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„Putin bekommt kein Tattoo“ – Tätowierer Andy Groß spendet für Ukrainehilfe

11.03.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1957

Das Tattoostudio am Barneplatz hat sich als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine erst umbenannt – und dann eine Spendenaktion zugunsten der Ukrainehilfe abgehalten.

11.03.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1957
Andy Groß vor seinem Studio am Barneplatz | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Viele Privatleute und auch Unternehmen starten derzeit Aktionen zur Unterstützung der Ukraineflüchtlinge und sogar eine Neustädter Coronateststation gibt pro Test einen Euro ab. Auch in Wunstorf wird gesammelt und gespendet. Mit dabei: Andy Groß, Tätowierer aus Wunstorf. Die Idee sei ihm spontan am Donnerstag vor einer Woche gekommen. Man müsse „einfach was machen“, sagt er. Schon zwei Tage später, am vergangenen Samstag, lud er dann ein, sich ein kleines Tattoo stechen zu lassen und dafür einen Betrag der eigenen Wahl zu bezahlen – dieses Geld sollte der Ukrainehilfe zugutekommen. Maximal 3 mal 3 Zentimeter, bevorzugt Friedensmotive wie z. B. Tauben oder Peace-Zeichen standen zur Auswahl. Gerechnet hatte er mit vielleicht 5 Personen – und gehofft, dass dadurch 500 Euro Spendensumme zusammenkommen. Normalerweise bedient er im Schnitt zwei Kunden pro Tag.

Von Tattowilligen überrannt

Doch auf einmal standen 30 Personen vor der Tür – weitere 15 kamen auf eine Warteliste. Von 8 Uhr morgens bis 21 Uhr abends wurde am 5. März am Barneplatz Farbe unter die Haut gebracht. Dabei kamen die Tattoowilligen nicht nur für Friedensmotive, sondern ließen sich bei der Gelegenheit gleich den Namen des Kindes o. ä. stechen. Auch Erst-Tätowierte waren an diesem Tag unter den Besuchern.

Nicht nur Tattoos wurden für den guten Zweck gestochen, auch ein Kuchenbuffet sorgte für die weitere Generierung von Spendengeldern. Am Ende waren 2.460 Euro zusammengekommen. Die rundete Groß auf 2.500 auf und übergab sie am heutigen Freitag an Dirk von der Osten, den Vorstand der AWO Region Hannover. Dieser berichtete, dass derzeit täglich rund 600 Flüchtlinge in der Region ankommen würden. Manchmal fehle es nun an simpelsten Dingen – so habe man für die in den Messehallen untergebrachten Flüchtlinge gerade 1.000 Badelatschen organisiert.

Dirk von der Osten (links) nimmt für die AWO den Spendenscheck entgegen | Foto: Daniel Schneider

Eigentlich wollte Groß die Summe direkt an die ukrainisch-orthodoxe Kirche weitergeben, doch hier gab es organisatorische Hürden. Daher ging die Spendensumme nun an die Arbeiterwohlfahrt der Region, die sich um die sachgerechte Verteilung der Summe kümmern wird. Die eine Hälfte der Summe geht an AWO International, die im Grenzgebiet zur Ukraine Flüchtlinge versorgt. Die andere Hälfte bleibt bei der AWO in der Region Hannover und wird für die hierher Geflüchteten verwendet.

Laden nach russischem Einmarsch umbenannt

Unabhängig davon hatte er zuvor seinen Laden bereits umbenannt. „Sputnik“, der Name hatte für Groß schon immer eine Bedeutung, und so wurde es auch zum Firmennamen seines 2019 gegründeten Tattoostudios. Nach dem ersten Satelliten im Weltall, den die Sowjetunion 1957 in die Erdumlaufbahn gebracht hatte, sollte das Geschäft fortan jedoch nicht mehr heißen. Zu sehr war der Name nun mit Russland verbunden. Um ein Zeichen zu setzen, wurde der alte Firmenname aufgegeben. Das Studio heißt nun „Black Fortress Tattoos“.

