Als wir auf die Baustelle kommen, herrscht gute Laune und umtriebiges Werkeln – es wird gesägt, gehämmert, geschraubt. Mittendrin unser Titelbild: Stefan Zaja, 37 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Kindern und angehender Zimmermann.
Nachdem er zehn Jahre lang als Krankenpfleger gearbeitet und anschließend „Soziale Arbeit“ studiert hat, benötigt Stefan einen Tapetenwechsel und stellt fest: „Das kann nicht alles gewesen sein!“ Der entscheidende Impuls kam vor sechs Jahren beim Hauskauf. Schon immer hatte Stefan Interesse an handwerklichen Arbeiten, die nun in dem neuen Projekt „Eigenheim“ einen großen Teil im Leben der Familie einnimmt. Fortan stellt sich bei den Sanierungsarbeiten heraus, dass das Handwerk für Stefan kein notwendiges Übel, sondern eine versteckte Leidenschaft ist, die seinen beruflichen Weg noch einmal auf den Kopf stellen sollte.
Die Erfüllung dieses Wunsches, einer erneuten Ausbildung im Handwerk, zieht Zweifel nach sich. „Ich wechsle von einem gelernten Beruf mit festem Arbeitgeber zurück auf die Schulbank mit einer geringeren finanziellen Sicherheit“, erzählt Stefan. „Das wäre für viele vermutlich Grund genug, diesen Schritt nicht zu wagen. Aber ich musste es einfach tun.“ Seine Frau unterstützt Stefan nicht nur, sondern motiviert ihn zu diesem Schritt, der auch Wagnis bedeutet. „Es ist auf ihrem Mist gewachsen“, lacht Stefan. Seine Frau ist es, die in ihm Begabung und zugleich Naturell erkennt und sieht, wie viel Freude es ihm bereitet. Schnell wird klar, dass es diese abwechslungsreiche Arbeit an der frischen Luft sein soll, die Arbeit mit Naturelementen, mit Holz.
Nach einigen Praktika wird Stefan auf eine lokale Firma aufmerksam und beginnt hier seine Ausbildung zum Zimmermann. „Das war ein echter Glücksgriff, gerade auch in diesem Team“, erzählt der angehende Handwerker. Obwohl viele Gesellen jünger sind als er und auch der Altersunterschied sich in der Berufsschule bemerkbar macht, stellt dies weder für Stefan noch für seine Berufskollegen ein Problem dar. „Im Gegenteil“, erzählt Stefan, „durch den lockeren Umgang miteinander und den wechselnden Teams wird es nie langweilig.“
Im Gespräch mit Stefan wird eines deutlich: Er ist mit seiner Entscheidung des Berufswechsels sehr glücklich und fühlt sich rundum wohl bei seiner Ausbildungsstätte. „Die Chemie stimmt einfach, während der Arbeit aber auch nach Feierabend“, erzählt ein sichtlich zufriedener Lehrling. Es scheint, als sei man für seine Wünsche nie zu alt – und dass man Umwege in Kauf nehmen sollte, um seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Stefan ist der lebende Beweis.
Schreibe einen Kommentar