Auf dem Parkplatz vor der Dienststelle und auf dem gegenüberliegenden Jahnplatz war ordentlich was los. Fotos der Kinder auf dem Polizeimotorrad, Infos zur Verbrechensbekämpfung und -verhütung, Probetragen von Polizeiuniformen, Reaktionstests und die Veranschaulichung von Unfallfolgen gehörten etwa zum Programm.
Die Big Band der Polizei Niedersachsen spielte – und Hunde- und Pferdestaffel zeigten ihr Können ebenso wie die übrigen Beamten, die etwa Festnahme- und Abwehrtechniken demonstrierten. Eine Fahrzeugparade war am Rande des Fußballplatzes aufgebaut.
Als besonderer Anziehungspunkt entpuppte sich jedoch tatsächlich das neue Dienstgebäude, anlässlich dessen Fertigstellung und Bezugs der Tag der offenen Tür auch veranstaltet wurde. Das neue Gebäude ersetzt das zuvor abgerissene, baufällige Vorgängergebäude und ergänzt die alte, denkmalgeschützte Polizeidienststelle, neben der es in direkter Nachbarschaft als moderner Neubau, aber optisch sich einfügend in die bisherige Bebauung errichtet wurde.
Die neuerrichtete Polizeidienststelle ist ein modernes, neues und funktionales Gebäude, die Einrichtung ist jedoch teilweise gebraucht. Doch auch wenn alles nun schick und frisch aussieht, aufpoliert und glänzend – es bleibt ein funktionaler Zweckbau mit viel Behördencharme. Sehr viel Bewegungsfreiheit haben die Beamten auch dort nicht, die Gewahrsamszellen wirken fast geräumiger als die Dienstzimmer, wenn auch deutlich weniger gemütlich.
Die interessierten Besucher wurden in Kleingruppen durch das neue Gebäude geführt. Bereits am frühen Nachmittag bildeten sich lange Schlangen, die bis zum Abend auch nur geringfügig kleiner wurden. Wer einen genaueren Blick ins Innere des neuen Kommissariats werfen wollte, musste mitunter lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Bis zu einer Stunde stand mancher vor dem Haus an.
Wer es geschafft hatte, wurde von Polizisten, die geduldig alle Fragen beantworteten, umfassend unterrichtet. Die verbeamteten Besucherführer plauderten aus dem Nähkästchen, erklärten ihre Einsatzwerkzeuge und die Funktionen der Räumlichkeiten. Neben den gewöhnlichen Diensträumen, den typischen „Schreibräumen“ zum Verfassen von Protokollen und Berichten, ging die Tour auch in den Raum, in dem Verdächtige erkennungsdienstlich behandelt werden, wo das technische Equipment genauer vorgestellt wurde. Auch die Besucher wurden verschmitzt gefragt, ob sie mal freiwillig ihre Fingerabdrücke abgeben möchten – natürlich nur zu Demonstrationszwecken.
Die Möglichkeit, einmal als nicht direkt davon Betroffener eine Gewahrsamszelle von innen zu sehen, bot sich nur an diesem Tag: Das neue Gebäude verfügt über einen Zellentrakt mit drei Gewahrsamszellen, in der in Gewahrsam genommene Personen oder vorläufig festgenommene Verdächtige vorübergehend bis maximal zum nächsten Tag festgehalten werden können.
Gitterstäbe gibt es hier keine mehr, es herrscht eine klinisch-sterile Atmosphäre in schmutzverzeihenden Farben. Die Zellen sind spartanisch ausgestattet, gemauerte Pritsche, Matratze und Decken – mehr befindet sich nicht darin. Die massiven Zellentüren haben Sichtfenster, die sich von außen zuschieben lassen. Wer besonders böse guckte, durfte auch einmal probeliegen und sich auf der Pritsche fotografieren lassen.
Bezahlen müssen die In-Gewahrsam-Genommenen ihren Aufenthalt in den Zellen übrigens selbst: die „Preisliste“ hing jedoch nur anlässlich des Tags der offenen Tür an der Wand. Bis zu 50 Euro kostet der unfreiwillige Aufenthalt mit Verpflegung, wer gar den „Shuttleservice“ des Streifenwagens nutzt oder die Zelle nicht in angemessem sauberem Zustand hinterlässt, knapp das Dreifache.
Auch um potentiellen Nachwuchs wurde geworben – Abitur oder Fachhochschulreife muss man jedoch mitbringen und drei Jahre Studium an der Polizeihochschule einplanen, bevor man seine Karriere bei der Polizei starten kann.
Die Veranstaltung endete offiziell um 17 Uhr, doch die Beamten, die ohnehin schon viele Überstunden vor sich herschieben, blieben auch am Tag der offenen Tür länger „im Einsatz“: bevor nicht der letzte Führungswillige durch die neue Wache begleitet war, wurde die Tür nicht abgeschlossen. Gegen 18 Uhr dann waren auch die letzten Besucher „abgeführt“.
„Gefühlt 500 Führungen“
Bis dahin hatten die Polizisten längst aufgehört, die Besucherrunden zu zählen, die sie mit ihren Gästen im Gebäude gedreht hatten. „Gefühlt 500“, sagte etwa einer der Beamten. Nach dem Trubel kann nun wieder etwas Ruhe und der normale Polizeialltag einkehren in den Gebäuden in der Amtsstraße. Ganz so offen werden die Räume ab sofort nun wieder nicht mehr stehen – die Wunstorfer Beamten aber weiterhin stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Fragen der Bürger haben.
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