Die Farben der Ukraine überdecken den alten Firmennamen am Barneplatz | Foto: Daniel Schneider

Die Beschriftung auf den Schaufenstern ist allerdings noch die alte – „es ist noch zu kalt, wir bekommen die Beklebung nicht ab“, erklärt Groß gegenüber der Auepost. Sonst wäre sein Werbetechniker aus Hagenburg schon längst mit der neuen Beschriftung in Aktion getreten. Daher ist der Hauptschriftzug im Schaufenster derzeit mit einer großen Ukraine-Flagge überklebt. Die Umbenennung soll dauerhaft sein, eine Rückkehr zu „Sputnik“ wird es nicht geben, auch wenn die Umfirmierung viel Arbeit bedeutet: Nicht nur die Ladenbeklebung ist zu ändern, einen ganzen „Rattenschwanz“ zöge das nach sich, von den Visitenkarten bis zur behördlichen Anmeldung.

Der 43-jährige Andy Groß eröffnete 2019 unmittelbar vor Ausbruch der Coronapandemie sein eigenes Studio am Wunstorfer Barneplatz. Sein erstes eigenes Tattoo bekam er mit 13 Jahren gestochen – bezahlt von der Mutter.

Die Umbenennung und die große Ukraineflagge auf dem Schaufenster riefen in den vergangenen Tagen jedoch nicht nur positive Reaktionen hervor. Auch Kritik bekam Groß zu hören, das Statement wurde ihm als russenfeindlich ausgelegt. Davon distanziert sich Groß entschieden: „Ukrainer, Russen … alle sind bei mir willkommen“, sagt der Künstler. Nur der russische Präsident nicht. „Putin bekommt bei mir kein Tattoo mehr“, so Groß.

Die Aktion soll beizeiten wiederholt werden – dann allerdings will sich Groß Unterstützung von einem zweiten Tätowierer holen.

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Kommentare


  • Gilbert sagt:

    Naja. Vielleicht erbarmt sich Seine Heiligkeit der Papst dazu, sich dort ein Tattoo stechen zu lassen.

    • Basti g. sagt:

      Naja seine Spenden sind ja gut ! Aber ob es die tattoos sind ist betrachtungssache ! Geschmack ist Geschmack nech andy

  • SA sagt:

    Ich kenne den Mann. Bin selber Kunde. Konnte leider am Samstag aufgrund einer Hochzeit nicht dabei sein.
    Guter Mann! Lob und Anerkennung!

  • Grit D. sagt:

    #Putin bekommt bei mir kein Tattoo mehr:
    Wieso eigentlich?
    ‚N Ar*** mit Ohren würde sich am Kriegstreiber richtig gut machen!

    Okay: in der derzeitigen Lage ist Humor nicht so wirklich angebracht- doch DAS konnte/wollte ich mir dann doch nicht verkneifen.

  • Wunstorfer sagt:

    „Putin bekommt bei mir kein Tattoo mehr“

    Da wird er jetzt aber weinend in der Ecke seine Bunkers liegen…

    • Basti g. sagt:

      Wenn Herr Putin genügend € auf den Tisch legt würde der Andy bestimmt eine nachtschicht für ihn machen

      • Grit D. sagt:

        @ Basti G.

        „Schuss ins Blaue“ meine Vermutung, dass Ihr Kommentar nicht wirklich ernst gemein war.

        Falls doch:
        Auch wenn ich #Andy persönlich nicht kennengelernt habe, so zeigt mir dessen Engagement für die durch Putins Angriffskrieg mehr als schwer geprüften Bürgerinnen und Bürger der Ukraine, dass der mir unerträgliche Mann seine vor den gegen ihn verhängten Sanktionen sämtlichen beiseite geschafften Euros ruhig auf Andys Tisch legen kann.

        Ein Tattoo nach seinen Wünschen wird ihm Andy mit Sicherheit nicht stechen werden.

        Hier sei von mir nochmal der Ar*** mit Ohren erwähnt.
        DEN würde ihn Andy vielleicht- ganz vielleicht doch noch stechen.

        Köstlich die Vorstellung, wie dieser Despot derart verziert durch die Gegend eiert!

        • Basti g. sagt:

          Jeder ist käuflich ! Natürlich ist Herr putin sehr unsympathisch aber genügend Geld hat er

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