Bokeloh (as). Triebfeder und Klammer zugleich in der Aktiven-Gruppe war und ist der gut 80-jährige Hans Schmunkamp. Voller Tatendrang und Ideen hat er sich vor mehr als zwei Jahren einen Kreis Gleichgesinnter gesucht, der ein Konzept entwickelt (Motto: „Wer weiter denkt, kauft näher ein“) und umgesetzt hat. Schmunkamp hat Berater und potente Unterstützer gefunden, und die Laden-„Gemeinschaft“, wie er sich gern ausdrückt, hat ein Geschäft eingerichtet, das den Vergleich mit professionellen Klein-Märkten nicht scheuen muss.
Das Sortiment ist weitgehend gleich geblieben seit 2020. Hier und dort hat das Team auf Waren verzichtet, die wenig Anklang fanden. Andere Angebote sind hinzugekommen. So ist ein Regal mit Büroartikeln bestückt worden. Schwerpunkt: Dinge, die die Grundschüler brauchen. Wie in Bokeloh üblich, hat das Dorfladen-Team die Details mit den Lehrerinnen und Lehrern abgestimmt. „Jetzt kommen auch die Kinder“, freuen sich Schmunkamp und sein Mitstreiter Kevin Redmann: „Und sie kommen auch allein.“
Der Kreis der Lieferanten ist den Erfahrungen angepasst worden, und auch in der Organisation hat sich einiges geändert: Schmunkamp ist aktuell der einzige Gesellschafter, der seit der ersten Stunde dabei ist. Meinungsverschiedenheiten wegen konzeptioneller Fragen haben zwei Gründungsgesellschafter zum Rückzug veranlasst. Die Suche nach Nachfolgern läuft.
Gefunden hat das Team eine neue Marktleiterin: Die 31-jährige Janine Kues wohnt quasi um die Ecke in Idensen und bringt als Fachfrau Ausbildung und Berufserfahrung mit. Sie hat weitgehend freie Hand in ihrem Bereich, und Schmunkamp ist fest davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Geführt wird der Dorfladen von vier Geschäftsführern, zu denen auch Schmunkamp zählt, und einem Beirat mit Ortsbürgermeister Matthias Waterstradt an der Spitze. Jeder hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich, die Abstimmung ist eng und kollegial.
Der eingeschlagene Weg gibt den Bokelohern Recht: Umsatzwerte von mehr als 600.000 Euro liegen weit über den kühnsten Erwartungen und sichern die Zukunft. Im Juni 2018 als Unternehmensgesellschaft gegründet, hat die Gemeinschaft die ehemalige Sparkassen-Zweigstelle übernommen und somit noch einen Kredit zu bedienen. Immer auf der Suche nach neuen Angeboten, beteiligt sich das Dorfladen-Team an der App „to good to go“: Über das Handy können sich Kunden für vier Euro eine bunte Kiste voller Obst und Gemüse sichern. Gesamtwert: in der Regel mehr als 12 Euro. Es sind Waren, die nicht verkauft werden konnten. Der Service ist ein Erfolg: Die Angebote sind regelmäßig innerhalb von Minuten vergriffen.
Der Service ist aktuell unterbrochen: Seit ein paar Tagen wohnen 21 Frauen und Kinder aus der Ukraine im gegenüberliegenden Hotel. Die Flüchtlingsfamilien haben dort die Möglichkeit, in der Hotelküche selbst zu kochen. Die Dorfgemeinschaft um Waterstradt hat aus dem Stand die Betreuung organisiert.
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