Neben Tischtennisplatte, Mülleimer und Ahornbaum wirken die ehemaligen Wrackteile eines früheren Nordseedampfers wie ein überdimensioniertes, monströses Fernglas.
Der gelernte Maurer Hans-Jürgen Breuste (1933–2012) lebte einige Zeit in Wunstorf, bevor er 1969 sein Kunstwerk „Martyrium II“ errichtete. Zu Beginn stand das Denkmal viele Monate auf dem Gelände der Kläranlage in der Oststadt, ehe es seinen jetzigen Standort auf dem Schulhof der heutigen Otto-Hahn-Schule fand. An der Steinhuder Skulpturenpromenade steht übrigens ein weiteres Kunstwerk von Breuste.
Zu Beginn der 1960er Jahre entwarf er viele figürliche Arbeiten aus Bronze. Bekannt wurde er später mit seinen Kunstwerken aus alltäglich Weggeworfenem, Ausrangiertem – dem scheinbar Wertlosen. Der Wiener Galerist Otto Mauer sagte über ihn: „Er kompensiert den Zerfall des Weltlichen durch das Gegenwerk des Geistes, der kein Ende, kein Nichts zulässt. Er lässt aber den Dingen die Traurigkeit des Verfalls.“
Die mit schweren Schiffsketten verschmolzenen Tonnen sind fragmentierte Trümmer, Zeugen der Zeit, die nichts erzählen wollen und doch so vieles von ihrem Zerfall preisgeben, dass Raum für eine neue Realität entsteht. Breuste hat mit „Martyrium II“ eine materielle Vergänglichkeit geschaffen, die melancholisch, unentrinnbar und von Dauer ist.
Aber so vergänglich das ausrangierte, verlebte Material und der Mensch Breuste auch scheinen, sein Vermächtnis ist es nicht. Dieses steht erdverwachsen und stoisch auf dem Schulhof in der Barne, ohne dass sich jemand daran erinnert, warum es eigentlich gerade dort seine Heimat fand.
Warum bloß benannte er sein Kunstwerk „Martyrium II“? Denkmal drüber nach.
Schreibe einen Kommentar