Hannover/Wunstorf (red). Schon wieder ein Oberleitungsschaden auf der Strecke zwischen Wunstorf und Nienburg: Wie die S-Bahn Hannover mitteilt, ist die Linie S2 aufgrund des Schadens seit heute Morgen unterbrochen. Ein Güterzug habe die Oberleitung beschädigt. Die S2 fährt aus Hannover deshalb nur bis Wunstorf und von dort wieder zurück. Für den gesperrten Streckenabschnitt ist Busnotverkehr mit zwei Bussen eingerichtet. Auch im übrigen Bahnverkehr kommt es zu Ausfällen oder Verspätungen.
Update: Gegen 12.30 Uhr war der Streckenabschnitt wieder freigegeben worden, die S2 fährt wieder regulär.
Es ist bemerkenswert, wie oft in Medienberichten von einem „Güterzug, der die Oberleitung beschädigt“, die Rede ist. Dabei ist es technisch schlicht nicht der Zug selbst – egal ob Güter- oder Personenzug –, der den Schaden verursacht, sondern der Pantograph der Lokomotive. Dieser nimmt den Strom von der Oberleitung ab und kann bei einem Defekt oder einer Störung die Leitung beschädigen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob die Lokomotive einen Güterzug zieht oder solo unterwegs ist.
Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass der Güterzug hier stellvertretend für das Klischee des „SUVs auf der Schiene“ herhalten muss – groß, schwer, störanfällig und irgendwie schuld an allem. Dabei gibt es keinen physikalischen Zusammenhang zwischen der Art der transportierten Fracht und der Wahrscheinlichkeit eines Oberleitungsschadens. Vielleicht wäre eine präzisere Berichterstattung angebracht?
Tatsächlich reißen speziell ICE häufiger als Güterzugloks die Oberleitung herunter.
Das ändert jedoch nichts daran, dass In der Summe Oberleitungsschäden, aber auch Oberleitungsunfälle mit Menschen und Tieren viel zu häufig passieren – etwa alle zwei Wochen ein Bahnstrom-Personenunfall mit meist tödlichem Ausgang, da zeitgemäßer Stromschlagschutz an Oberleitungen aus Kostengründen fehlt.
Daher kommen in keinem anderen Bahnsystem so viele Menschen und Tiere um wie im elektrischen.
„Daher kommen in keinem anderen Bahnsystem so viele Menschen und Tiere um wie im elektrischen.“
Woher kommt diese Behauptung?
Haben Sie da irgendetwas belastbares oder ist das lediglich ihre eine Meinung?
Grundsätzlich bringt eine Unfallgefahrerhöhung mehr Unfälle mit sich. Die zusätzliche Gefahr ist im el. Bahnbetrieb die Stromschlaggefahr.
Zu bahnstrombedingten Tierunfällen können Sie z.B. in „Wirkungsprognose…“ des EBA nachlesen.
Hinzu kommen die zusätzlichen Personenunfällen des el. Bahnbetriebs; dazu eine exemplarische Auflistung aus dem Jahr 2013/14:
05.10.13 1 Person Finnentrop lebensgefährliche Verbrennung
08.10.13 1 Person Rüsselsheim Brandverletzung
07.11.13 1 Person Wiesbaden schwere Brandverletzung
26.11.13 1 Person Rathenow tot
02.12.13 1 Person Hamburg lebensgefährliche Verbrennung
18.12.13 1 Person Nidderau schwere Verbrennung
27.12.13 1 Person Berlin tot
28.12.13 1 Person Essen schwerste Verbernnung
03.01.14 1 Person Ingolstadt tot
16.02.14 1 Person Pforzheim tot
14.03.14 1 Person Leipzig schwere Verbrennung
31.03.14 1 Person Nürnberg lebensgefährliche Verbrennung
27.04.14 1 Person Hannover schwere Verbrennung
11.05.14 1 Person Nürnberg schwere Verbrennung
20.05.14 1 Person Hochstadt tot
07.06.14 1 Person Osnabrück schwerste Verbrennung
09.06.14 1 Person Nordenham schwere Verbrennung
15.06.14 1 Person Frankfurt a.M. lebensgefährliche Verbrennung
18.06.14 1 Person Konstanz tot
30.06.14 1 Person Gütersloh schwerste Verbrennung
17.08.14 1 Person Köln-Kalk schwere Verbrennung
22.08.14 2 Personen Köln-Zollstock 1 P. tot, 1 P. lebensgefährliche Verbrennung
27.08.14 1 Person Villingen tot
23.09.14 1 Person Düren tot
Oberleitungen fallen aus durch Vögel, Sturm, Eis, Blitz, Vandalismus, Kabediebstahl, Bauplanen, Lkw-Aufbauten an Bahnübergängen, Kinderballons usw.
In keinem anderen Bahnsystem treten derart viele Beriebsstörungen auf.