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Endspurt: Umfrage zur „Fahrradstadt Wunstorf“ fast beendet

11.10.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1247

Wunstorf will Fahrradstadt sein: Ein 10-Jahres-Programm für den Alltagsradverkehr wird aufgelegt. Als ein erster Baustein läuft aktuell noch eine Online-Umfrage, die die Wunstorfer Radfahrer als Experten in die Planungen einbezieht.

11.10.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1247
Carsten Piellusch und Ulrike Wiegand mit der noch leeren Radverkehrskarte | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Ein Radverkehrskonzept gibt es in Wunstorf bereits – doch das stammt noch aus dem Jahr 1986. Seitdem hat sich viel verändert in der Fahrradwelt. Lastenräder kannte damals noch kaum jemand, E-Bikes waren Science-Fiction und der Klimawandel war noch nicht im Bewusstsein. Radwege werden heute nicht mehr gebaut wie vor 40 Jahren, die moderne Verkehrsplanung ist eine ganz andere.

Die soll nun auch in Wunstorf ankommen: Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) will im Rathaus die Radverkehrswende einleiten mit einem 10-Jahres-Programm. Dieses soll vier Kernpunkte umfassen: Das kommunal-regionale Radwegenetz (inklusive des Leuchtturmprojekts Radweg nach Steinhude, der gleich vier Ortsteile mit 10.000 Einwohner neu miteinander verbinden soll), die Verkehrssicherheit, die Fahrradparkplätze und weitere flankierende Infrastruktur.

Umfrage und interaktive Karte

Um nicht am Bedarf vorbeizuplanen, hat die Stadt im vergangenen Monat in einem ersten Schritt eine Umfrage gestartet, bei der die Wunstorfer Radfahrer derzeit zu ihren Wünschen und Verbesserungsvorschlägen befragt werden. Noch bis diesen Mittwoch, den 12. Oktober, kann sich jeder daran beteiligen. Neben einer klassischen Umfrage ist auch eine Stadtkarte geschaltet, auf der selbst Punkte markiert und mit Informationen unterlegt werden können.

Auf der Mitmach-Karte befinden sich bereits zahlreiche Hinweise und Vorschläge | Screenshot: Auepost

Wo machen Radwege Schwierigkeiten? Wo gibt es gefährliche Ecken? Wo fehlen Fahrradständer und Radwege? Alles lässt sich gezielt einzeichnen und kommentieren. „Bitte machen Sie mit“, sagt Piellusch, und auch Ulrike Wiegand, die Fahrradspezialistin in der Verwaltung, die die Planungen koordiniert und selbst mit vier unterschiedlichen Radtypen unterwegs ist, hofft auf eine breite Beteiligung, denn: „Die Bürger sind die Experten!“

Viele sind der Bitte bereits gefolgt: Über 600 Einträge enthält die Karte aktuell, zu Wünschen und Tipps, aber auch zu Gefahrenstellen und Problemen im Stadtverkehr für Radfahrer. Mit welchen Fahrradarten die Wunstorfer überhaupt unterwegs sind und welche Bedürfnisse sich daraus ableiten lassen, das fragt die Umfrage allerdings nicht. Auch lenkt sie stellenweise in eine bestimmte Richtung: So wird etwa auffällig nach dem Wunsch einer stärkeren Abgrenzung zum Autoverkehr gefragt, nicht aber nach dem Gegenteil, einer gewünschten gleichberechtigteren Stellung auf den regulären Fahrbahnen.

Der Radverkehr ist noch deutlich unterrepräsentiert

Wunstorf will insgesamt mehr Anreize setzen, das Fahrrad zu nehmen, das sich auch besser mit dem öffentlichen Nah- und Schienenverkehr kombinieren lassen soll. Bei den Planungen wird die Verwaltung von dem Fachplanungsbüro SHP Ingenieure aus Hannover unterstützt.

Im Jahr 2020 machte der Verkehr in Deutschland 20 Prozent der Treibgasgasemissionen aus, rechnet der Bürgermeister vor – der Individualverkehr hatte daran einen Anteil von 74 Prozent. Und auch wenn der persönliche Eindruck gerade in Wunstorf schon ein anderer sein mag: Nur 3 Prozent des Individualverkehrs sind Radfahrer. Jedoch nicht nur aus Umweltschutzgründen soll der Radverkehr weiter wachsen, auch aus praktischen: Schon jetzt komme man in Wunstorf bei Stau oder Spitzenzeiten mit dem Fahrrad schneller ans Ziel als mit dem Auto, so der Bürgermeister, der auch persönlich bei fast jedem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit ins Rathaus kommt.

