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Sackt Wunstorf weitreichender ab? Gebietskarte für mögliche Sigmundshall-Folgen wurde vergrößert

03.02.2025 • Redaktion • 2 Min.Kommentare: 3

In Wunstorfs Süden bewegt sich die Erde: Senkungen, Hebungen oder Erdrisse können auftreten. Da eine Bahnstrecke und der Mittellandkanal das betroffene Gebiet durchqueren, wurde der Radius nun weiter gezogen. Auch ein Teil Hastes ist betroffen.

03.02.2025
Redaktion
2 Min.
Der Kaliberg entstand infolge des einstigen Bergwerkbetriebs in Wunstorf. Unter der Erde herrscht weiter Bewegung (Archiv)

Wunstorf/Haste/Hannover (red). Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat jetzt einen neuen Einwirkungsbereich für besondere Anlagen für das Kaliwerk Sigmundshall in Wunstorf veröffentlicht.

Bei einem Einwirkungsbereich handelt es sich um ein Gebiet an der Oberfläche, in dem es durch bergbauliche Maßnahmen theoretisch zu Bergschäden kommen kann. Ein typisches Beispiel sind mögliche Senkungen. Im Kaliwerk Sigmundshall wurde bis 2018 aktiv Bergbau betrieben, seitdem wird das ehemalige Bergwerk vorschriftsgemäß mit Abwässern befüllt.

Gemäß der Rechtslage muss ein Einwirkungsbereich festgelegt werden, wenn beispielsweise Senkungen von mindestens 10 Zentimetern aufgetreten sind. Aber auch bei geringeren Erdverschiebungen ist der Bereich zu kennzeichnen, nämlich dann, wenn sich dort empfindliche Industrieanlagen, Autobahnen, Bahnstrecken oder Schifffahrtswege befinden. Genau das ist in Wunstorf in drei Fällen zutreffend: Der Mittellandkanal, die A2 und die Bahnlinie Hannover-Minden befinden sich über den ehemaligen Stollen in der Tiefe.

Der Grund für die besondere Kennzeichnung ist, dass derartige Bauwerke bereits bei weniger als zehn Zentimeter Bodenveränderung beeinträchtigt werden können, abhängig von Bau- oder Betriebsweise.

Einwirkungsbereich für besondere Anlagen

Die Kennzeichnung ist nicht neu, sie besteht bereits: 2021 hat das LBEG das entsprechende Gebiet veröffentlicht, es beträgt rund 24 Quadratkilometer. Doch nun musste der Bereich etwas erweitert werden, denn die K+S Minerals and Agriculture GmbH als Betreiberin des Kaliwerks Sigmundshall hat den Einwirkungsbereich neu ermittelt. Dies geschieht, wenn Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass die Grenzen der tatsächlichen Einwirkungen nicht mehr dem markierten Bereich entsprechen.

Das LBEG ist als Bergbehörde für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständig für die Prüfung und Veröffentlichung von bergbaulichen Einwirkungsbereichen.

Hinzugekommen sind deshalb nun ein ca. 800 Meter längerer Abschnitt des Mittellandkanals westlich der B442-Brücke sowie etwa 850 Meter mehr Strecke der ICE-Bahnlinie in Höhe des Ritterguts Düendorf. Auch auf dem Gebiet von Haste sind 350 Meter hinzugekommen. Nach Prüfung durch das LBEG wurde der Bereich nun amtlich veröffentlicht.

Beweislastumkehr

Entsteht in einem Einwirkungsbereich infolge Untertage-Bergbaubetriebes durch Senkungen, Hebungen, Pressungen oder Zerrungen der Oberfläche oder durch Erdrisse oder durch Erschütterungen ein Schaden, bei dem es sich um einen sogenannten Bergschaden handeln kann, wird vermutet, dass der Schaden durch diesen Bergbaubetrieb verursacht worden ist – die Bergschadensvermutung greift. Damit tritt eine Beweislastumkehr ein: Der verantwortliche Unternehmer muss beweisen, den Schaden nicht verursacht zu haben.

Ein solcher Einwirkungsbereich ist festzulegen, wenn Senkungen von mindestens zehn Zentimetern eingetreten sind. Für das Kaliwerk Sigmundshall ist dieser 2021 veröffentlicht worden und im Internet einsehbar.

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Kommentare


  • Wühlmaus sagt:

    1. Sind Absenkungen über 10 cm nachgewiesen?

    Der aktuelle Artikel „Sackt Wunstorf weitreichender ab?“ (03.02.2025) legt nahe, dass eine Erweiterung des sogenannten „Einwirkungsbereichs“ des Kaliwerks Sigmundshall notwendig wurde. In der deutschen Bergschadensregulierung wird ein solcher Bereich definiert, wenn Senkungen von mindestens 10 cm nachweislich aufgetreten sind. Allerdings liefert der Artikel keine konkreten Angaben dazu, ob diese Schwelle tatsächlich überschritten wurde oder ob die Erweiterung des Bereichs eine reine Vorsichtsmaßnahme aufgrund infrastruktureller Gegebenheiten (z. B. Mittellandkanal, Bahntrasse) darstellt.

    Es bleibt also offen, ob es aktuell dokumentierte Absenkungen von über 10 cm gibt. Eine exakte geodätische Vermessung der betroffenen Flächen und deren Vergleich mit historischen Daten könnte hier Klarheit bringen. Gerade im Salzbergbau ist zu beachten, dass Gebirgsbewegungen oft über lange Zeiträume stattfinden und Senkungen nicht abrupt auftreten, sondern sich über Jahre hinweg auswirken können.

