Wunstorf (red). Deutliche Überraschung am Wahlabend: Die SPD holt ihren in Umfragen gesehenen Rückstand nicht nur auf, sondern wird stärkste Kraft, überholt damit seit 1998 erstmals wieder die CDU als größte Fraktion. Die Linke scheitert an der 5-Prozent-Hürde, die AfD zieht ein in den Landtag. Die Grünen verlieren deutlich, die FDP erreicht kein der Bundestagswahl vergleichbares Ergebnis – so weit der grobe Umriss zur Niedersachsenwahl.
In Wunstorf spiegelt sich der Erfolg der SPD ebenfalls wider. Um halb sieben standen fast alle Ergebnisse aus den Wahlbezirken fest; in Idensen wurde am längsten ausgezählt, hier lagen die Ergebnisse kurz nach 20 Uhr vor. Die letzten Stimmen der Briefwähler waren gegen halb zehn ausgezählt.
Die SPD wurde in allen Wunstorfer Ortsteilen stärkste Kraft, in keinem Stadtteil gelang es der CDU, die SPD zu überflügeln. Das beste Ergebnis erreichte die SPD in Mesmerode mit 48,9 Prozent. Hier holte auch Wiebke Osigus ihren höchsten Zustimmungswert mit 53,0 Prozent bei den Erststimmen.
Die CDU wurde am häufigsten in Idensen gewählt, hier kam sie auf 35,2 Prozent. Sebastian Lechner holte ebenfalls dort sein bestes Wunstorfer Ergebnis, nämlich mit 40,5 % Zustimmung. Idensen war damit zugleich der einzige Ortsteil, an dem Wiebke Osigus nicht führte (38,2 %)
Sebastian Lechner (CDU) konnte das Direktmandat für Wunstorf/Neustadt nicht erneut erringen. Er wurde von seiner SPD-Herausfordererin Wiebke Osigus deutlich geschlagen. In fast allen Wunstorfer Wahlbezirken erhielt Wiebke Osigus die meisten Stimmen. In Neustadt hatte Osigus in 20 Ortsteilen die Nase vorn, Lechner führte lediglich in 9, in Vesbeck gab es ein Unentschieden.
Nur bei den Briefwählern konnte Lechner punkten: In allen Wunstorfer Briefwahlbezirken erhielt er mehr Stimmen als Osigus. Auch die Zweitstimmen waren bei den Briefwählern CDU-lastiger: nur in einem von vier Briefwahlbezirken lag die SPD vor den Christdemokraten.
Wunstorfs einziger Direktkandidat, Bernd Wischhöver (AfD), holte in seinem Wohnort Steinhude 8 Prozent der Erststimmen, noch mehr wählten ihn in Klein Heidorn, nämlich 8,4 Prozent.
Die Grünen wurden in Blumenau am stärksten mit genau 10 Prozent, die FDP wurde von allen Ortsteilen in Steinhude am häufigsten gewählt (8,3 %). Die AfD erreichte den höchsten Zustimmungswert mit 8,0 % in Bokeloh. Die Linke wurde mit genau 5 Prozent am häufigsten in Mesmerode gewählt.
Die übrigen Parteien kamen gemeinsam auf 2,2 Prozent: Bündnis Grundeinkommen, DM, ÖDP und V-Partei mit je 0,1 %, die Freien Wähler und Piratenpartei mit je 0,3 % und „Die Partei“ und Tierschutzpartei mit je 0,6 %. Die LKR, vormals Alfa-Partei, erreichte 0 Prozent.
Wiebke Osigus, erst seit kurzem in der SPD und erstmals als Direktkandidatin angetreten, räumte regelrecht ab: Außer in Idensen wurde sie in allen Ortsteilen mit den meisten Stimmen bedacht, in der Regel deutlich über 40 Prozent; in Mesmerode sogar mit 53,9 %. Die CDU und Sebastian Lechner konnten fast nur bei den Briefwählern punkten: Hier führte Lechner durchweg vor Osigus.
Im Vergleich zu den Ergebnissen der Bundestagswahl sticht das Ergebnis der SPD heraus – ebenso wie das der AfD. Während die SPD in Niedersachsen mit Abstand stärkste Kraft wurde, ist die AfD von einem zweistelligen Ergebnis weit entfernt. Die FDP konnte vom „Lindner-Effekt“ offenbar nicht profitieren; auch von linksliberalen Wählern wahrscheinlich nicht, denn eine rot-gelb-grüne Koalition hatte die FDP vor der Wahl eindeutig ausgeschlossen und erkennbar Richtung CDU geblinkt. Insgesamt scheinen in Niedersachsen – und Wunstorf – mehr noch als im Rest der Republik die alten Strukturen vorzuherrschen: Die Wahl ein Duell zwischen CDU und SPD, die kleinen Parteien auf Abstand haltend.
Die Prognosen bei der AfD lagen zunächst daneben bei den ersten Hochrechnungen. Bei Schließung der Wahllokale wurde sie mit etwa 5,5 Prozent im Landtag gesehen, in Wirklichkeit wählten dann doch etwas mehr Niedersachsen AfD, auch wenn die Partei von einem zweistelligen Ergebnis wie bei der Bundestagswahl weit entfernt bleibt. In Wunstorf kam die AfD auf 6,1 Prozent.
Für die CDU ist das Ergebnis bitter, doch die rot-grüne Regierung scheint dennoch abgelöst. Am Ende könnte die große Koalition stehen – oder eine Jamaikakoalition auch in Niedersachsen.
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