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Baubeginn für die Wunstorfer „Biketower“

11.12.2021 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1752

Spatenstich für ein mehrgeschossiges, vollautomatisches Fahrradparkhaus für den größten Pendlerbahnhof der Region: Wunstorf wird Fahrradturmstadt.

11.12.2021
Daniel Schneider
Aufrufe: 1752
Spatenstich
Thomas Silbermann, Steffen Krach, Ute Lamla, Carsten Piellusch und Olaf Lies vollzogen den symbolischen Spatenstich | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Die blauen Fahnen der Region wehten am zentralen Busbahnhof, doch die Plane im Hintergrund, die groß eine Neueröffnung ankündigte, bezog sich noch nicht auf das Areal, auf dem Bürgermeister, Regionspräsident und Niedersachsens Umweltminister am Donnerstagnachmittag zusammengekommen waren. Die Plane gehörte zur nahen Gastronomie, und das Areal, auf das sich die Aufmerksamkeit der politischen Prominenz richtete, zum künftigen Standort der Wunstorfer Fahrradparkhaustürme.

„Fahrrad einschieben, Knopf drücken – und nach 30 Sekunden ist das Gefährt perfekt platziert“ – so soll es am Wunstorfer Bahnhof nach Einschätzung der Region schon im kommenden Jahr funktionieren – im Sommer 2022 sollen die ersten Wunstorfer ihre Räder zukunftsträchtig abstellen können.

Baubeginn für die Fahrradtürme | Bild: Daniel Schneider

Ursprünglich war dort im Rahmen eines Pilotprojektes der Region Hannover ein vollautomatischer Fahrradparkturm geplant, nun wird es aber tatsächlich wie bereits bekannt eine Ausführung mit zwei direkt aneinanderstehenden Türmen. Bereits 2019 hätte es losgehen sollen, doch der Beginn des Baus verzögerte sich in der Pandemie. Auch die anvisierten Kosten liegen inzwischen höher: Statt 1,5 Millionen Euro werden nun 1,8 Millionen veranschlagt.

Großer Bahnhof neben dem Bahnhof

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) kam gerade noch pünktlich, doch Regionspräsident Steffen Krach (SPD) verspätete sich – aus zwei Gründen, wie Krach kurz darauf aufklärte: einerseits stand noch ein PCR-Testergebnis aus, da der Regionspräsident kürzlich Kontakt zu einem nun Corona-Positiven hatte – und wie zum Anlass passend hatte auch die Verkehrssituation ausgebremst: „Es ist gar nicht so einfach, mit dem Auto hierherzukommen – man sollte doch besser den öffentlichen Personennahverker nehmen“, sagte Krach – und erntete spontanen Applaus der anwesenden Grünen-Politiker, darunter Anne Dalig, die nicht als Wunstorfer Lokalpolitikerin, sondern in ihrer Rolle als Vorsitzende der Regionsgrünen vor Ort war. „Wir sind froh, dass es endlich losgeht“, war Daligs Statement am Rande des Termins, war aber darauf bedacht, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken: Der Fahrradturm sei kein grünes Projekt gewesen.

„Wir haben viel vor, wir wollen den öffentlichen Nahverkehr deutlich ausweiten“, sagte Krach und ordnete die Fahrradtürme als einen wichtigen Baustein in künftige Mobilitätskonzepte ein.

Für Krachs eigentlich geplanten Redebeitrag war zunächst die stellvertretende Regionspräsidentin Ute Lamla (Grüne) eingesprungen, die den Termin eröffnete. Olaf Lies als zweiter Redner sprach ebenso das größere Ziel dahinter an: Für die Verkehrswende brauche man zwar andere Autos, aber der alleinige Fokus darauf greife zu kurz; der Ausbau des ÖPNV sei auch eine riesige Chance, auch in einem Flächenland in Niedersachsen, so der Umweltminister. Man müsse eine Verzahnung des eigenen Fahrrades mit der öffentlichen Mobilität erreichen.

Jetzt haben wir eine Fahrradstadt mit Wunstorf

Olaf Lies, niedersächsischer Umweltminister

Den neuen genutzten Projektnamen, „Biketower“, fand Lies gelungen und eingängiger als „Fahrradabstellplatz“ oder ähnliche Bezeichnungen – und ließ es sich nicht nehmen, auf die Autotürme in Wolfsburg anzuspielen: „Wir haben eine Autostadt mit Wolfsburg, und jetzt haben wir eine Fahrradstadt mit Wunstorf“, so der Minister. Fahrräder würden immer wertvoller, daher müsse man Fahrradabstellanlagen auch verschließbar bauen. Die Türme in Wunstorf seien dabei etwas Besonderes und würden den Fokus noch einmal auf das Thema Fahrradmobilität lenken, es sei praktizierter Klimaschutz. Man müsse mehr investieren in diesem Bereich, müsse zeigen, wie modern so etwas sein kann – und könne Wunstorf bald als konkretes Beispiel nehmen, indem man sage: „So kann das aussehen.“ Augenzwinkernd bedauerte er, dass nur die Fahrräder den Turm nutzen und man nicht selbst mit dem Aufzug hoch- und runterfahren könne.

Symbolischer Spatenstich | Bild: Daniel Schneider
Ute Lamla eröffnet den Termin | Foto: Daniel Schneider

Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) bezeichnete die Baumaßnahme als „echten Hingucker und Highlight unserer Stadt“ – ein Highlight, das Piellusch nun geradezu in die Karten für seine im Wahlkampf versprochene „Fahrradstadt Wunstorf“ spielt. Platz für 240 Fahrräder sei künftig in den beiden Türmen, dem stünden derzeit über 200 Personen gegenüber, die in Wunstorf auf Wartelisten für einen Fahrradparkplatz eingetragen seien. Die Türme würden daher „sehr schnell voll sein und benutzt werden“, so der Bürgermeister.

Schlüssellos

Jeder Euro in diese Maßnahme sei sehr gut angelegt, denn Fahrraddiebstählen würde entgegengewirkt, es sei eine sichere und moderne Fahrradabstellanlage. Schlüssel wird man künftig nicht mehr brauchen: Der Zugang erfolgt über Smartphone oder Chipkarte. Auch einen Notdienst wird es geben, falls in dem vollautomatischen Turm doch einmal irgendwo etwas klemmen sollte – dann „kommt jemand und hilft“, so Piellusch, der zum Termin mit dem Fahrrad gekommen war.

Moderne Fahrradgaragen, wie sie in Wunstorf gebaut werden, sind noch selten in Deutschland, das Vorhaben hat Modellcharakter. An den Projektkosten in Höhe von ca. 1,8 Millionen Euro beteiligen sich der Bund mit 0,5 Millionen, das Land Niedersachsen mit 150.000 Euro. Die laufenden Kosten werden sich die Stadt und die Region teilen. 

Kleine Ironie an der Geschichte, bei der viel von Klimaschutz die Rede war: Um den Standort für die Parktürme bereiten zu können, wurde bereits vor Monaten ein stattlicher Baum gefällt.

Baum weg, Türme her: Hier stehen künftig die Fahrradparktürme (Archiv) | Foto: Daniel Schneider
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Kommentare


  • Ein Luther sagt:

    Die Schulen verrotten und dann baut man ein Geldgrab.
    Das ist Bürgernähe.
    Etwa genauso sinnvoll wie die rote Pflasterung der Bushaltestellen mit Blindenmarkierung und dafür Abbau der Bänke und Wetterschutzhäuschen..

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