Wunstorfer Auepost
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Der große Auepost-Sitzbanktest: Wie gut sind die neuen Stadtmöbel in Wunstorfs Fußgängerzone?

29.05.2023 • Redaktion • Aufrufe: 3756

Wie cool sind die neuen Sitzbänke in der Wunstorfer Fußgängerzone wirklich? Und wie schlagen sie sich im Alltag? Sind sie tatsächlich eine Verbesserung zum alten Modell? Die Auepost hat den Test gemacht und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen. Vor allem vor dem Rathaus wird es seltsam.

29.05.2023
Redaktion
Aufrufe: 3756
Auepost-Autor Malte Süß testet alte und neue Bänke | Fotos: Daniel Schneider

Die Wunstorfer und die Besucher der Innenstadt lieben die neuen Sitzbänke in der Fußgängerzone – zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man beobachtet, wie viele Menschen sich auf den neuen Stadtmöbeln niederlassen. Tatsächlich scheint viel mehr darauf gesessen zu werden als zuvor auf den grünen Drahtgittermodellen. Die Bänke wirken einladender – und verleiten offenbar dazu, öfter Platz zu nehmen und sich wohlzufühlen in Wunstorfs Mitte.

Aber sitzt man darauf tatsächlich auch besser als vorher? Die Frage ist berechtigt, denn es gibt einige Punkte, in denen sich die neuen Bänke von den alten unterscheiden. Vor allem bei der Hauptdisziplin einer Sitzbank – dem Sitzen – gibt es Merkmale, die auffallen. Als die ersten neuen Bänke bereits standen, die alten aber noch nicht vollständig abgebaut waren, haben wir daher direkt verglichen. Herausgekommen dabei ist der große Auepost-Sitzbanktest.

Sitzen früher und heute

Beim ersten Platznehmen auf den neuen Bänken, nachdem man zuvor auf einem der alten Modelle gesessen hat, fällt sofort auf: Die Sitzfläche scheint kleiner zu sein. Aber wie kann das sein, wo beide Modelle doch fast dieselben Abmessungen aufweisen und einige Modelle sogar deutlich mehr Platz zu bieten scheinen?

Frisch aufgestellte Bänke in der Fußgängerzone
Definitiv cool. Aber wie sitzt man drauf?

Es liegt an der Konstruktion der Rückenlehnen: Während bei den alten Olympiabänken die Lehnen mit etwas Abstand zur Sitzfläche angebracht waren, gibt es beim neuen Modell keinen solchen Zwischenraum mehr. Hier setzt die Rückenlehne direkt über der Sitzfläche an. In der Folge ist die real nutzbare Fläche tatsächlich geringer, denn üblicherweise rutscht man nicht bis ganz ans Ende der Rückenlehne heran.

Ganz schön kantig

Auch die Armlehnen, die in die Sitzfläche integriert sind, verkleinern die tatsächlich nutzbare Fläche. Was raffiniert aussieht, bewirkt, dass man auf dem linken Sitzende der Bank praktisch nur noch eine Tasche abstellen kann. Sitzen kann dort maximal noch ein kleineres Kind.

Wer möchte links sitzen? Der Bügel führt zur effektiven Platzverschwendung.

Die Rückenlehnen selbst fallen auch auf: Bei den alten ergab sich eine plane Fläche, die Balken der neuen Modelle sind leicht gerundet angeordnet. Je nach Körpergröße des Sitzenden drücken sie daher etwas ins Kreuz.

Die Kanten der alten Bänke waren oberschenkelfreundlich abgerundet

Unangenehm bemerkbar macht sich im direkten Vergleich auch die Kante der Sitzfläche: Der vorderste Holzbalken schneidet in die Unterseiten der Oberschenkel ein, vor allem bei Kindern, die die Beine baumeln lassen. Beim Probesitzen war offenbar kein Minderjähriger unter den Beteiligten gewesen. Die alten Bänke waren dagegen mit abgerundeter Sitzflächenkante extra so konzipiert worden, dass ein Einschneiden unmöglich war.

Ein Hochgefühl

Eines der Hauptargumente, warum man in der Wunstorfer Innenstadt neue Sitzmöbel brauche, war die Sitzhöhe: Die alten Bänke wurden oft als zu niedrig empfunden, ältere Menschen sollen Probleme beim Aufstehen gehabt haben. Das wurde bestärkt durch den Effekt, dass die Sitzfläche nach hinten leicht abfallend war, außerdem gab es keine Armlehnen an den grünen Bänken. Hier diente stattdessen die abgerundete größere Fläche an der vorderen Kante auch zum Abstützen beim Aufstehen.

An der höchsten Stelle der Sitzfläche waren es früher knapp 43 Zentimeter

Die neuen Modelle haben nun erstmals eine Armlehne, die auch als Aufstehhilfe dienen kann – und die Sitzfläche ist tatsächlich höher. 3 bis 4 Zentimeter Unterschied ergibt sich im Vergleich zu den alten Bänken. Der ehemalige Sessel-Effekt der alten Bänke ist damit jedoch ebenfalls Geschichte.

