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Wie die Asbest-Halde bei Luthe zukunftsfähig gemacht wird

11.02.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 939
11.02.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 939

Bislang war es ein Provisorium: Unter dem Birkenwäldchen am Ortseingang von Wunstorf-Luthe, direkt neben den Bahngleisen nach Hannover und unweit der B 441, lagert die Hinterlassenschaft aus 30 Jahren Asbestproduktion des letzten Jahrhunderts: Ein kleiner Berg versteinerten Asbestschlamms, dessen Oberkante von der Natur zurückerobert wurde.

Asbesthalde Luthe | Foto: Stadt Wunstorf

Asbesthalde Luthe | Foto: Stadt Wunstorf

Die Gefahr, die von dem Hügel ausgeht, besteht aktuell an zwei Stellen: Einerseits können Giftstoffe ins Grundwasser gelangen, wenn Regenwasser durch die Halde hindurchsickert, andererseits können Asbestfasern in der Luft freigesetzt werden, wenn die Oberfläche der Halde aufbricht, etwa wenn verwurzelte Bäume umkippen oder Teile der Halde abrutschen, und die Umwelt ebenso kontaminieren. Einmal ausgetretene Asbestfasern lassen sich nicht wieder „einfangen“. Eine Sanierung war daher dringend geboten.

Sanierung klingt wie Säuberung, Beseitigung, doch das ist natürlich nicht der Fall. Sanierung meint hier die Sicherung des Status quo – die Absicherung der bestehenden Halde gegen zukünftige Witterungseinflüsse, die zur Gefahr werden könnten. Diese Sanierung wurde nun in Angriff genommen.

Der Plan sieht folgendermaßen aus: Um die Halde für die Zukunft wetterfest zu machen und zu verhindern, dass sich die Natur erneut die Halde zurückerobert, muss zuerst der aktuelle Bewuchs mit Bäumen und andere Vegetation entfernt werden. Die Abholzarbeiten begannen am 15. Januar, bereits einen Tag nach der Informierung der Öffentlichkeit im Luther Schützenhaus, zu dem zahlreiche Anwohner und Interessierte erschienen waren.

Ab Mai kommt es dann zur Beseitigung vorhandener Schäden. Im September soll die Böschungsbefestigung fertiggestellt sein, ebenso die Angleichung der Oberflächenstrukturen. Wenn diese Arbeiten vollendet sind, können gleichmäßig Kunststoffbahnen aufgebracht werden, die die Halde nach außen hin abdichten und versiegeln sollen. Anschließend folgt der Bau einer Entwässerungsanlage samt Wasserauffangbecken in der Nähe, wodurch das auf der Halde aufschlagende Regenwasser abgeleitet werden und kontrolliert versickern kann, ohne durch die Asbestschichten wandern zu müssen.

Auch wenn es bei der Sanierung nicht um einen Abtrag des Asbesthügels geht, bedeuten selbst diese Arbeiten an der Oberfläche ein gewisses Risiko. Im Idealfall werden keine Asbestfasern austreten, wahrscheinlicher ist jedoch, dass gerade in der Phase der Abholzung oder Angleichung Asbestbestandteile austreten. Dass es dazu kommt, kann niemand ausschließen, denn die Sanierung wird nicht, wie es sonst bei Gebäudesanierungen in diesen Dimensionen üblich wäre, vollabgedichtet unter Unterdruck vorgenommen, sondern unter freiem Himmel. Die mit der Überwachung der Umweltbedingungen beauftragte Messstelle kann nur nachträglich reagieren, sollte es zur Freisetzung größerer Mengen an Asbestfasern kommen, aber dies im Vorfeld nicht verhindern.

Daher müssen Maßnahmen auch in Schutzkleidung durchgeführt werden, der Bereich der Halde wird während der Arbeiten in einen sogenannten Schwarzbereich verwandelt. Vergleichbar einer kerntechnischen Anlage werden die Arbeiter beim Verlassen „dekontaminiert“.

Bis einschließlich Oktober sollen die Kunststoffbahnen aufgebracht und versiegelt sein, anschließend wird ausreichend Erde aufgetragen und die Halde wieder begrünt. Bis Ende 2016 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. In den nachfolgenden Jahren wird man sich dann primär nur noch um die Grünpflege kümmern müssen, die Halde also landschaftsgärtnerisch betreuen, damit z. B. nicht irgendwann wieder hohe Bäume auf der Halde wachsen, deren Wurzeln die Versiegelung beschädigen könnten. Auch das Grundwasser muss langfristig beobachtet werden. Steigt es in der Zukunft, muss es eventuell sogar künstlich abgesenkt werden, damit es nicht die untersten Schichten der Asbesthalde erreicht.

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