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Über die maßlos überteuerten Lebensmittel an der Tankstelle und warum ich dort regelmäßig Kunde war

08.09.2020 • Redaktion • Aufrufe: 808

Es gab eine Zeit, da war eine Tankstelle noch ein Ort zum Befüllen des entleerten Autotanks. Mittlerweile ist sie zum Mini-Supermarkt entartet und zum neuen sozialen Treffpunkt geworden, einem neuzeitlichen Tante-Emma-Laden.

08.09.2020
Redaktion
Aufrufe: 808
Historische Tankstelle zum Befüllen von Autos mit Sprit. Heute undenkbar unkompliziert und unaufdringlich

Historische Tankstelle zum Befüllen von Autos mit Sprit. Heute undenkbar unkompliziert und unaufdringlich | Foto: austriannationallibrary

Es gab eine Zeit, da war eine Tankstelle noch ein Ort zum Befüllen des entleerten Autotanks. Mittlerweile ist sie zum Mini-Supermarkt entartet und zum neuen sozialen Treffpunkt geworden, einem neuzeitlichen Tante-Emma-Laden: Klön-Café, Bäckerei, Kiosk, Wechsel- und Schnackstube. Ganz nebenbei kann man sein Kraftfahrzeug mit Brennstoff befüllen.

Es ist schon länger kein Geheimnis mehr, dass Tankstellen ihre Gewinne nicht mehr mit ihrem Kerngeschäft erwirtschaften, sondern an Zusatzverkäufen wie Tabak, Zeitschriften oder Lebensmittel. Mitarbeiter sind angehalten, der Kundschaft Zusatzprodukte zu einem Vielfachen des Normalpreises anzubieten. Die Margen sind gewaltig.
An der Tankstelle schalten wir den Verstand aus und handeln völlig irrational. Wir sparen beim Spritvergleich einige Cent und verschleudern die Euros beim Nahrungskauf wie Konfetti an Fasching. Becher Kaffee für 3 €, Chips für 3.50 €, H-Milch für 2 €. Ich gönn’ mir heute richtig. Energy-Drink für 4 €. Proteinriegel für 3 €. Die Tankstellen wissen uns perfekt zu ködern. Es geht um ein angenehmes Umfeld für Kunden – Erlebnisshopping lautet der neue Trend. Persönliche Kundenansprache und Dialoge wie in der Kneipe nebenan.

– Payback-Karte dabei?
– Nö.
– Deutschland-Card?
– Nö.
– ADAC-Mitglied?
– Nope.
– Noch einen Kaffee dazu?
– Nee.
– Vielleicht einen Snack?
– Nö.
– Wir haben noch Kugelschreiber im Angebot …
– Nö.
– Wie wollen Sie zahlen?
– Nö.

Ende der 90er Jahre besaß ich zwar kein Auto, war aber dennoch regelmäßiger Kunde bei den Tankstellen. Ich bewohnte eine WG, und die Geschäfte hatten nur bis 18.30 Uhr geöffnet.

Da wir von der Hand in den Mund lebten, waren Kühl- und Vorratsschrank stets leer.
Wenn wir mal wieder einzukaufen vergaßen, wurde zu später Stunde der zuverlässige Nahrungsmittelversorger vor Ort mit dem Fahrrad angesteuert. Schon damals war der Magen größer als der Verstand, und wider besseren Wissens kauften wir völlig überteuert ein.
Dann hieß es nur: „Fährst du zur Tanke? Bring mir was mit! Hier haste 10 DM für ’ne Cola und ’ne Tüte Chips.“

Diese Kolumne erschien zuerst in Auepost #3 – 12/2019.

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