Nun sitzt man rund 3 Zentimeter höher und nicht mehr nach hinten abfallend

Die neu gewonnene Höhe machen allerdings die Holzliegen wieder zunichte, die ergänzend zu den Sitzbänken an einigen Stellen positioniert wurden: Sie sind derart tief, dass ältere Menschen, die man mit der Bankerhöhung im Blick hatte, überhaupt keine Chance haben dürften, sie überhaupt zu nutzen.

Viel zu tief fühlt man sich auf den Liegevarianten

Aber auch bei den jüngeren Semestern können die Liege-Bänke insgesamt wenig begeistern. „Hart, tief, unbequem“, so das Urteil der Redaktion. Wer dort Platz nimmt, hat beinahe das Gefühl, ebenerdig direkt auf dem Pflaster zu liegen – das wirkt sehr unangenehm.

Umso netter sind wiederum die größeren Bankvarianten, wie sie etwa direkt vor dem Rathaus aufgestellt sind. Hier macht die Abwechslung beim Sitzen richtig Spaß, jeder findet „sein“ Plätzchen. Die vielen verschiedenen Bankmodelle in direkter Nähe wirken allerdings optisch sehr gewöhnungsbedürftig – als hätte man sich nicht für ein Modell entscheiden können und deswegen in der Südstraße einfach alle genommen:

Ein Teil der „Bankenlandschaft“ vor dem Rathaus

Rondell steht neben Karree steht neben Bank steht neben Einzelhockern steht neben Liegebank. Es ergibt sich so beinahe der Eindruck, als hätte der Hersteller der Stadtmöbel einen Freiluft-Showroom für seinen Sitzbankvertrieb eingerichtet. Wenn sich andere Städte künftig für dasselbe Bankmodell interessieren, dann kann man sie einfach nach Wunstorf zum Probesitzen ans Rathaus schicken.

I’m sitting in the rain …

Wir haben die neuen Bänke nicht nur selbst ausprobiert, sondern auch die Besucher der Fußgängerzone befragt. Am „letzten Tag der grünen Bänke“ fällt uns Jürgen T. auf. Er wohnt in Apelern und ist mit seiner Gattin zum Einkaufen in der Wunstorfer Innenstadt.

Ein historisches Foto: Jürgen T. sitzt auf einer der letzten noch stehenden Olympiabänke

Während viele der neuen schicken Holzbänke bereits stehen, hat T. sich auf eine der letzten noch vorhandenen grünen Bänke gesetzt. Wir wollen natürlich wissen, weshalb. Warum die alte Bank und nicht das schicke neue Holzmodell direkt nebenan? „Weil ich so meine Frau im Blick habe“, lacht der Apelerner. Die direkt benachbarte Holzbank war kein Kriterium. Bei künftigen Besuchen in der Fußgängerzone wird Jürgen T. seinen Beobachtungswinkel nun ändern müssen oder seine Ehefrau schnell aus den Augen verlieren: Die Bank mit Blick auf den Kuhbrunnen gibt es nicht mehr, dort befindet sich nun eine der tiefen Liegebänke.

Die neuen Bänke im Regen
Armlehne nach einem Regenschauer

Um seine Meinung zu den neuen Bänken gebeten, fällt dem Wunstorf-Besucher sofort ein Nachteil ein: „Nach Regen werden sie nicht so schnell trocken sein.“ Das bestätigt sich tatsächlich beim ersten Regenschauer. Während die alten Modelle mit ihrer Gitterkonstruktion theoretisch sogar während eines Wolkenbruchs benutzbar blieben, verwandeln sich die neuen Bänke bei Nässe in eine Art Wasserlandschaft.

Unsere Wertung: „Versetzung“ nicht gefährdet

Wie bewerten wir die Bänke nun? Direkt vergleichen können wir nur die Standardmodelle, die „typischen“ Sitzbänke, denn das alte Modell hatte keine Variationen wie die nun angeschafften Bänke.

Optik: Note 1; Bequemlichkeit: Note 2-; Praktikabilität: Note 3; Coolnessfaktor: Note 4; Nachhaltigkeit: Note 4-
Die neuen Wunstorfer Sitzbänke werden auf Beschluss der Auepost-Konferenz versetzt ins nächste Schuljahr

Die Optik der neuen Bänke bekommt dabei eine klare Note 1. Das Holz wirkt frisch, zeitlos-modern und möbelt die Fußgängerzone ordentlich auf. Die Kombination von Fichtenholz und anthrazitfarbenen Metallarmlehnen sieht edel aus. Bei der Bequemlichkeit müssen wir Punkte abziehen: Die zur Verfügung stehende Sitzfläche ist faktisch schmaler und die Rückenlehne unbequemer. Das ergäbe eine 3, doch über die höhere Sitzposition wird es noch eine 2 minus. Bei der Praktikabilität reicht es nur für eine 3: Nach Regen sammelt sich Wasser auf Bänken und Lehnen, und die Sitzfläche wird durch die mittendrin angebrachten Armlehnen unnötig verkleinert.

