel Schneider

Das Problem haben nicht wenige: Weil in der Region die Mülltonne noch die Ausnahme ist und beim Restmüllsack-System vorab recht genau geschätzt werden muss, wie viele Mülltüten für ein ganzes Jahr benötigt werden (und andererseits eine Mindestmenge abgenommen werden muss, auch wenn man tatsächlich weniger verbraucht), haben viele am Jahresende entweder viel zu viele oder viel zu wenige Mülltüten zur Verfügung.

Ein Umzug, ein Baby oder ein Krankenhausaufenthalt können dafür sorgen, dass das Tütenaufkommen stark neben dem tatsächlichen Bedarf liegt. Überquellende Windeleimer oder zu entsorgendes Verbrauchsmaterial bei Krankheit lassen jede Prognose schnell zur Makulatur werden – und frischgebackene Eltern oder von Krankheit Geplagte haben meist nicht noch die Nerven, sich um eine generelle Verbrauchsanpassung zu kümmern oder zur Mülldeponie zu fahren – denn im Einzelhandel lassen sich Gutscheine für das laufende Jahr im Herbst schon nicht mehr einlösen.

Das System des Entsorgungsunternehmens selbst sieht keine Erstattungen oder flexiblen Ergänzungen vor – also bleiben die Aha-Kunden entweder auf ihren überzähligen Tüten sitzen oder aber können sehen, wo sie mit ihrem Müll bleiben. Selbst- bzw. Nachbarschaftshilfe lindert hier die gröbsten Fehlplanungen. Der private Tütenhandel blüht – und auf vielfältige Weise wird getauscht oder verschenkt.

Die Beutelbörse funktioniert

Den Tauschhandel perfektioniert hat dabei der Wunstorfer CDU-Stadtverband mit seiner Mülltütenbörse. Schon zum dritten Mal organisiert er nun diese Form des bürgerlichen Mülltütenhandels. Wer überzählige Müllbeutel oder Gutscheine zu Hause hat, kann sie spenden – und wer dringend noch mehr Tüten braucht, kann sie sich gegen eine freiwillige Geldspende abholen. So helfen sich die Wunstorfer nicht nur untereinander aus, sondern es werden auch noch nicht geringe Summen für einen guten Zweck generiert.

Die diesjährige Aktion ist gerade einmal wenige Tag alt, das Jahresende noch weit weg – doch schon standen die ersten Interessierten reihenweise vor der Tür, um sich mit zusätzlichen Müllsäcken einzudecken oder diese abzugeben.

50 Euro Spenden in den ersten Stunden

Am Freitag, den 21. Oktober startete die Aktion, die zuvor bereits angekündigt worden war. Der graue Frühnebel hing noch in den Straßen, vor der Stadtkirche wuselte es beim Wochenmarkt auf dem frisch renovierten Marktplatz – und die ersten Interessierten kamen daher bereits kurz nach Öffnung der Geschäftsstelle um 9 Uhr vorbei, um Säcke vorbeizubringen oder abzuholen – oder erkundigten sich telefonisch, ob und wie viele Müllbeutel man abholen könne. Insgesamt 15 Wunstorfer beteiligten sich an diesem Tag bis zur Schließung der Geschäftsstelle um 13 Uhr an der Aktion. Einige brachten nur einzelne Müllsäcke vorbei, andere sogar ganze Rollen.

Allein am Freitagvormittag wurden so schon zwei komplette unverbrauchte Rollen und fünf uneingelöste Gutscheine gesammelt – und durch die Geldspenden der Abholenden kamen auf diese Weise bereits 50 Euro zusammen. Abgeholt werden die Müllsäcke von Wunstorfern aus allen Bevölkerungs- und Altersschichten, von der jungen Familie bis zum Rentner.

Zu Beginn maximal 3 Tüten pro Person

Momentan, in der Anfangsphase der Aktion, werden maximal drei kleine Restmüllsäcke (à 20 Liter) oder ein großer Sack (30,5 Liter) pro Person abgegeben, damit auch jeder, der Interesse hat, zum Zuge kommt. Zu einem späteren Zeitpunkt können nach Absprache in der Regel aber auch deutlich mehr Säcke abgeholt werden.

Wirkt fast wie ein Geschenk mit Schleife - und ist es ja auch: zu 3er-Bündel vorbereite Müllsäcke | Foto: Daniel Schneider

Wirkt fast wie ein Geschenk mit Schleife – und ist es ja auch: zu 3er-Bündel vorbereite Müllsäcke | Foto: Daniel Schneider

In der Geschäftsstelle sind die kleineren Tüten dabei schon zu 3er-Minirollen „vorkonfektioniert“, damit auch alles korrekt abläuft. Die so zusammengebundenen Müllbeutel sehen dabei fast aus wie ein Geschenk mit Schleifchen.

