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Luxuswohnungen entstehen an der Stiftsstraße

30.07.2020 • Achim Süß • Aufrufe: 1994

Eine Hamburger Baugesellschaft hat das Haus Stiftsstraße 20/22 gekauft und investiert dort von der nächsten Woche an fast 3 Millionen Euro in 6 Luxus-Etagenwohnungen und 2 Penthäuser. Das haben der Kirchenvorstand der Stifts-Kirchengemeinde und der Investor Gerd Tiedemann heute Vormittag bekannt gegeben.

30.07.2020
Achim Süß
Aufrufe: 1994

Eine Hamburger Baugesellschaft hat das Haus Stiftsstraße 20/22 gekauft und investiert dort von der nächsten Woche an fast 3 Millionen Euro in 6 Luxus-Etagenwohnungen und 2 Penthäuser. Das haben der Kirchenvorstand der Stifts-Kirchengemeinde und der Investor Gerd Tiedemann heute Vormittag bekannt gegeben.

Pastor Thomas Gleitz und Investor Gerd Tiedemann

Pastor Thomas Gleitz überreicht Investor Gerd Tiedemann den Schlüssel zur Dechanei an der Stiftstraße 20/22 | Foto: Achim Süß

Wunstorf (as). Aus der historischen Neuen Dechanei auf dem Stiftshügel soll in den nächsten 10 Monaten ein Wohnkomplex „mit gehobenem Standard“ werden. Die Auflagen der Denkmalschutzbehörde sollen konsequent beachtet werden: Die Fassaden werden renoviert, aber in der jetzigen Form erhalten. Weitgehend erneuert wird das Innere. Dafür sind die baulichen Auflagen gemildert worden, so dass für die geplanten Eigentumswohnungen aktuelle Standards angewendet werden können.

Während das Äußere des Doppelhauses weitgehend erhalten werden soll, plant der Investor eine gründliche Entkernung. „Das riesige Treppenhaus“, so Tiedemann, werde entfernt, ebenso die umfangreichen Einbauten, die unterschiedlichste Nutzer in den vergangenen 200 Jahren vorgenommen haben. Vor allem die Rückseite zur großen Wiese der Kirchengemeinde soll mit 3 „riesigen Erkern“, Wintergärten und Dachterrassen architektonische Maßstäbe setzen. Tiedemann: „Das ist das Absolute!“ Die Wohnungen und die beiden Penthäuser im Dachgeschoss – insgesamt etwa 700 Quadratmeter Fläche – werden von der Immobilienabteilung der Stadtsparkasse vermarktet, die das Objekt auch für die Kirchengemeinde zum Kauf angeboten hatte. Tiedemann betonte heute, das Projekt sei vollkommen finanziert, die Realisierung völlig sicher.

Die Baugesellschaft finanziere den Umbau aus eigenen Mitteln. Bisher habe das Unternehmen für den Erwerb fast 800.000 Euro ausgegeben. Die Stifts-Gemeinde hat damit den von ihr erhofften Kaufpreis fast erreicht. Dr. Ludwig Büsing, der Vorsitzende des Kirchenvorstands, und die Pastoren Thomas Gleitz und Volker Milkowski nannten das Vorhaben des Hamburger Investors eine „richtig gute Lösung“ für die Stadt und die Kirche. Sanierung und Umbau sollen nach Tiedemanns Angaben 2,625 Millionen Euro kosten. Für die Stifts-Kirchengemeinde ist die „bestmögliche Lösung“ gefunden worden, so Büsing. Die bisherigen Gespräche – auch mit den Eigentümern der Nachbargrundstücke – seien in einer Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens und großer Zuversicht geführt worden. Milkowski: „Das ist eine große Chance für das Gebäude, das die Kirche ja leider nicht mehr halten konnte.“

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Kommentare


  • Grit D. sagt:

    Dass die Kirche- hier durch Pastor T. Gleitz repräsentiert- ihre (Wortspiel) „Schäfchen ins Trockene“ bringen will, ist mir nicht zuletzt durch den Mitgliederschwund und die auch durch die Coronavirus-Pandemie bedingten wegbrechenenden Kirchensteuer-Einnahmen nachzuvollziehen.

    Doch die Tatsache, dass wieder einmal Luxus-Wohnungen entstehen werden, macht mich stinke-sauer!!!

