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Über den Dächern von Luthe: Richtfest am neuen Lebenshilfe-Haus

05.11.2024 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1118

Was entsteht da gerade in Luthe? 21 neue Wohnungen für Menschen mit und ohne Behinderungen sind im Bau. Die Lebenshilfe zieht mitten in den Ort und will den künftigen Bewohnern gleichzeitig Refugium und ein Leben im Mittelpunkt ermöglichen. Ein Blick ins künftige Gebäude.

05.11.2024
Daniel Schneider
Aufrufe: 1118
Joana Berkau von der Firma Weber Massivhaus fotografiert ganz oben | Foto: Daniel Schneider

Im übernächsten Jahr sollen die ersten Bewohner einziehen können – und aktuell ist alles im Plan. Am vergangenen Mittwoch, den 30. Oktober, wurde Richtfest gefeiert an der Hauptstraße Nr. 16, nur ein paar Schritte entfernt von der markanten „Sternkreuzung“ in Luthe.

Ein zukunftsweisendes Haus soll es werden, denn manche neue Idee werde hier umgesetzt, die auch direkt von den Menschen beigesteuert wurden, die hier bald leben können, berichten Christian Siemers und Cordula Wilberg vom Vorstand der Lebenshilfe Seelze. Die Wohnungen sollen Zuhause und Rückzugsort sein.

Man wollte mit dem inklusiven Wohnprojekt außerdem bewusst nicht an einen Ortsrand, sondern mitten hinein ins Geschehen – nach Luthe. Das ist klar gelungen. Wie zum Beweis schaute mancher Anwohner direkt vorbei beim Richtfest und informierte sich neben der Ortspolitik und den Baubeteiligten über die Baustelle und die weiteren Pläne.

Aufsichtsratsvorsitzende Cornelia Fricke, die Vorstände Cordula Wilberg und Christian Siemers sowie Innovationsmanagerin Kathrin Schümann (v. l.) beim Richtfest | Foto: Daniel Schneider

Auch „einen Klotz“ wollte man nicht einfach bauen: Das neue Gebäude entsteht in ähnlicher Form wie die vormals dort seit rund 100 Jahren stehende Hofanlage und knüpft mit der L-Form an die alte Ansicht an.

Inklusion nicht am Rande

Insgesamt 21 Wohnungen entstehen hier – Einzelapartments mit maximal je 50 Quadratmeter Fläche. Menschen mit Behinderungen soll an dieser Stelle nicht nur ein selbstbestimmtes Wohnen ermöglicht werden, ein Teil der Wohnungen wird auch auf dem freien Wohnungsmarkt verfügbar sein und steht allen offen – inklusives Wohnen soll selbstverständlich werden.

Noch sind die konkreten Angebote nicht verfügbar, doch im kommenden Jahr soll man sich auf sie bewerben können. Für die übrigen Wohnungen, die für Menschen mit Behinderungen gedacht sind, bestehe bereits große Nachfrage.

3. Etage: Dachboden | Foto: Daniel Schneider
Noch leerer Fahrstuhlschacht im Gebäude | Foto: Daniel Schneider

Während Lebenshilfe-Innovationsmanagerin Kathrin Schümann strahlend durch die Menge wirbelt und die Gekommenen mit Informationen zum Projekt versorgt, gerät Aufsichtsratsvorsitzende Cornelia Fricke direkt ins Schwärmen über die Möglichkeiten, die das Haus mit diesem Standort künftig für die Mieter der Lebenshilfe biete. Mitten im Geschehen zu sein, das habe für die Bewohner hohen Stellenwert – zu denken sei etwa an den einfachen Zugang zur örtlichen Infrastruktur. Inklusion ist auch hier das Stichwort, das es mit Leben zu füllen gilt.

Ein Blick in die Etagen des Rohbaus war am Mittwoch ebenso möglich, was auch viele Besucher nutzten. Denn der Aufzugsschacht ist zwar noch leer, doch das Treppenhaus bereits fertiggestellt. Bis hinauf unters Dach führte der Weg, an dem die Zimmerleute weiter werkelten. Leicht einsetzender Regen sorgte dabei für eine ungewohnte Erfahrung: Man konnte einmal direkt unter einem neu errichteten Dachgebälk stehen – und war den Witterungseinflüssen trotzdem direkt ausgesetzt. Die Dachbodenfläche wurde zu einer großen Aussichtsplattform mit Rundumblick auf Luthe.

