Kolenfeld (red). „Ho-ho-ho“, ruft der Mann in rotem Gewand und weißem Rauschebart, dazu läutet er eine goldene Glocke. Der Weihnachtsmann ist da – in Kolenfeld traditionell schon ein paar Tage vor Weihnachten. Aufgrund nicht ganz vollständig geschlossener Schneedecke kommt er nicht mit dem Schlitten, und auch die Rentiere hat er in der Garage gelassen. Er kommt zu Pferde, lässt sich vom Weihnachtsmanngehilfen mit der Ponykutsche kutschieren, und rauscht mit flottem Tempo über die Straßen heran zu den Häusern, wo er von vielen Kindern bereits an den Türen oder am Gartenzaun erwartet wird.
Im vergangenen Jahr hatte die Auepost ihn zufällig entdeckt, dieses Jahr haben wir uns extra auf die Lauer gelegt – und werden nicht enttäuscht. Schon von weitem ist die leuchtend rote Kutte zu sehen, und trotz Nieselregen und Gegenwind steht er erhaben in einnehmender Erscheinung aufrecht in der Kutsche und wirkt dabei sogar trotz dickem Bauch überraschend sportlich.
Angefangen hatte es im Jahr 2020 inmitten der Coronapandemie, erzählt Timo Seegers: Damals sollte eigentlich der Weihnachtsmann für die Kinder des Ortes zum örtlichen Weihnachtsmarkt kommen. Der Markt wurde wegen des zweiten großen Lockdowns abgesagt – stattdessen kam dann der Weihnachtsmann persönlich von Haus zu Haus. Ein neuer Weihnachtsbrauch in Kolenfeld war damit entstanden und hat sich bis heute gehalten, getragen vom Engagement der Beteiligten und ihrer Helfer.
Fast 80 Familien stehen auf der Liste des „Weihnachtsmannes“ – den es in Kolenfeld in Wirklichkeit sogar in doppelter Ausführung gibt. In zwei Touren sind die Gespanne am 3. Adventssonntag unterwegs. Anders wäre es nicht zu schaffen. Insgesamt 144 Kinder bekommen Besuch – und eine Kleinigkeit geschenkt.
Organisiert wird die Aktion von den Fördervereinen der Kitas und der Grundschule, gesponsert vom örtlichen Edeka und der Gewerbegemeinschaft. Die Ponylogistik für die Weihnachtsmannschaften übernehmen zwei Familien.
Ganz unorthodox passt sich der Mann in Rot dabei dem modernen Straßenverkehr an: Da gibt der Weihnachtsmann, auf der Kutsche stehend, persönlich schon einmal Handzeichen mit ausgestrecktem Arm wie ein Radfahrer, wenn an der Straßenkreuzung nach links oder rechts abgebogen werden muss.
Aber nicht nur stationär wird beschenkt. Als der Weihnachtsmann ein Kind in einem vorbeifahrenden Auto entdeckt, ruft er kurzerhand: „Halt, für euch hab ich auch was!“ Dann reicht er Schokolade durchs Autofenster, und eine weitere Familie ist glücklich, dem Weihnachtsmann in Kolenfeld begegnet zu sein. Noch 14 weitere Kinder werden es an diesem Tag sein, die spontan eine besondere Weihnachtsbegegnung haben.
Über eine WhatsApp-Gruppe wird Kontakt zu allen Familien gehalten, und der Weihnachtsmann gibt auch seinen Live-Standort durch. Direkt Geld spenden kann man für die Aktion übrigens nicht – die Macher rufen stattdessen dazu auf, den Fördervereinen beizutreten oder direkt mitzuorganisieren.
Mit Geld wären die Helfer mit Herz ohnehin nicht aufzuwiegen. Die Weihnachtsmanngeschenke werden bereits von den Unternehmen beigesteuert.
Im kommenden Jahr jedoch wird das inzwischen vertraute Bild der Weihnachtsmänner auf Kolenfelds Straßen pausieren. Dann findet der Weihnachtsmarkt turnusgemäß wieder im Ort statt – und der Weihnachtsmann verteilt dann dort wie schon früher wieder zentral Geschenktüten an die Kolenfelder Kinder.
Einfach nur süß!
Besser als ein grell illuminierter Weihnachtsmarkt, auf dem es nur blinkt, nach Bratwürsten riecht und verjazzte Weihnachtsmusik dudelt, rauf und runter.