Homeschooling: Ein relativ neues Wort in aller Munde, und jetzt auch schon geraume Zeit zuhause live erlebbar. Ganz neue Erfahrungen für Eltern, Schüler und Lehrer. Die einen lieben es (Lehrer: Jetzt seht ihr mal, wie das ist!), die anderen hassen es, der Rest mal so, mal so. Es gibt ja immer und an allem gute und schlechte Seiten.
Das Gute daran – laut meinen Kindern: Ausschlafen, autarke Zeiteinteilung, selbstbestimmte (Spiel-)Pausen, und wenn man richtig reinhaut, hat man den Rest der Zeit frei. In der ersten Woche zum Beispiel hat eine Tochter abends alle Matheaufgaben für die ganze Woche runtergeackert, so dass sie die ganze restliche Woche kein Mathe machen musste. Quasi Bingeschooling. Das geht natürlich nur, wenn die Kinder motiviert sind. Sind sie auch, seltsamerweise. Die jetzige Freiheit wird dankend angenommen und dafür brav homegeschoolt. Das sieht natürlich woanders ganz anders aus. Szenen des Grauens höchstwahrscheinlich, die ich mir gar nicht vorstellen mag.
Das Schlechte daran – aus meiner Sicht: So viele Computer, Laptops und Co. für alle Videokonferenzen auf einmal (ich und mein Mann machen ja auch Homeoffice) haben wir gar nicht. Ständig kommen neue Onlineaufgaben dazu. Ziemlich viel Onlinezeit. Alles läuft nur noch online. Kann man mögen, muss man aber nicht. Außerdem: Ständig will jemand was essen oder trinken, und auch wenn sich die Kinder schon zumindest zwischendurch teilweise selbst versorgen können, liegen die Reste der Selbstversorgung jedes Mal noch irgendwo rum. Ich finde an den absonderlichsten Stellen Nahrungsreste. Hoffentlich kriegen wir keine Ratten.
Es ist halt immer noch ein bisschen wie früher. Wenn alle Homeoffice machen, ist die Mutter die Sekretärin für alle. Vor allem für die Kinder. Der Ehemann schafft es eigentlich schon, sich selbst – zumindest teilweise – zu versorgen, aber die Kinder bleiben bei mir hängen. Multitasking können wir immer noch besser. Wenn alle zuhause sind, ist auch alles ständig dreckig! Unendlich viel Dreck und Unordnung können in nur wenigen Minuten produziert werden. In den Pausen wird dann ja auch gespielt. Das heißt, man kann nur schlecht säubern, da ja alles ständig voller Spielzeug ist. „Ja, dann müssen die Kinder das halt wegräumen!“ Meine Erfahrung ist, dass ständige Ermahnungen über einen gewissen Zeitraum hinweg verhallen. Ungehört.
Alles in allem kann ich mich dennoch nicht beklagen. Aber manchmal muss man das einfach mal loswerden. Man trifft sich ja jetzt so selten. Viel weniger Ventile. Also müssen Sie sich das jetzt mal anhören. Uns geht’s gut, und ich hoffe, Ihnen auch!
Eure Vivian
Zuerst erschienen in Auepost #9 (06/2020)
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