Es wird um die alten Bäume herumgebaut

Höher noch als das Dach stehen jedoch die auf dem Gelände vorhandenen alten Bäume. Sie wurden für den Neubau nicht entfernt, sondern bleiben erhalten. Einerseits, weil Luthe eine Baumschutzsatzung hat, andererseits, weil die Lebenshilfe die Bäume sowieso erhalten wollte: Der grüne Charakter des ehemaligen Gehöftes soll auch mit der Neubebauung bestehen bleiben. Daher wurde und wird um die Bäume herumgebaut. Das ist nicht immer einfach: Vor allem der hohe Baukran musste sichtliche Verrenkungen machen, um überhaupt aufgestellt werden zu können. Die Baustelle dürfte sich damit derzeit um eine der grünsten Baustellen in der Stadt handeln.

Andrang beim Richtfest trotz wechselhaftem Wetter | Foto: Daniel Schneider
Der Richtkranz ist am Giebel zur Straßenseite angebracht | Foto: Daniel Schneider
Auf der Richtkrone: Handabdrücke | Foto: Daniel Schneider
Kran neben Baum | Foto: Daniel Schneider
Noch wirkt der Blick über Luthes Dächer unfertig | Foto: Daniel Schneider

Vom alten Grün werden daher auch die künftigen Bewohner profitieren. Denn auch einen großen Hof wird es weiterhin geben, dazu wird noch ein zusätzliches Wirtschaftsgebäude errichtet. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes sind Gemeinschaftsräume sowie ein öffentlich zugänglicher Mehrzweckraum geplant, auch deren Konturen sind bereits erkennbar.

Die künftige Wohnanlage im Ortszentrum von Luthe erweitert das Angebot der Lebenshilfe Seelze. Zurzeit leben etwa 140 Menschen mit Behinderungen in Wohngemeinschaften und Wohnstätten in Wunstorf, Luthe, Idensen und Holtensen. Dazu kommen noch mehr als 120 Menschen, die in ihrer eigenen Wohnung leben und ihren Alltag weitgehend selbstständig organisieren. Dazu gehört auch eine Trainingswohnung: Sie liegt am Wunstorfer Barneplatz und dient dazu, den Schritt in die Selbständigkeit vorzubereiten. 

Errichtet wird das Wohnprojekt vom Generalunternehmen Weber Massivhaus aus Isernhagen, das auch an anderer Stelle in Wunstorf tätig ist. Zuletzt habe man etwa in der Kernstadt ein Haus in Holzrahmenbauweise errichtet, erzählte Joana Berkau, die gerade für die Firma selbst das Richtfest dokumentierte und dazu den höchsten Punkt des Baugerüstes erklomm, der Auepost.

Direkt an der Hauptstraße in Luthe entsteht das Gebäude | Foto: Daniel Schneider
Blick zur Straßenseite aus den oberen Stockwerken – Die Sternkreuzung ist zu sehen | Foto: Daniel Schneider
Das Gebäude hat L-Form: Flure zu den künftigen Apartments | Foto: Daniel Schneider

Die Lebenshilfe Seelze investiert mit dem Bau rund 4,3 Millionen Euro in Luthe. Diese Investition wird möglich, da die Lebenshilfe als gemeinnütziger Verein keinen Profit erzielen muss und außerdem durch öffentliche Programme gefördert wird. Wärmepumpe und Solaranlage werden das Haus später klimaneutral mit Energie versorgen, einige Autostellplätze werden mit Ladesäulen ausgestattet sein.

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Kommentare


  • Birgit N. sagt:

    Beispielhaft, dieses Projekt unter Berücksichtigung vorbildhaften Naturschutzes.
    Zieht man die Parallelen zu Projekten in Wunstorf auch hinsichtlich Natur und Umwelt, sieht man Unterschiede, die zu denken geben.
    Stadtlogo, Umweltpreis für was? Zieht mal die Vergleiche auch im Kleinen.
    Und: Baumschutzsatzung, genau die sollte endlich bindend für alle eingeführt werden.
    So kann nicht mehr jeder im Garten machen, was er will.
    Und: Neubaugebiete wie in Steinhude zu Lasten der Umwelt, Abriss etc. sind keine Beispiele für Umwelt- und Klimaschutz.

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