    Da wird die Schaffung dringenst benötigten preisgünstigen Wohnraums seitens unserer Poltiker*innen propagiert, den sich die nicht betuchten Bürger*innen leisten können, und dann bekommen wie allzu oft die finanziell Hochpotenten DIE Option „auf dem Silbertablett“ präsentiert, ihr Vermögen zu mehren.
    GEHT’S NOCH?!

  • Bernd-Michael Rosenbusch sagt:

    Alle, die Zweifel an den Luxuswohnungen haben, kann ich nur sagen wartet ab!! Noch mag den einen oder anderen geben, der sich diese Wohnungen leisten kann. Aber das wird spätestens bei dem Bezug der Rente anders. Dann können sich die wenigsten diese Wohnungen leisten und den jetzigen Investoren wird das Projekt auf die Füße fallen. Das aber die Kirche und auch die Stadt so etwas mitmacht, zeigt doch mal wieder, dass ihnen die Bürger, die dringend preisweerten Wohnraum brauchen, egal sind. Die hauptsache der Profit stimmt für alle beteiligten.
    Es trecht, dass den Kirchen angesichts solcher Spekulationen die Mitglieder wegbrechen. Was ist an einem solchen Verhalten denn christlich?
    Ein solches Verhalten ist zu tiefst unmoralisch!!!!!!!!!!!

  • Grit D. sagt:

    @Bern-Michael Rosenbusch

    Gemessen an dem Einkommen der „High society“ ist davon auszugehen, dass jetzt wie in Zukunft auf Luxus erbaute bzw. sanierte- und im Zusammenhangmit mit letzterem von für Investoren lästige Mietern*innen „befreit“- Wohnungen ihre Mietenden finden, die den „Ansprüchen“ entsprechen und die über die nötigen gelblichen Mittel verfügen.

    Auch als der Kirche Nicht-Zugehörigen stellt sich mir die Frage, wie es mit deren christlichen Selbstverständlich vereinbar sein soll, sich mit derartiger Objekten, die auf Gewinnmaximierung angelegt sind, gemein zu machen.

    Noch mehr mit fassungslosem Entsetzen erfüllt mich, dass die Stadt Wunstorf, die in Bezug auf die Schaffung preiswerten Wohnraums ganz vorne dabei ist, sich hier nicht ganz klar distanziert.

    Entschuldigung:
    Leider zeigt sich wieder einmal nichts anderes als Bla-Bla…

    • Homberti sagt:

      „Noch mehr mit fassungslosem Entsetzen erfüllt mich, dass die Stadt Wunstorf, die in Bezug auf die Schaffung preiswerten Wohnraums ganz vorne dabei ist, sich hier nicht ganz klar distanziert.“ => Warum „fassungsloses Entsetzen“? Wo ist denn die Stadt Wunstorf dabei preiswerten Wohnraum zu schaffen? Mir ist kein Bauprojekt dieser Art bekannt, bitte um Hinweis. Und warum soll sich die Stadt distanzieren? Durch die wegbrechenden Steuereinnahmen hat die Stadt nicht gerade viele Gestaltungsmöglichkeiten, denn man darf nicht vergessen:
      – Sozialer Wohnungsbau KOSTET Geld
      – Luxus-Wohnungen BRINGEN Geld!
      Und das die Kirche Geld braucht durch Mitgliederschwund und Corona ist ja auch kein Geheimnis. Da wird es in den nächsten Jahren noch so einige Verkäufe durch die Kirchen geben, nicht nur in Wunstorf.

      • G. Decker sagt:

        Die Herren- und wie fast überall wenig vertretenen Damen der zuständigen Gremien wie auch unser „Oberindianer“ ;) #R.A.-Eberhardt können leider nicht mit aktuellen Projekten hinsichtlich der Schaffung preiswerten- ergo erschwinglichen- Wohnraums aufwarten und belassen es wieder einmal bei vollmundigen Lippenbekenntnis.

        Sehr gerne lasse ich mich von den Herren und wenigen Damen eines Besseren belehren…

        Es ist nicht abzustreiten,, dass sich die prekäre finanziell/wirtschaftliche Situation ALLER- inklusive die der #Stadt Wunstorf, und die der Kirchen auch mit durch das Coronavirus noch weiter verschlechterte und natürlich versucht wird, an Gelder zu kommen.

