Glücklich sei man mit der Entwicklung der letzten Jahre im Küsters Hof ohnehin nicht, betont Volker Schmidt, Geschäftsführer der Ex + Job Arbeit und Freizeit GmbH und zugleich Verpächter, aber letztlich gab ein „besonderes Vorkommnis“ den Ausschlag für die fristlose Kündigung. Was genau das bedeute, darüber mag niemand sprechen. „Wir haben vertragliches Stillschweigen vereinbart“, sagt Schmidt. Eigentlich hatte Michelle D’Onofrio noch einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2020, aber dass der Abschied nun kurzfristig vorgezogen wurde, bedauert er.
Das „Küsters“ in heutiger Form gab es seit 2000
Aus finanzrechtlichen Gründen musste der Verein Ex & Job Soziale Dienstleistungen e.V. den Betrieb des damals noch Kühne Kneipe genannten Szenetreffs im Jahr 2000 abgeben. D’Onofrio war dort als Koch angestellt und bot sich als Pächter an. Er übernahm die Kneipe, benannte sie in „Küsters Hof“ um und entwickelte den Betrieb weiter: Mottoküche, Konzerte, Programmkino, Public Viewing zu Fußballgroßereignissen, Ü30-, Weihnachts- und Silvesterpartys sowie Familienfeiern.
„Das Küsters soll Szenekneipe bleiben“
Aber gerade bei diesen Feiern gab es vermehrt Unmut beim Verpächter und war diesem schon länger ein Dorn im Auge. Mittlerweile bewohnen bis zu 60 Klienten in psychischer Betreuung das Areal von Ex + Job – direkt neben dem Küsters Hof. „Das ist einfach zu laut für unsere Bewohner“, sagt Bernd Mickmann, Vorsitzender des Vereins, „wir müssen sie vor weiteren belastenden Faktoren schützen“. Und dazu gehöre eben auch die lautstarke Menschenmenge und Musik bis tief in die Nacht.
Abschiedsparty zum Jahresende
Bis Jahresende läuft das Küsters Hof noch unter der Leitung von D’Onofrio. Bis dahin ist der Terminkalender prall gefüllt: Lesungen, Konzerte, Private Feiern, Stammtische, Jahrgangstreffen. Auf die beliebte Silvesterfeier muss jedoch verzichtet werden. Die Schlüsselübergabe erfolgt am 31.12.2016. Eine Nacht zuvor will D’Onofrio es nochmal krachen lassen – zur großen Abschiedsparty.
Wenn es nach dem Verpächter geht, soll ein Nachfolger schnellstens gefunden werden. Jemand, der sich sozial engagiert und Bewohner wie Integrationsbetriebe berücksichtigt.
„Das ist einfach zu laut für unsere Bewohner“
„Das Küsters soll Szenekneipe bleiben, eine wichtige Bühne für Kultur- und Kleinkunstschaffende“, so Mickmann. Auch Konzertabende seien weiterhin denkbar, „jedoch nicht bis spät in die Nacht“. Alles, was eine bestimmte Lautstärke und Uhrzeit überschreitet, könne man aus Respekt für die Bewohner nicht mehr zulassen.
Für diese und Mitarbeiter von Ex + Job soll in Zukunft im Küsters ein Mittagstisch angeboten werden, Café und Kneipe sollen erhalten bleiben. Bleibt die Frage, wo die Generation Ü30 in Zukunft feiern wird. Im Küsters Hof jedenfalls nicht mehr.
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