Neues Sitzen in der Fußgängerzone

Beim Coolnessfaktor reicht es nur für eine 4: Die alten Bänke hatten Geschichte und Charme, waren abgestimmt auf das originäre Konzept der Fußgängerzone und schon allein deshalb etwas Besonderes. Die neuen sehen zwar gut aus, aber sie sind nichts Besonderes mehr. Viele Städte haben ähnliche Sitzbänke in ihren Flaniermeilen stehen. Für Nachhaltigkeit müssen wir leider eine 4 minus vergeben. Nicht, weil wir den neuen Bänken wenig zutrauen, sondern mit Blick auf die Vergangenheit: Die Vorgängermodelle waren zwar betagt, aber hatten ihre Langlebigkeit unter Beweis gestellt und hätten wohl auch noch weitergenutzt werden können. In der abgehaltenen Zeugniskonferenz bedeutet das für Wunstorfs neue Fußgängerzonen-Bänke, dass die „Versetzung“ auf ihnen nicht gefährdet wäre: Wir vergeben die Gesamtnote 2,6.

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Kommentare


  • wunstorfer sagt:

    „Hart, tief, unbequem“ und zusätzlich noch „unnötig, teuer, nach Regen nicht benutzbar und in spätestens 10 Jahren zu ersetzen/renovieren“…

    • MR sagt:

      Zudem „Dank“ der nach innen versetzten Armlehnen extrem obdachlosenfeindlich. Kein schönes Signal meiner Meinung nach.

  • Andreas R. Niepel sagt:

    Ein Aspekt fehlt mMn: die alten Bänke waren für Schmierfinken sehr unattraktiv, während die neuen viel mehr Fläche haben, um sie zu „verschönern“ …

    • wunstorfer sagt:

      Vielleicht ist das ja insgeheim Sinn der Sache – „Raum für künstlerische Kreativität“ im öffentlichen Raum!?

      Schließlich hat das mit dem „tollen“ Werkraum in der Südstr. ja nicht geklappt (surprise), also muss natürlich ein neues vogues Konzept her…

  • Dr. Anton Seifenfuß sagt:

    Ich finde die neuen Bänke sehr gut. Die Bewertung der Auepost stellt bestenfalls eine sehr subjektive Meinung dar, die das Glück hatte, mit vielen Worten publiziert zu werden.
    Wenn die alten Bänke das non-plus-ultra gewesen wären, hätte die Bankmöbelindustrie seit 50 Jahren keine anderen Bänke mehr geliefert und in allen deutschen Städten und Gärten ständen nur Drahtgitterkonstruktionen als Bänke und auch als Gartenmöbel…
    soweit ich weiß, ist dieser Fall nicht eingetreten, also sind die Gitterbänke wohl nicht so endgeil.

    • Prof. Krystof Hasenfuß sagt:

      Oha, da schreibt wohl ein anonymer Entscheidungsträger und merkt, dass es wohl auch andere Empfindungen und Bewertungen gibt.

      • Dieter D. sagt:

        Das wird hier echt mal interessant:
        Wer ist wer? Ist der Seifenfuß vielleicht der Bürgermeister? Ist Hr. Niepel wirklich der Hr. Niepel? Und wer ist eigentlich der wunstorfer?
        Vielleicht müssen wir auch einfach mit der Anonymität des Internets leben und mit anderen Meinungen umgehen.

        • Andreas R. Niepel sagt:

          „Vielleicht müssen wir auch einfach mit der Anonymität des Internets leben“,
          ja, so ist das wohl, Herr „D.“
          ;-D
          Ich schreibe mit Klarnamen und bin identisch.
          Ich finde es schön, dass Sie (prinzipiell) mit anderen Meinungen umgehen können – aber wie?
          :-D
          Zu meiner Studienzeit Mitte bis Ende der 80iger Jahren war es selbstverständlich, andere Meinungen anzuhören und dann i.d.R. ergebnisoffen zu diskutieren – heutzutage ist das fast schon eine Ausnahme …

  • Dieter D. sagt:

    Mit anderen Meinungen umgehen meine ich grundsätzlich im Sinne von konstruktiv.
    Verschiedene Gedanken haben verschiedene Ansätze. Nur wer bereit ist diese anzuhören kann sich weiter entwickeln.

    Destruktiv finde ich es, wenn man den anderen für seie Meinung missionieren will, weil es nur (s)eine Meinung geben darf. Leider hat sich das in der heutigen Diskussionskultur stark etabliert. Nur noch schwarz oder weiß.

    Was allerdings gar nicht geht ist, wenn man unsachlich wird, den anderen im Zuge seiner Meinungsäußerung diskriminiert, etc., das hat dann alles nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun.

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