Wunstorf (ds). Nach den ursprünglichen Plänen hätte man schon in die Vergangenheit schauen können, der Ganztagsbetrieb an der Stadtschule sollte schon Realität sein. Vor einem Jahr hätte alles bereit sein sollen. Immer noch muss man stattdessen in die Zukunft sehen: Der Umbau der Stadtschule zur Ganztagsschule ist weiter in vollem Gange, in diesen Zeiten brauchen große Bauprojekte länger.
Doch inzwischen ist man auf der Zielgeraden: Noch in diesem Sommer soll die Erweiterung der Schule abgeschlossen sein. Die letzten Restarbeiten an den Ausbauten und Außenanlagen werden aktuell vorgenommen.
Die Stadtschule ist eine von drei Grundschulen in der Wunstorfer Kernstadt und liegt im Zentrum direkt am Bürgerpark. Obwohl sie die älteste Grundschule ist, verfügte sie bereits vor dem jetzigen Ausbau über das modernste Schulgebäude. Die Gebäude der Albert-Schweitzer-Schule und der Oststadtschule sind älter.
Wie weit der Umbau vorangeschritten ist, davon konnte sich jüngst der Schulausschuss bei einem Ortstermin überzeugen: Mitte Juni ließ man sich von Schulleiter Stephan Hübner durch die neuen Gebäudeteile führen und tagte dann kurzerhand im neu errichteten Lehrerzimmer. Es war erst vier Wochen zuvor fertiggestellt worden.
Was die Schulausschussmitglieder zu sehen bekamen, war noch deutliche Baustelle im Innenausbau, aber auch eindrucksvolle neue Architektur: Neue helle, lichtdurchflutete Räume gibt es künftig für die Stadtschüler. Der Anbau wurde überaus geschickt mit dem Altgebäude verschmolzen. Im Übergang ist von innen schon heute nicht mehr zu erkennen, wo die bisherige Schule aufhört und der Neubau beginnt. Von außen wird es deutlicher: eine große Glasfront schließt nun an den Altbau an.
Verwinkelt gebaut mit vielen Schrägen war bereits der Ursprungsbau aus den 1980er Jahren – und der Neubau knüpft architektonisch an diesen Stil an, ohne jedoch das Dunkle der unverputzten Backsteinbauweise zu kopieren. Der neue Stil treibt es dabei sozusagen auf die Spitze: Schrägen und Winkel bestimmen auch hier das Raumdesign. Es bereitet tatsächlich Schwierigkeiten, mit der Kamera etwas rein Quadratisches einzufangen – der Schritt zur anthroposophischen Architektur scheint nur noch ein kleiner zu sein. Und doch wirkt alles ganz anders, moderner, mit noch mehr Glas, Holz und Edelstahl.
Rot-Orange bleibt die Leitfarbe der Stadtschule – beim äußeren Mauerwerk, und auch im Innendesign gibt es auffällige orangefarbene Akzente. Zum Beispiel im Küchenbereich der Mensa, wo eine in Orange verflieste Wand diesen Designaspekt wieder aufgreift. Eine Aula hatte die Stadtschule bislang nicht – für große Veranstaltungen wich man auf den Vorplatz oder gleich den Bürgerpark aus. Nun steckt im Erdgeschoss des Neubaus die Mensa, die auch für andere Zwecke genutzt werden kann – sogar für externe Termine der Stadt. In der angeschlossenen Küche wird nicht selbst gekocht werden, die Mahlzeiten im Ganztagsangebot wird ein Caterer liefern.
Mit dem Umbau bekommt die Stadtschule auch erstmals einen richtigen Eingang – zumindest einen, der auch als solcher erkennbar ist. „Macht uns mal einen Eingang“, habe der Wunsch gelautet, berichtete Hübner und lacht: „Ja, wir hatten vorher auch Eingänge.“ Aber ein Entrée im eigentlichen Sinne, das gab es nicht. Nun rückt der Haupteingang der Schule damit auf die Ostseite.
Die Gänge im Obergeschoss des Eingangsbereichs sind als „schwebender“ Flur in den Raum hineingebaut und verstärken den luftigen Eindruck. „Hoffentlich fällt da niemand runter“, sagt flapsig ein Teilnehmer im Vorbeigehen angesichts des Spaltes zwischen Flurgeländer und Fensterfront zum Bürgerpark.
Mit Stand Juni beliefen sich die Baukosten auf 9,6 Millionen Euro. Nach den Sommerferien kann der Ganztagsbetrieb nun aufgenommen werden.
Fotos: Daniel Schneider
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