    2. Stabilisiert oder destabilisiert Salzlauge die Grube?

    Die Verfüllung des Bergwerks mit Salzlauge wird im Artikel und auch in den vorangegangenen Berichten als Maßnahme zur „langfristigen Sicherung“ beschrieben. Technisch gesehen ist dies jedoch ein komplexer geomechanischer Prozess:

    Stabilisierungseffekt: Die Flutung dient dazu, das Laugungsgleichgewicht im Grubengebäude wiederherzustellen. Salzstöcke unterliegen natürlicherweise einer plastischen Verformung (sog. „Salzkriechen“). Eine kontrollierte Flutung kann Hohlräume füllen und Druckverhältnisse ausgleichen, was langfristig zur Stabilisierung beiträgt.
    Potenzielle Destabilisierung: Andererseits führt die Einbringung von Salzlauge in ein bestehendes Hohlraumsystem zu chemischen Wechselwirkungen, insbesondere zur Lösung von Kalium- und Natriumchlorid. Dies kann in frühen Phasen zu zusätzlicher Volumenverringerung und temporären Setzungserscheinungen führen. Die in den Artikeln beschriebene kontinuierliche Flutung über zwei Jahrzehnte deutet darauf hin, dass dieser Prozess langsam und kontrolliert erfolgen soll, um Schockveränderungen im Gebirge zu vermeiden.
    In früheren Berichten finden sich dazu relevante Hinweise:

    „Flutung von Sigmundshall: Pipelinebau zum Schacht Kolenfeld beginnt“ (18.05.2022) beschreibt die Einrichtung einer 3,7 km langen Rohrleitung zur Salzlaugenverfüllung. Der Artikel hebt hervor, dass das Bergwerk pro Jahr mit 1,3 Millionen Kubikmetern Flüssigkeit geflutet werden muss. Ein zu schneller Zufluss könnte geomechanische Instabilitäten auslösen.
    „Rohrleitung in Betrieb: Salzlauge für Sigmundshall“ (23.02.2023) bestätigt, dass die Verfüllung seit Januar 2023 im regulären Betrieb ist. Hier wird betont, dass dies eine „Stabilisierung“ darstellt, jedoch ohne nähere geotechnische Untersuchungen oder Messdaten.
    Fazit: Ob die Flutung stabilisierend oder potenziell riskant wirkt, hängt entscheidend von der Fließgeschwindigkeit der Salzlauge, den lokalen Druckverhältnissen sowie der chemischen Lösungsdynamik des Salzgesteins ab. Eine detaillierte geotechnische Studie mit Prognosemodellen wäre erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen auf das Terrain in Wunstorf fundiert einzuschätzen.

    3. Ergänzende Analysen aus früheren Artikeln

    „Verfüllung von Sigmundshall nun auch auf dem Wasserweg“ (20.02.2021): Hier wurde die zusätzliche Transportlösung per Schiff beschrieben, um die Flutung zu beschleunigen. Interessant sind dabei die damaligen politischen Diskussionen, die vor allem infrastrukturelle Belastungen betrafen, jedoch keine expliziten geotechnischen Analysen beinhalteten.
    „Pipeline-Lösung für Sigmundshall wird untersucht“ (2021): In diesem Artikel wurde die Option diskutiert, die Salzlauge über eine Pipeline statt per Bahn zu transportieren. Während die Umweltverträglichkeitsprüfung thematisiert wurde, gab es keine tiefgehenden Erwägungen zu den mechanischen Folgen der Flutung für das Bergwerk.

    4. Abschließende Betrachtung

    Die aktuelle Debatte um Setzungen in Wunstorf zeigt, dass die Flutung von Sigmundshall ein komplexes Zusammenspiel aus bergbaulichen, geomechanischen und infrastrukturellen Fragen ist. Der Nachweis von Absenkungen über 10 cm bleibt in den Berichten unklar, und die Frage, ob die Salzlauge stabilisierend oder destabilisieren wirkt, kann nur durch Langzeitbeobachtungen und geotechnische Gutachten abschließend geklärt werden.

    Es wäre wünschenswert, dass das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) detaillierte Messdaten zu den Setzungsraten veröffentlicht und auch die chemisch-mechanischen Wechselwirkungen der Lauge mit dem Gebirge tiefergehend untersucht. Erst dann lassen sich verlässliche Aussagen zur Stabilität des Untergrunds und zur potenziellen Gefährdung von Infrastruktur und Siedlungsgebieten treffen.

  • B.N. sagt:

    Es ist erfreulich, dass dieses Thema genau aufgegriffen und kommentiert wird.

    Befürchtungen, Mahner und Gegner des Projektes gab es genug, beachtet wurde zu wenig, und inwieweit fachliche Kompetenz das nun Folgende interpretiert, erklärt und „rechtfertigt“, bleibt abzuwarten.

  • Kelevra72 sagt:

    Ich bin der Meinung dass es zu meiner Damaligen Zeit dort (vor 35 Jahren) so war, dass K&S por Tonne herausgeholtem Material eine Summe X bereitlegen musste um sicherzustellen dass der Berg nach Beendigung / Stilllegung des Bergwerks wieder „wegzuschaffen“ ist. Sprich auflösen, flüssig wieder nach unten bringen und so weiter. Ist „mit Lauge füllen“ genau dieses Verfahren? Weil der Berg ja scheinbar bleibt.

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