Es gibt derzeit viele Bauprojekte in Wunstorf, von Veranstaltungshallen bis hin zu neuen Bundesstraßen ist viel in Bewegung. Aber ein künftiger Bau sticht darunter besonders hervor, denn er hat gewaltige Dimensionen, die sich bereits abzeichnen, aber aus der Ferne noch nicht wirklich zu sehen sind: Die entstehende Airbus-Wartungshalle am Fliegerhorst Wunstorf.
Bereits mit dem Spatenstich vor einem guten Jahr wurde erkennbar, welche Bedeutung der Bau für die Stadt künftig haben wird. Nun, am Vormittag des 4. Dezembers, als alle Akteure zur Grundsteinlegung zusammenkamen, gaben erstmals auch die Umrisse der Baustelle eine konkretere Vorstellung davon, was hier in der kommenden Zeit entsteht.
Das Besondere am künftigen Areal mit zahlreichen Bauwerken, das die Wartung der A400M-Militärtransportflugzeuge der Luftwaffe direkt in Wunstorf ermöglicht, ist, dass es auf in der Fläche von begrenztem Gelände gebaut wird, auf erweitertem Militärgelände entsteht. Vergleichbare Großprojekte von Airbus hatten sonst üblicherweise maximal eine Höhe von 20 Metern – am Fliegerhorst Wunstorf werden nun noch einmal 20 Meter mehr draufgesetzt, um damit eine Gesamthöhe von rund 40 Metern zu erreichen. Dennoch wirkt das nun im Bau befindliche Gelände nicht nur aus der Vogelperspektive weitläufig.
Die „Ju-Halle“, das Luftfahrtmuseum direkt neben der Baustelle, die selbst eine riesige Ausstellung mitsamt Flugzeug beherbergt, in der man sich stundenlang verlieren kann, wirkt dagegen regelrecht winzig.
Aber beliebig in die Höhe gebaut werden kann ebenfalls nicht, denn die Vorgaben des benachbarten Flughafens setzen das Maximum: Der Airbus-Bau bleibt mit den 40 Metern gerade einmal 30 Zentimeter unter der vorgegebenen Höhenbegrenzung.
Architekt Jörg Huhnholz sprach während seiner Worte zur Grundsteinlegung ebenfalls davon, dass man sich freue, dass es sich um eine „solide Architektur“ handele. Es entsteht alles andere als ein langweiliger reiner Zweckbau, das Wartungszentrum von Airbus wird auch landschaftlich Maßstäbe setzen.
Überrascht haben dürfte manchen der Anwesenden jedoch die Information, wo aus bautechnischer Sicht die größte Schwierigkeit bei der Realisierung der Anlage liegt: Nicht beim Untergrund, nicht bei den Höhenbegrenzungen, nicht beim Material oder Baumaterial. Sondern bei den Türen. Die seien „der Schreck aller Architekten“. Nicht etwa, weil künftig große Flugzeuge in die Halle befördert werden müssen, sondern die Türen selbst sind es, die sehr komplex geworden seien: Bis zu 30 Attribute würden zu einer einzelnen Tür gehören – und die Airbus-Wartungshallenbauten werden am Ende insgesamt gut 800 Türen haben. Das bedeute, dass es allein dabei 24.000 Gelegenheiten gebe, Fehler zu machen, wurde vorgerechnet.
Fast ein Klacks dagegen so gesehen dann die 600 Tonnen schweren Stahlträger, von denen gleich drei für die Wartungshalle gebraucht werden. Bei Airbus rechnet man natürlich in Airbussen, und Airbus-Real-Estate-Geschäftsführer Christian Sedran zog einen anschaulichen Vergleich: Dreimal das Gewicht eines A380-Flugzeuges würde dann an der Hallendecke hängen.
„Drei Airbus A380 hängen da oben“
Christian Sedran
Ronald Ebbers, A400M-Projektmanager, sieht in dem Bau einen wesentlichen Beitrag zur Einsatzbereitschaft des A400M und freute sich, dass nun das Wartungszentrum an dieser Stelle in Wunstorf entstehe – „am Ende einer jahrelangen Kette beteiligter Stellen“.
Der Grundstein wurde zeremoniell im künftigen Sprinklerwasserbereich für die Airbus-Gebäude gelegt. Dort, wo sich alle zur Feier einfanden, werden sich künftig große Wassertanks befinden. Die traditionelle Zeitkapsel, die an Ort und Stelle eingemauert wurde, ist ohnehin wasserdicht. Die armlängengroße Röhre enthält verschiedene Dinge, die an den Tag der Grundsteinlegung erinnern und Archäologen in ferner Zukunft einen Hinweis darauf geben werden, was am 4. Dezember 2024 an dieser Stelle geschah. Die Kapsel wurde in einem vorgemauerten Schacht versenkt, dann symbolisch mit je einer Kelle Zement bedeckt und schließlich fertig verschlossen.
Die reguläre Arbeit wurde währenddessen nicht unterbrochen. Nicht nur der Kontroll-Learjet des Fliegerhorstes zog seine Bahnen am Himmel, auch mehrere A400M starteten während der Grundsteinlegung im normalen Flugbetrieb – und auch die Bauarbeiten selbst ruhten nicht während der Zeremonie. Überall wurde weiter gewerkelt.
Fliegerhorstkommodore Oberst Markus Knoll unterstrich noch einmal den „Quantensprung“, den der A400M für die Luftwaffe bedeutete, welche logistischen und taktischen Fähigkeiten hinzugewonnen wurden. Der A400M sei eine Erfolgsgeschichte und neue Ära für die Luftwaffe. Nun beginnt mit der Airbus-Wartungshalle die nächste Ära für den A400M in Wunstorf.
Schreibe einen Kommentar