Spendenbereitschaft sehr unterschiedlich

Bislang musste nie jemand weggeschickt werden, der Tüten abholen wollte. Im Vorfeld der Aktion hatten die CDU-Mitglieder schon einmal einen gewissen Grundstock an Tüten beschafft. Doch damit das auch so bleibt und möglichst viele Spendengelder zusammenkommen, werden die Wunstorfer gebeten, ihre nicht mehr verwendeten Restmüllsäcke oder entsprechende Gutscheine weiterhin fleißig bei der CDU-Geschäftsstelle abzugeben.

Eine einzelne große Tüte hat etwa den Gegenwert von 5 Euro, ein kleiner Sack etwa den Wert von 3 Euro. Drei kleine oder eine große Tüte kann jeder sofort mitnehmen – und spendet dafür in der Regel zwischen 2 und 3 Euro, also je nachdem etwa ein Drittel bis die Hälfte des tatsächlichen Wertes. Aber auch wer gar nichts geben möchte – was so gut wie nie vorkommt -, wird nicht weggeschickt.

Mancher nutzt andererseits die Gelegenheit, um generell etwas zu spenden – oder ist offenkundig derart froh, doch noch unkompliziert an Restmülltüten heranzukommen, dass die Spendierhosen angezogen werden. Die größte Einzelspende in den letzten Jahren, in denen die Aktion schon läuft, betrug 50 Euro für eine Rolle Mülltüten. Im letzten Jahr kamen so ungefähr 400 Euro zusammen, in Neustadt, wo der dortige Ortsverband eine vergleichbare Aktion durchführt, waren es 2015 sogar 900 Euro.

Auch an die Ortsteile wird gedacht

Damit auch die Steinhuder und Großenheidorner nicht zur Deponie müssen – oder in die Kernstadt, was nun auch nicht gerade um die Ecke liegt, finden dort Ableger der Aktion statt. In Großenheidorn werden im Blumenladen „Blümchen“, Bergstraße 7, die Müllsäcke getauscht, in Steinhude übernimmt „Getränke Heidorn“, Großenheidorner Straße 61, die Abwicklung. Außerdem bietet Manfred Wenzel, Ortsbürgermeister von Großenheidorn, nach Absprache (Tel. 0151-22907726) an, ebenfalls Säcke entgegenzunehmen. Außerdem können die Großenheidorner, die es nicht selbst zum Wertstoffhof schaffen, vorhandene Gutscheine bei Wenzel abgeben, der die Gutscheine stellvertretend beim Wertstoffhof gegen Müllsäcke eintauscht. Das funktioniert übrigens auch in der CDU-Geschäftsstelle in der Kernstadt, in der man seine restlichen 2016er-Gutscheine abgeben und ein paar Tage später dann seine Rollen in Empfang nehmen kann.

Großenheidorner Ortsbürgermeister gab den Anstoß

Ursprünglich kommt die Aktion sogar aus Großenheidorn. Hier brachte Manfred Wenzel, der in seiner Eigenschaft als Regionsabgeordneter auch dem Ausschuss für Abfwallwirtschaft der Regionsversammlung angehört, die Müllsackbörse auf den Weg – nachdem er immer wieder angesprochen worden war, wo man denn von September bis Dezember Gutscheine gegen Müllsäcke tauschen könne, nachdem das jetzige System 2014 eingeführt worden war.

Es macht viel Arbeit, es zu koordinieren, jedoch auch viel Freude, einen Scheck an Kinder überreichen zu dürfen.Manfred Wenzel

Zunächst sprang Wenzel selbst in die Bresche – adapierte dann aber die bereits bestehende Idee zu einem organisierteren Tauschhandel. Nach dem Vorbild von Tauschbörsen in anderen Städten kam der Müllsacktausch gegen Spende dann so auch nach Wunstorf – zunächst nach Steinhude und Großenheidorn in Kooperation mit örtlichen Geschäften, kurz darauf auch in die Kernstadt.

Mülltüten bis weit in den Dezember

Die Aktion läuft noch bis kurz vor Weihnachten – bis dahin werden noch so einige Mülltüten den Besitzer gewechselt haben. Die CDU-Geschäftsstelle an der Synagogengasse (Nordstraße 14) ist dienstags von 14 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr für die Abgabe und Abholung geöffnet. Wer zu diesen Zeiten nicht kann, kann notfalls auch einen individuellen Termin vereinbaren. Bei Rückfragen helfen die Mitarbeiter der Geschäftsstelle unter Tel. 05031-13028 weiter.

Die Spenden von 2014 und 2015 gingen zur Verbesserung der Kinderbetreuung an den Randstundenbetreuungsverein. Wem das gesammelte Geld dieses Jahr zugutekommt, steht noch nicht fest – auf jeden Fall wird es aber wieder für einen karitativen Zweck direkt in Wunstorf verwendet werden.

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