        Das ist auch für mich bestens nachzuvollziehen und bis zu einem gewissen Punkt geht das für mich auch in Ordnung.

        Die Deadline ist für mich dann erreicht, wenn der propagierte Anspruch der sozialen Gerechtigkeit sich derart wie im Hinblick auf den Bau weiterer Luxus-Wohnungen als hohles Bla-Bla entpuppt.

        Ich bitte um Entschuldigung:
        in dieser Sache schiebe ich insbesondere auf die Kirche ’nen Hals.

  • Grit D. sagt:

    Upps:
    das „Eigenleben“ meines Smartphone sorgte wieder einmal für „hübsche“ (naja) Fehler.
    Bitte übersehen und selbst korrigieren.
    Sorry & Danke.

  • MarieDurand sagt:

    Nein, meine Herren, „eine richtig gute Lösung“, wie Sie es uns hier weismachen wollen, ist der Verkauf von Eigentum der Kirchengemeinde nicht. Die Immobilie auf dem Stiftshügel ist mit seiner Lage, mitten in der Stadt und doch mitten im Grünen, ein einzigartiges Filetstück. Und kirchenhistorisch Teil eines Ensemble von besonderer Bedeutung. Seit ich denken kann, war es Pfarrhaus und Anlaufstelle von Gemeindegliedern der Stiftskirchengemeinde. Zumindest in einer Zeit, als Gemeindenähe noch bewusst gelebt wurde; Residenzpflicht nannte man das, als der Pfarrberuf noch als Berufung aufgefasst wurde. Mittlerweile ist durch den „Pfarrhaus-Kompromiss“ der Landeskirche die Residenzpflicht und damit einhergehend auch die Verpflichtung zur Unterhaltung und Pflege der Pfarrwohnungen entfallen. Die Gemeinde hat nun die Möglichkeit für die Pastoren/innen eine geeignete Wohnung irgendwo im Gemeindebereich anzumieten und zur Dienstwohnung zu erklären. Und so wurde hier verfahren, gemäß § 65, Abs. 1, Pkt. 2. (Kirchl. Amtsbl. Hannover Nr. 4/2019): Erst Leerziehen, dann zu Geld machen. Was über Generationen von Gemeindegliedern mit ihren Kirchensteuerbeiträgen, Spenden und Schenkungen, erworben, gepflegt und unterhalten wurde, wird abgestoßen. Eine ordentliche, nachhaltige Haushaltsführung und -planung der Gemeinde sichert durch den Aufbau objektbezogener Rücklagen und deren konsequenten Einsatz regelmäßige Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Kostbare Perlen, wie die historische „Neue Dechanei“ in der Stiftsstraße 20/22, hätten so an nachfolgende Generationen übergeben werden können. Das ist hier nicht geschehen! Warum?, Unfähigkeit? Stattdessen wurden die Perlen den Spekulanten hingeworfen (oder, wer es denn euphemistisch mag, den „Investoren“). Mir fehlt, meine Herren, hier ein Mindestmaß an Demut und an kreativen Lösungsalternativen. Aber der Klang der Silberlinge war wohl zu verlockend, um der Verführung zu widerstehen. Was den Herrn Pfarrer dazu veranlasst hat, breit in die Kamera zu lächeln (und das, ohne Einhaltung der CORONA-Schutzmaßnahmen), erschließt sich mir nicht. Er selbst wird es wissen – sur ce point, j’en suis sûr.
    Nein, meine Herren, „eine richtig gute Lösung“ ist das alles nicht.

  • anonym sagt:

    So ist das wohl inzwischen in Wunstorf.
    Alles fein über die örtliche Sparkasse und wer das nicht möchte, dem werden Steine in den Weg gelegt.
    Vielleicht bedarf es langsam mal eines Wechsels in der „Wunstorfer Führung“ damit dieses Geklüngel mal aufhört.
    Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum ist ja hier nur noch Marketing- Geschwafel.
    Freie Marktwirtschaft mit gleichen Voraussetzungen gibt es hier gefühlt schon lange nicht mehr.

    • Grit D. sagt:

      Leider liegt #anonym meiner Ansicht nach nicht gänzlich verkehrt mit seiner Sichtweise.