Kommen mit dem Rad zum Rathaus: Piellusch und Wunstorfs Fahrradspezialistin Ulrike Wiegand | Foto: Daniel Schneider

Am Ende des Projekts soll ein fahrradfreundliches Wunstorf stehen, in dem man Fahrrad nicht nur als Notwendigkeit, sondern gern fährt: sicher, schnell, bequem und mit Extra-Angeboten. So sind neben zahlreicheren und besseren Abstellanlagen für Fahrräder auch Gimmicks wie SB-Servicestationen im Gespräch, wie es sie etwa schon aus privatwirtschaftlicher Initiative gibt.

Noch bis zum 12.10. kann an der Umfrage zur Radverkehrssituation in Wunstorf und am Ausfüllen der interaktiven Stadtkarte teilgenommen werden. Gefragt sind nicht nur die Wunstorfer, sondern auch die Radfahrer der Nachbarkommunen, die mit dem Fahrrad nach Wunstorf kommen.
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Kommentare


  • Lydia Bertani sagt:

    „Fahrradstadt“ bedeutet in der Regel, dass Fußgängern der Raum genommen wird, dass Fahrradfahrer dann diesen Raum nutzen und sich darüber hinaus großzügig auf dem Gehweg in beiden Richtungen bedienen, als ob sie Narrenfreiheit hätten.
    Obiges Bild zeigt das eindrucksvoll. Mit dem Fußweg nimmt man es nicht so genau.
    Aber wehe, ein Fußgänger läuft auf dem Radweg, Dann kennt man seine Rechte aber sofort.

  • Birgit sagt:

    Im Zuge der Zeit mitschwimmen unter dem Label des „Energie- und somit umweltfreundlichem Fahrens° – Ein riesiges Fahrradverkehrsnetz, ein 10-Jahres-Plan und die Stadt Wunstorf als Fahrradstadt mittendrin – absolut konkurrenzlos, was sind dagegen schon Amsterdam und Enschede?

    Tatsächlich aber erst jetzt, da die Fahrradwelle boomt ohne Ende, wo sich wirklich Jedermann, aber auch wirklich jeder auf das Rad mehr oder weniger flott schwingt und sich gelassen mit Batteriekraft durch die Gegend gondeln lässt, oder aber das Auto schuldbewusst meidet und ersatzweise das Zweirad nimmt, fast schon eine Ausnahme im sportlich anmutendem Fahrrad-Konkurrenzkampf, da kommt der „Aufschwung“.

    Beim Lesen der Überschrift des Artikels kam der Gedanke an unsere holländischen Nachbarn, wo es selbst Radfahrwege mit Ampeln und voll ausgestatteter Verkehrsordnung gibt und das seit ewigen Zeiten, nicht erst jetzt zum Zweiradboom.

    Eine Fahrradstadt existiert nicht durch auf die Straße gezogene weiße Striche, die den Autofahrer behindern. Auch nicht durch Eingrenzung der Fußgängerfreiheit durch Mittelstriche auf den Bürgersteigen. Ebensowenig durch Experimentiererei und Anlegen solcher für Unsummen zuungunsten der ohnehin durch Verkehrsmaßnahmen gebeutelten Natur.

    Der Fußgänger ist das schwächste Glied im Fahrradhype, das steht fest und ist nachweislich einfach nur traurig. Eigentlich sollte doch das Fahrrad nur belobhudelt werden, wenn es das Auto ersetzt, aber nicht als Hobbygefährt massenweise eingesetzt andere gefährdet, indem es ihnen den Platz nimmt. Ein Fortbewegungsmittel, oft leise ankommend, kaum bemerkbar, geklingelt wird kaum, und wenn, dann erschreckt es.

    Ist es nun ein neuer Wunstorfer Werbeslogan für weitere Ausgaben, derren Anzweifeln schon bei obiger Überschrift beginnt?

    Es gibt in dieser Region durchaus Radwege, die Orte miteinander verbinden und gut frequentiert sind. Man kommt bequem von Wunstorf nach Minden per Rad und – wenn man will – noch weiter. Es gibt „Weltumrundler“ auf Stahlross auch ohne ausgeklügeltes Fahrradnetzwerk.

    Weitere Einschnitte durch Fahrbahnmarkierungen oder Fußgängerbegrenzungsmaßnahmen neben Umweltraubbau durch tiefgreifende Einschnitte in Flora und Fauna sind verfehlt.

    Ein Fahrradnetz zu schaffen nur unter der Prämisse des jetzt schon fast den Muss-Stempel tragenden Fahrradfahrens, irgendwie komisch, Radfahren ohne Belästigung anderer wäre von Nöten.

    Anscheinend hat sich die Stadt Unmengen an Projekten vorgenommen. Die Frage ist, warum die Leute doch vorher auch zufrieden waren und warum alles jetzt so plötzlich kommt …!

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