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Wunstorf wird an On-demand-Bussystem angeschlossen

13.09.2021 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1885

Rund 30 Millionen für neue Verkehrskonzepte in der Region: Auch in Wunstorf könnte bald wieder eine Art „R-Bus“ fahren.

13.09.2021
Daniel Schneider
Aufrufe: 1885
ZOB Wunstorf
Noch fahren nur Linienbusse: Zentraler Omnibusbahnhof Wunstorf | Foto: Daniel Schneider

Belrin/Hannover (ds). Geschichte wiederholt sich: Ab den 1980er Jahren war Wunstorf eine von zwei deutschen Kommunen, die als Modellstadt das computergestützte On-demand-Busfahren erprobten. Damals hieß es natürlich noch nicht so, sondern wurde R-Bus genannt, funktionierte aber genau so: Kleinbusse der Steinhuder Meer-Bahn ersetzten die starren Fahrpläne der Linienbusse und fuhren nur noch dann zu den jeweiligen Haltestellen, um Fahrgäste einzusammeln, wenn der Bus auch wirklich angefordert worden war. Das sollte das Busfahren flexibler und attraktiver machen und eine echte Alternative zum Auto werden. Obwohl von den Wunstorfern geschätzt, bewährte sich das Zukunftsprojekt nicht, denn es war teurer als die herkömmlichen Busse und wurde schließlich schleichend wieder beendet.

30 Millionen, unter anderem für „Sprinti“

War Wunstorf damals der Zeit einfach nur voraus? Fast scheint es so, denn nun, rund 40 Jahre später, könnte es eine neue Art „R-Bus“ in Wunstorf geben. Das Bundesverkehrsministerium, das auch beim historischen Projekt federführend war, plant eine Neuauflage: Der Bund fördert im Rahmen der Förderrichtlinie „Modellprojekte zur Stärkung des ÖPNV“ auch die Region Hannover mit 29.972.720,00 Euro, wie das Büro von Staatsminister Hendrik Hoppenstedt und die Regionsverwaltung soeben mitteilten.

Die Region Hannover gehört damit zu den bundesweit zwölf „Modellprojekten zur Stärkung des ÖPNV“. Das Bundesamt für Güterverkehr als Bewilligungsbehörde muss abschließend zustimmen. Das Geld könnte dann in den nächsten drei Jahren in Vorhaben fließen, die die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich durch ein attraktiveres Angebot nachhaltig reduzieren helfen. Unter anderem soll mit dem Fördergeld der „Sprinti“ als On-demand-Dienst auf alle Kommunen in der GVH-Tarifzone C des Umlandes ausgeweitet werden. Geplant ist auch durch multifunktionale Mobilstationen neue Anreize zu schaffen, auf den Nahverkehr umzusteigen, und mit der neuen HannoverCard 50 des GVH soll Kundschaft angesprochen werden, für die sich der Kauf einer Monatskarte nicht lohnt. Mehr Service für die Fahrgäste soll eine weitere Digitalisierung der Informationsmedien im GVH bringen.

Höhere Akzeptanz = mehr Fahrgäste = weniger CO2

Wie damals soll das flexiblere Bus- und Bahnfahren den ÖPNV zukunftsfähig machen und die Verbindungen im ländlichen Raum verbessern, wovon man sich eine Fahrgaststeigerung und damit eine höhere Effizienz erhofft. Hinzu kommt als zentraler Aspekt nun jedoch Klimaschutz, der früher nur eine untergeordnete Rolle spielte.

R-Bus
Erste Ansätze: Ein in Wunstorf fahrender R-Bus in den 1980er Jahren | Bild: Airbus Defence and Space GmbH

Der On-demand-Verkehr wird dabei ohne Mehrkosten für die Nutzer in die Tarifstruktur eingebunden und ist im existierenden Vertriebssystem buchbar. Eine Verknüpfung mit den Bedarfen von Arbeitgebern, sozialen Einrichtungen und dem Lieferverkehr, insbesondere in Schwachlastzeiten, ist ebenso angedacht. In seiner Gesamtheit entsteht so das größte On-demand-Verkehrsnetz seiner Art in Deutschland. „Wir sind davon überzeigt, dass Sprinti eine völlig neue Qualität für den Nahverkehr im ländlichen Raum bietet. Deshalb möchten wir dieses Angebot ausweiten“, sagen Regionspräsident Hauke Jagau und Regions-Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz.

Größtes On-demand-Netz Deutschlands entsteht

Zusätzlich sollen in der Region intelligent verknüpfte und komfortable Mobilitätsstationen weiter ausgebaut und neu geschaffen werden. Um die Auslastung existierender P+R-Anlagen zu steigern und Anreize zur Nutzung des ÖPNV zu bieten, ist die Ausrüstung dieses mit intelligenter Sensorik (Auslastung, Verkehrslenkung, ÖPNV-Information) vorgesehen. Die existierenden Auskunfts- und Vertriebssysteme sollen im Hinblick auf fahrgastfreundliche Informationsbereitstellung digitalisiert und zu einer umfassenden Mobilitätsplattform weiterentwickelt werden. Im Post-Corona-Betrieb sind zudem tarifliche Zusatzangebote und umfassende Kommunikationsmaßnahmen zur Fahrgast(rück)gewinnung vorgesehen. Ebenso ist die Schaffung eines ÖPNV-Reallabors unter intensiver Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern und Mobilitätsakteuren geplant.

„Nur mit einem gut ausgebauten ÖPNV werden wir Menschen dazu bewegen, auf Bus und Bahn umzusteigen. Wir müssen unbedingt höhere Fahrgastzahlen erreichen, denn das ist ein großer Beitrag zum Klimaschutz“, so Hoppenstedt. „Mit den Fördermitteln des Bundes werden wir in der Region Hannover einen enormen Entwicklungsschub für eine nachhaltige Mobilität erleben“, sagt auch Jagau.

Die Maßnahmen werden mit bis zu 30 Millionen Euro pro Antragsteller mit einer Förderquote von bis zu 80 Prozent unterstützt. Die Quote kann durch Landesmittel auf bis zu 95 Prozent erhöht werden. Die Projekte werden insbesondere mit Blick auf ihr CO2-Reduktionspotenzial wissenschaftlich begleitet. Ebenfalls wird überprüft, inwiefern besonders wirksame Best Practices auf andere Städte übertragen werden können. 

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Kommentare


  • Grit D. sagt:

    In Erinnerung an die R-Busse, mit denen ich 1980 oftmals fuhr- annodazumal „Jungspund“-, möchte ich der Neuauflage wünschen, dass die sich mit Erfolg bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Region durchsetzen wird.
    Ökologisch sicher ein sinnvolles Angebot.

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