      Ob’s tatsächlich einen „Führungswechsel“ braucht?
      Mmmh: nicht gänzlich auszuschließen.

      Dass der Klüngel nicht vor Wunstorfs Politik halt macht, da bin auch ich der Meinung.
      Fehlentscheidungen wie überzogenes Streben nach dem „schnöden Mammon“ gibt es da ‚gratis oben drauf‘.

      Nachzuvollziehen, dass dabei „der Hals dick wird“…

      Im Sinne der Bürger*innen ist da Etliches mit Sicherheit nicht…

  • Hans H. Hanebuth sagt:

    Ja, es ist richtig, dass die Kirche das Haus verkauft hat. Das schreibe ich, auch wenn ich eine andere Lösung bevorzugt hätte. Ich will das begründen. Das Haus wurde um 1785 gebaut anstelle eines anderen. Brasen schreibt dazu auf den Seiten 234/235 der „Geschichte des freyen Weltlichen Stiftes Wunstorf“: „Das Gebäude für die Knabenschule, sowie das Capitel-Haus, waren so abgängig, das es eines Neubaus bedurfte.“ Der Neubau wurde gebaut mit Wohnungen für den Rektor und den Stifts-Kantor, der auch Lehrer an der Knabenschule war. Nun hat das Gebäude hat in der Zwischenzeit viele Funktions- und damit verbunden Bauänderungen erfahren. Es wäre also an der Zeit, so wie Brasen die Notwendigkeit eines Neubaus begründet hat, zu überlegen, ob ein Neubau an dieser Stelle mit Funktionen, die sich aus den Forderungen unserer Zeit ergeben besser wäre als der Erhalt eines alten abgängigen Gebäudes. Ich hätte mir vorstellen können, dass an dieser Stelle aufgrund gesellschaftlicher Notwendigkeit – die Lokalpolitik hinkt hier nicht nur, sie versagt – ein Wohngebäude mit erschwinglichen Mieten hätten gebaut werden können. Da höre ich schon den Aufschrei der „Denkmalschützer“, und hier habe ich „gute“ Erfahrungen gemacht. Ich habe gelernt, dass in der Diskussion um Alternativen – aus welchen Gründen auch immer – beim Denkmalschutz, jedenfalls hier in Wunstorf mit einem Denkverbot belegt werden. Ja, hier hätte die Kirche ein Zeichen setzen können. Schade, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde. Aber aus den eigenen Erfahrungen kann ich verstehen, dass Kirchenvorstand und Pfarramt einem mehrjährigen Zwergenaufstand aus dem Wege gehen wollen. Und die Denkmalschützer sind zufrieden und auch sicher die anderen Anlieger. Die Gemeinde hat auch andere wichtigere Aufgaben, als für die Untätigkeit der Politik Ausgleich zu schaffen. Im übrigen wäre es an der Zeit, dass sich „die Kirche“ – was immer sich dahinter verbirgt – gut beraten, sich an einen ihrer großen Querdenker zu erinnern, der vor 75 ermordet wurde. Dietrich Bonhoeffer hat schon über die Unabhängigkeit der Kirche von Staat und Besitz nachgedacht. Beides grenzt ein.

    • Grit D. sagt:

      „Lieber Gott: erhalte mir meine guten Austeden und…“- möge sich jeder nach Belieben ergänzen.

      Es ist eine typische uns Menschen eigene Verhaltensweise, von der sich niemand- wirklich niemand ernstlich freisprechen kann, die Verantwortlichkeiten für Schlamassel zu gerne anderen zuzuschieben.

      Steht dahinter eine Institution wie hier die Kirche, endet mein Verständnis für zutiefst jedem innewohnenden Mnschliches.

      So werde ich gut beraten sein, meine längst vollzogene innere Abkehr von der Kirche auch nach außen hin zu vollziehen.

      Konkret: auf die To-do-Liste für das- sich erschreckend schnell nähernd- neue Jahr meinen offiziellen Kirchenaustritt zu schreiben- und mich hierbei -überfällig- von Konventionen unabhängig zu machen.

      Einer Institution, die ihre Selbstverständnisse derart verrät, mochte ich nicht einmal mehr auf dem Papier verbunden sein.
      Nein, Danke.

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