Luthe (nd/dd). Im Rahmen der ersten Durchführung des Präventionsprojekts !Respect hat Cheftrainer und Gründer Oliver Henneke an acht Tagen die acht Klassen der Grundschule Luthe sowie auch das Kollegium für den gemeinsam Umgang miteinander geschult. Das Projekt soll auch in Zukunft an der Grundschule implementiert werden.
Besonders die Kinder im Grundschulalter sind von sich verändernden Strukturen stark betroffen. Doppelverdienende Eltern, veränderte und aufgebrochene familiäre Strukturen, nicht zuletzt aber auch die Corona-Pandemie, die immerhin nahezu ein Drittel des Lebens eines Grundschülers beeinflusst haben könne.
Die Folgen seien vielfältig, erklärt uns Oliver Henneke, der 2016 gemeinsam mit Dr. Albert Schaper den gemeinnützigen Verein !Respect gründete und seitdem Schüler altersgerecht und spielerisch schult. Durch fehlende Peergroup-Kontakte, die abnehmende (Vor-)Lesekultur und die daraus resultierende Spracharmut, die alle Bildungsschichten betreffe, entwickelten sich nicht nur Kinder zunehmend zu Individualisten, berichtet Oliver Henneke.
„Wir helikoptern immer mehr um uns selber!“
Oliver Henneke
Dies verlange vor allem den Schulen ab, Kindern allgemeine Regeln des Zusammenlebens zu vermitteln, und genau darauf ziele auch !Respect ab.
An der Grundschule Luthe haben in den zwei Wochen nach Ostern alle acht Klassen im Klassenverband gemeinsam mit ihren Klassenlehrern an der Schulung teilgenommen, und auch die Lehrkräfte der Grundschule haben sich an zwei Nachmittagen fortgebildet.
„Du selber kannst, wenn du respektvoll mit deinen Mitschülern umgehst, den Schulalltag konfliktfreier bewältigen.“
Heike Pätzold
Die Bilanz sei durchweg positiv, sodass sich das Kollegium der Grundschule Luthe um Schulleiterin Heike Pätzold wünscht, !Respect fest im Luther Schulalltag zu verankern und auf diese Weise die Selbstwirksamkeit der Kinder in den Fokus zu nehmen.
Mitinitiator und Vater Oliver Stichweh hat größere Pläne. Er möchte in Zukunft das Präventionsprogramm nicht nur in Luthe etablieren, sondern auch an anderen Schulen Wunstorfs, im Sinne eines „Wunstorfer Programms“.
Allerdings hängt dieser Wunsch auch von den Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten ab. Denn die Finanzierung für Präventionsprogramme wie !Respect seien im Haushalt der Schulen nicht fest vorgesehen, sondern auch immer abhängig von Sponsoren und Förderern und dem Engagement der Schule sowie der Elternschaft.
Im Falle der Grundschule Luthe habe man durch die Zusage der Förderung der Bildungschancen für 2024 die bisherigen Fördermittel schon für das Jahr 2025 mit eingeplant, um auch hier !Respect erneut durchführen zu können und zu einer der 80 bis 100 Schulen deutschlandweit zu gehören, an denen das Projekt umgesetzt wird. Denn nach der Durchführung des Pilotprojektes kristallisiere sich auch das starke Interesse der Elternschaft an geeigneter (Gewalt-)Prävention heraus, was die hohe Teilnehmerquote des Elternabends im Rahmen von !Respect zeige, betont Oliver Stichweh.
Auch die Auepost durfte sich vor Ort selbst ein Bild davon machen, wie das kindgerechte Präventionsprogramm funktioniert. Als die Klasse 1 B in der Sporthalle eintrifft, ist von Langeweile und Frontalunterricht keine Spur.
Stattdessen begrüßte sich die Gruppe mit dem sogenannten Friesengruß – eine ritualisierte Begrüßung, bei der rhythmisch geklatscht, mit den Füßen aufgestampft oder „Moin, moin, moin, moin“ gerufen wird – und ließ uns daran teilhaben, wie man die Stopp!-Regel anwendet.
Dabei werden Körperhaltung, Mimik und Gestik spielerisch vermittelt und beispielhaft der „Laserblick“ aufgesetzt, um dem Gegenüber das eigene Bedürfnis gewaltfrei zu signalisieren.
Bei den Schülern zeigt sich die Begeisterung auch daran, dass sie lieber am Projekt teilnehmen wollen statt am regulären Unterricht. Dies hänge selbstverständlich aber auch mit der Person von Oliver Henneke zusammen, meint die Schulleiterin – und zieht nach dem Abschluss des Pilotprojektes ein durchweg positives Fazit.
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