Wunstorf (ds). Ab sofort steht über die Seiten der Stadt eine Online-Umfrage zur Verfügung, mit der sich die Einwohner und Besucher der Stadt zur Innenstadt äußern sollen. Realisiert wurde die Umfrage von der Bremer Stadtentwicklungsgesellschaft BPW Stadtplanung, die Städte bei der Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen begleitet.
Die Auepost hatte im vergangenen Herbst, basierend auf einer sehr ähnlichen Erhebung der Agentur Auemedien, eine vergleichbare Fragestellung aufgeworfen und die Ergebnisse präsentiert. Nun fragt die Stadtverwaltung noch einmal offiziell nach und möchte in Erfahrung bringen, was die Wunstorfer und die Nachbargemeinden an der Innenstadt schätzen oder weniger schätzen. Neben der Umfrage gibt es zudem eine interaktive Karte, auf der konkrete Vorschläge gemacht werden können – sowohl zu Positivem als auch Negativem. Außerdem lassen sich bereits abgegebene Vorschläge hier bewerten.
Hintergrund für die Umfrage ist die Inanspruchnahme von Fördergeldern für private und öffentliche Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt. Dafür ist ein sogenanntes ISEK, ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept, nötig, das als Grundlage für die Beantragung der Finanzierungshilfen dient. Die Online-Umfrage ist dabei ein Baustein auf dem Weg zur ISEK. Das Konzept selbst wird ebenfalls aus EU-Mitteln gefördert und findet im Rahmen des Sofortprogrammes „Perspektive Innenstadt“ statt, für das sich Wunstorf beworben hatte. Bis Ende Juni muss das Konzept stehen und eingereicht sein.
Heute nun wurde der Presse in der Abtei von Bürgermeister Carsten Piellusch, Ortsbürgermeister Thomas Silbermann, Stadtbaurat Alexander Wollny, Sandy Löbermann vom Fachbereich Stadtplanung und dem BPW-Stadtplaner Niklas Fluß die Umfrage vorgestellt. Letzterer war aus Bremen online zugeschaltet. „Es geht um nichts Geringeres als die Herzkammer der Innenstadt“, umriss Piellusch das Projekt, zu der die Umfrage einen weiteren Baustein bildet. Ein erstes Fachgespräch zwischen den verschiedenen Interessengruppen in der Innenstadt unter Beteiligung von Politik und Verwaltung hatte bereits stattgefunden.
Die Fußgängerzone sei einige Jahre alt, die Wahrnehmung von heute sei eine andere, sagte Piellusch zum Auftakt. Corona habe wie ein Beschleuniger gewirkt, es gebe Leerstände in einigen Bereichen. Die Förderung der Innenstadtentwicklung sei eine Chance, die Wunstorf nun einmalig habe. Wie sie sich gestalten soll, was sich ändern muss, das sollen nun auch die Befragten mitbestimmen.
Es geht um nichts Geringeres als die Herzkammer der Innenstadt
Bürgermeister Carsten Piellusch
Die jetzige Umfrage ist etwas kompakter gehalten, ermöglicht aber ebenso auch freie Antworten. Die Teilnahme erfolgt anonym ohne vorherige Registrierung. Sie richtet sich ganz bewusst nicht nur an die Wunstorfer selbst, denn viele Menschen kämen auch von außerhalb in die Wunstorfer Innenstadt.
Wie viele Antworten nötig wären, um von einem repräsentativen Ergebnis auszugehen, teilte die Stadt nicht mit – man hoffe aber natürlich auf „so viele wie möglich“, sagte Piellusch. Auf einen besonderen Anreiz wie etwa die Verlosung eines Einkaufsgutscheines wurde allerdings verzichtet. An der Umfrage teilnehmen und damit Einfluss auf die konkrete Entwicklung der Innenstadt nehmen zu dürfen, soll Motivation genug sein. Neben Ankündigungen in der Presse setzt man auf Plakate, die in der kommenden Woche in der Innenstadt aufgestellt werden, sowie auf in den Geschäften verteilte Flyer. Werbung in den Nachbarkommunen soll es nicht geben.
Die Ergebnisse der Umfrage sollen im Rahmen einer „Bürgerwerkstatt“ am 26. März vorgestellt werden. Die Aussagekraft der Umfrage, die noch bis zum 31. Januar läuft, ist jedoch eingeschränkt: Mehrfachteilnahmen werden bei der anonymen Befragung nicht verhindert, so dass eine Verzerrung der Ergebnisse möglich ist.
Wohlweislich hat die „Auepost“ ein Attribut vermieden, das seit Jahren geradezu penetrant in anderen Medien immer und immer wieder zitiert wurde: „die schönste Innenstadt der Region“! Wenn denn dieses übersrapazierte anmaßende Eigenlob noch eines Beweises bedurft hätte, dass es zumindest ein wenig über die Realität hinaus geht, dann ist dieser durch das nun angeschobene Projekt meines Erachtens eindeutig erbracht: Ja, die Innenstadt ist schön, aber wahrlich nicht „die schönste im ganzen Land“, und es gibt sehr wohl noch Optimierungspotenzial. Man(n)/frau darf gespannt sein, welche Verbesserungsvorschläge die Umfrageaktion hervorbringt….und wie realistisch die Chancen zu deren Umsetzung zu beurteilen sind.