Wunstorf (ds). Auch am vergangenen dritten Advent impften die Johanniter wie schon zuvor an den Adventssonntagen vor allem in ihren Dienststellen in der Region – und realisierten damit zum dritten Mal das regionsweite „Adventsimpfen“. Das Angebot, das auch in Wunstorf regelmäßig stattfindet, zieht weiter jeden Sonntag Hunderte an. Ansonsten wird in der Kernstadt aktuell nicht ohne Termin geimpft, die nächste Möglichkeit gibt es unter der Woche in der Turnhalle Steinhude, wo täglich ebenfalls ein Impfteam im Auftrag der Region Hannover arbeitet. Ein für die Abtei geplantes dauerhaftes Impfangebot kam bis jetzt wegen Personalengpässen nicht zustande – und soll nun erst in der kommenden Woche starten. Bei Hausärzten kann das Warten auf eine Impfung noch länger dauern: Termine werden mitunter bis in den Februar hinein vergeben.
Diejenigen, die das Angebot der Johanniter in Anspruch nahmen, haben die Impfzentrumsuche nun bereits hinter sich. Am Ende eines solchen Impftages haben dann bald an die tausend Menschen eine Impfung erhalten – die große Mehrheit kommt für eine Auffrischungsimpfung.
Wirkt das „teil-stationäre“ Impfen – mobiles Impfteam an wiederkehrendem Ort – durch das Anstehen der Menschen im Freien sehr improvisiert, kann davon letztlich nicht die Rede sein – den Johannitern ist es gelungen, in der Remise am Düendorfer Weg auch baulich ein vollwertiges Impfzentrum samt Einbahnstraßensystem zu errichten.
Während Mitarbeiter unablässig neue Spritzen vorbereiten und aufziehen, sammeln sich die Wartenden auf dem Parkplatz, bis sie am Eingang zur Remise in Zelten die erste Anmeldung durchlaufen. Danach führt der Weg ins Innere, wo die Johanniter mehrere Impfstraßen hochgezogen haben. Nach nochmaliger Kontrolle der Unterlagen werden die Gekommenen einer der „Arztkabinen“ zugewiesen, wo ein Mediziner ebenfalls noch einmal Fragen beantwortet, den Impfpass kontrolliert und die zu verabreichende Impfung bestimmt.
Gleich daneben wird dann die Impfung von einem Johanniter aus dem Impfteam gesetzt – und schon kann man noch eine Viertelstunde im Wartebereich Platz nehmen und sich selbst beobachten, ob spontane Impfreaktionen auftreten – oder durchs Fenster die Warteschlange auf dem Hof. Am Ausgang auf der Rückseite gibt es dann noch den passenden Aufkleber in den Impfpass – und die Aktion ist erledigt.
Über 30-Jährige bekommen in der Regel Moderna als Impfstoff angeboten, für Jüngere wird Biontech verimpft. Grund ist ein abweichendes Nebenwirkungsprofil für Moderna bei jüngeren Menschen. Ansonsten werden beide Impfstoffe gleichwertig behandelt, wegen des derzeitigen Moderna-Übschusses bei gleichzeitiger Biontech-Knappheit erhalten die Älteren jedoch bevorzugt Moderna zugeteilt.
Der Impfstoff war auch am zurückliegenden Sonntag dann das bestimmende Gesprächsthema bei den Wartenden: Die eigene „Impfhistorie“ wurde ausgetauscht und debattiert. Dabei wird deutlich: Nicht wenige haben Bedenken, nun beim Boostern bereits den dritten unterschiedlichen Impfstoff verabreicht zu bekommen. Manche, die in der Anfangsphase z. B. aus beruflichen Gründen als Pflegekräfte oder im Schuldienst priorisiert waren und daher nun bereits spät mit ihrer Booster-Impfung dran sind, erhielten ursprünglich zunächst AstraZeneca, als Zweitimpfung Biontech – und werden nun mit Moderna geboostert. Auf einen dritten unterschiedlichen Impfstoff hätten einige erkennbar gerne verzichtet und wären gerne bei Biontech geblieben. Dem gegenüber gab es aber auch Impflinge, die schon zum dritten Mal für Moderna anstanden. Die Mitarbeiter des mobilen Impfteams beruhigten, je nach den Umständen auch mit Humor: „Ich habe auch 3 verschiedene bekommen, und es ist nichts explodiert“, meinte ein Johanniter.
„Ich habe auch 3 verschiedene bekommen, und es ist nichts explodiert“
Die Fachwelt ist bislang noch uneins, welche Kombination die ideale ist, es ist nicht bekannt, welche Kombination am besten vor Erkrankung schützt. Die Ständige Impfkommission empfahl zuletzt, möglichst denselben Impfstoff für die Auffrischungsimpfungen zu geben wie die zuvor verabreichten, hatte aber auch keine Einwände, wenn der jeweils andere mRNA-Impfstoff zum Einsatz kommt: Biontech-Biontech-Moderna oder dreimal Biontech werden also grundsätzlich als gleichwertig betrachtet. Inzwischen taucht in der Wissenschaft aber die Annahme auf, dass Kreuzimpfungen, also Impfungen mit verschiedenen Vakzinen, eine höhere Immunreaktion ausbilden – was jedoch auch noch nichts über die tatsächliche Schutzwirkung aussagt. Unterm Strich sind solche Überlegungen ohnehin zu vernachlässigen, die Unterschiede scheinen marginal.
Die Debatte um den „richtigen“ Impfstoff blieb dann auch theoretisch: geimpft wurde, was angeboten wurde – die Gekommenen vertrauten der Zuteilung durch das Impfteam.
Verteilt wurden aber nicht nur Impfungen, sondern auch Früchtetee: Ehrenamtliche der Wunstorfer Johanniter gaben Becher mit heißem Tee an die Wartenden aus. Trotz des ungemütlichen Wetters mit permanentem Nieselregel war die Warteschlange am vergangenen Sonntagmorgen wieder enorm: Rund 200 Menschen standen vom Netto-Parkplatz den Düendorfer Weg hinunter und umrundeten die Rettungsstelle bis zum Eingang am Fachwerkhaus. Bis zu 2 Stunden wurde früh am Adventsmorgen angestanden – die meisten waren gleich um 9 Uhr zur Öffnung des Impfangebotes gekommen. Die Warteschlange wurde im Verlauf des Tages jedoch kürzer: am frühen Nachmittag wurde nur noch auf dem Hof angestanden, niemand musste mehr an der Straße warten – die Wartezeit verkürzte sich auf eine halbe Stunde. Später am Nachmittag wuchs die Schlange dann wieder an – Wartezeit: eine Stunde.
Am Ende waren 797 Menschen geimpft worden, meldeten die Johanniter noch am Abend des 3. Advents – in etwa die Zahl, die auch am zweiten und ersten Advent erreicht worden war. Johanniter und Region laden auch am heutigen 4. Advent wieder zum Adventsimpfen ein – und der Abstand zur vorherigen Impfung muss nur noch mindestens 4 Monate betragen. Doch auch zuvor wurde bereits ein Auge zugedrückt, wenn die letzte Impfung nicht exakt 6 oder sogar 5 Monate zurückgelegen hatte.
Womöglich kommen trotz reduziertem Impfintervall am heutigen Sonntag dennoch weniger zum Düendorfer Weg: Denn in der vorigen Woche war bereits unter den Wartenden zu vernehmen, dass sie sich extra am 3. Advent angestellt hätten, damit mögliche Impfnebenwirkungen nicht ausgerechnet direkt vor den Feiertagen auftreten.
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