Wunstorfer Auepost
[Anzeige]

„Marcels Fahrradgarage“ wird zum Auktionshaus

26.11.2021 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1766

Als Spende erhaltene Fahrräder aus Versicherungsbeständen werden aufgerüstet und für den guten Zweck verkauft: Marcel Birth startet mit seiner Fahrradgarage in eine neue Richtung.

26.11.2021
Daniel Schneider
Aufrufe: 1766
Marcel Birth
Marcel Birth mit zu versteigerndem Rad | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Fast genau ein Jahr ist es nun her, seit Marcel Birth in seiner Garage an der Speckenstraße Fahrräder für Jung und Alt wieder verkehrstüchtig bzw. verkehrssicher macht: Im Herbst des ersten Pandemiejahres wollte er auf diese Weise dafür sorgen, dass Fahrräder von Kindern wieder mit ordentlichem Licht unterwegs sind. Aber auch mit anderen Kleinigkeiten wie Bremsen und Gangschaltung kamen Jung und Alt zu ihm. „Marcels Fahrradgarage“ war geboren.

Birth bekommt mittlerweile so viele Anfragen, dass er sie gar nicht mehr alle bearbeiten kann – denn das, was als ehrenamtliche Aktion begann, findet immer noch ehrenamtlich statt, hat aber zwischendurch eine Eigendynamik entwickelt: Immer mehr Aufmerksamkeit für das Projekt sorgte nicht nur für immer mehr Zulauf von Anfragen, sondern auch für viele Spenden. Im Oktober erhielt Birth für sein Engagement sogar als einer von drei Geehrten den Ortspreis des Ortsrates Wunstorf.

Aus Aktion wird Auktion

Gezwungenermaßen muss Birth kürzer treten – denn er hat auch abseits der Fahrradrepariererei einen Job: eigentlich ist Birth Dachdecker bei einem Großenheidorner Betrieb, in dessen Nähe er mittlerweile auch wohnt. Aber er will weiterhin Gutes tun. Die Fahrradgarage in Wunstorf behält er als Stützpunkt – will sich aber künftig weniger auf kleinere Reparaturen, sondern auf größere Aktionen für den guten Zweck konzentrieren: Hochwertige Bikes sollen versteigert und der Erlös daraus der Allgemeinheit zugutekommen.

Dass dies möglich wird, hängt letztlich ebenfalls mit der Fahrradgarage zusammen. Denn damit war Marcel Birth auch einer Wunstorferin aufgefallen, die beim Versicherer Wertgarantie in Hannover arbeitet. Der wickelt auch Versicherungsfälle bei Fahrradverlust ab – und hat ein Problem, wenn der Fall bereits abgewickelt ist, die ersetzten Fahrräder danach aber wieder auftauchen. Zum ursprünglichen Eigentümer können sie nicht zurück (der hat schließlich schon die Versicherungssumme erhalten), und verwerten lassen sich die Räder auch nicht für die Versicherung. An dieser Stelle kommt Marcel Birth ins Spiel: Er bekommt die Räder vom Versicherer geschenkt, setzt sie wieder instand – und darf sie dann selbst zugunsten eines guten Zwecks veräußern.

Die Räder sehen mitunter entsprechend schlimm aus, wenn sie bei Birth eintreffen – ehemaliges Diebesgut wurde oft nicht pfleglich behandelt. Fahrbereit oder gar straßenverkehrstauglich sind sie zunächst selten. Doch für Birth ist das kein Problem, mit – ebenfalls gespendeten – Ersatzteilen werden die Räder wieder flottgemacht und ergänzt, so dass sie zu guten Gebrauchträdern werden.

Ein hochwertiges E-Bike zum Start

Das erste Rad, das unter den Hammer kommen soll, hat Birth heute online gestellt: Über seine Facebookseite nimmt er Gebote entgegen für ein quasi runderneuertes Scott Genius E-Ride 910, Baujahr 2019. Neu sind die Laufräder, der Lenker, die Pedalen, die Bremszüge und die Lichtanlage. Knapp zwei Wochen soll das Verkaufsangebot gegen Höchstgebot stehen, dann bekommt es derjenige mit zu diesem Zeitpunkt höchsten Gebot.

E-Bike
Dieses Scott steht zum Verkauf | Foto: Daniel Schneider

Birth hofft natürlich, dass ein guter Preis zustande kommt, denn der Erlös ist schon verplant: Der Kaufpreis soll zu gleichen Teilen an die Tafel Wunstorf, das Tierheim Wunstorf, das Kinderkrankenhaus Auf der Bult, die Deutsche Kinderkrebsstiftung und den Tagestreff für Wohnungslose gehen. Dass gleichzeitig so viele Einrichtungen bedacht werden sollen, hat Gerechtigkeitsgründe: Würde Birth den Gesamterlös eines jeweiligen Rades an nur eine Stelle spenden, wären es je nach Auktionserlös mal weniger und mal mehr Geld. So jedoch sollen alle gleichberechtigt ihren Anteil erhalten, auch wenn die Fahrräder künftig verschiedene Preise erzielen.

Für Selbstabholer

Dass jetzt – abseits der Saison – gerade nicht die beste Zeit ist, um ein Fahrrad zu verkaufen, ist Birth natürlich bewusst – aber die nächsten Räder stapeln sich schon, und außerdem hofft er, dass vielleicht noch jemand ein kurzfristiges Weihnachtsgeschenk sucht – die Wartezeiten für bestimmte hochwertige E-Bikes im Handel können derzeit schon einmal 6 bis 8 Monate dauern, sagt der Fahrradgaragenbetreiber. Dass Birth die Fahrräder nur regional anbietet und keine größeren Plattformen nutzt, geschieht aus praktischen Erwägungen: Neben Fahrradschrauber und Fahrradversteigerer will Birth nicht auch noch ehrenamtlicher Fahrradversender werden.

Der Neupreis des Rades betrug knapp 6.000 Euro. Dass dieser Preis für das gebrauchte Exemplar erzielt wird, damit rechnet Birth natürlich nicht, auch wenn ein guter Zweck dahintersteht. Doch vielleicht ist die Jahreszeit für den Verkauf doch nicht nur ein Nachteil – und es geschieht ein kleines Weihnachtswunder.

Das Angebot bei Marcel Birth läuft bis zum 18. Dezember 2021 um 16 Uhr. Mitgeboten werden kann auf dem entsprechenden Facebook-Beitrag von Marcels Fahrradgarage.
[Anzeigen]
Auepost wird unterstützt von:

Kommentare


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt zur Redaktion

Tel. +49 (0)5031 9779946
info@auepost.de

[Anzeigen]

Artikelarchiv

Auepost auf …