Wunstorfer Auepost
[Anzeige]

Aus Wunstorf zur Weltspitze – mit Olympiaschwimmer Sven Schwarz im Becken

05.05.2025 • Deppe/Dombrowski • 4 Min.Kommentare: 0

Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris 2024 war auch ein Wunstorfer am Start. Der 22-Jährige trainiert im Olympiastützpunkt Hannover, wo ihn die Auepost besucht hat: Mit Olympia-Schwimmer Sven Schwarz im Becken.

05.05.2025
Deppe/Dombrowski
4 Min.
Sven Schwarz beim Training | Fotos: Deppe/Dombrowski

Die Olympischen Spiele sind für viele Menschen rund um den Globus eines der wohl spannendsten Sportereignisse, die es im TV zu verfolgen gilt. Im Juli 2024 bei den Olympischen Sommerspielen in Paris saßen auch viele Wunstorfer gespannt vor dem Fernseher und fieberten mit, als Sven Schwarz aus Wunstorf im Finale über 800 Meter Freistil auf den Startblock stieg und nach 7:43,59 Minuten mit einem fünften Platz anschlug.

Bereits mit dem Erlangen des Seepferdchens habe er festgestellt, dass Wasser sein Element sei, erzählt der 22-Jährige. Schwarz begann seine sportliche Karriere beim 1. Wassersportverein Wunstorfs (WVW), heute bekannt als WSG Wunstorf. Vor allem seine Eltern hätten ihn in dieser frühen Phase maßgeblich unterstützt – sowohl finanziell als auch zeitlich. Nach der Erreichung von Landes- und Bundeskaderzeiten bot sich ihm bereits im Alter von 12 Jahren die Möglichkeit von Trainingseinheiten im Olympiastützpunkt in Hannover. Die nun immer länger werdenden Fahrtwege bei steigender Trainingsfrequenz von 5–6 Einheiten pro Woche und der Ausblick auf eine Förderung des Sports auch auf schulischer Ebene waren schließlich ausschlaggebend für den damals 14-Jährigen, vom Hölty-Gymnasium auf die Humboldtschule zu wechseln.

Neuer Rekordhalter: Am 2. Mai 2025 brach Sven Schwarz den bisherigen Europarekord im 800-Meter-Freistil: Bei den deutschen Schwimmmeisterschaften in Berlin schwamm er die 800 Meter in 7:38,12 Minuten - neuer Europarekord und schneller als alle, die bei den zurückliegenden olympischen Spielen siegten.

Das hannoversche Gymnasium ist als Sportinternat eng an den Olympiastützpunkt angebunden, Trainingseinheiten fest in den Regelstundenplan integriert. Morgens war es auf diese Weise problemlos möglich, noch vor der Schule bereits die erste Trainingseinheit zu absolvieren. „Es wurde darauf geachtet, dass man in diesem Alter nicht fallengelassen wird“, sagt der Olympionike. Dass dieser Weg sich ausgezahlt hat, zeigt sich darin, dass Schwarz seit seinem Abitur im Jahr 2022 als einer von bundesweit 800 Spitzensportsoldaten seinen Dienst bei der Bundeswehr leistet und seinen Sport zum Beruf gemacht hat.

Plötzlich schauen 17.000 Menschen ins Becken

Mittlerweile ist es auch nicht nur seine Familie, sondern auch seine Partnerin Rosalie, mit der er in Hannover gemeinsam lebt, die ihn bei Wettkämpfen begleitet und mental unterstützt. Dass auch sie eigene Spitzensporterfahrung hat, sei von großem Vorteil für das gegenseitige Verständnis, berichtet Schwarz. Auch dafür, dass der Freibadbesuch im Sommer eher eine Ausnahme sei, denn Schwimmen verbinde er immer mit einer Art Wettkampfgefühl. Diese Unterstützung hat sich auch in Paris gezeigt: „Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen haben wir uns dort kaum gesehen, aber es tat gut, zu wissen dass meine Familie und meine Freundin da waren“, berichtet der Schwimmer rückblickend auch über seine Großeltern, die nicht nur die Wettkämpfe in Paris im Livestream verfolgen. Die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 ist für Schwarz eine seiner bislang sportlichen Höhepunkte gewesen, nachdem er die Qualifikation für Tokio coronabedingt verpasst hatte: „Ich wusste, dass ich es ins Finale schaffen kann.“

Schwarz trainiert in Hannover

Während bei anderen Sportveranstaltungen deutlich weniger Zuschauer am Beckenrand anwesend sind, waren es im Finale in Paris über 800 Meter Freistil ca. 17.000 Menschen, die in einem umgebauten Rugbystadion tobten. Das Wichtigste ist für Schwarz, den Fokus auf den eigenen Wettkampf zu legen und „immer für sich selbst schwimmen, einfach versuchen, sich nicht von der Menge ablenken zu lassen“.

Entgegen vieler anderer Schwimmer, die sich mit bestimmter Musik routinemäßig auf den Lauf vorbereiteten, war es für den 22-Jährigen wichtig, die Stimmung der Halle einzufangen und mitzuerleben. „Ich wollte einfach in der Atmosphäre ankommen“, sagt er. Denn während des Schwimmens höre man zwar keine Rufe, aber er erinnert sich noch gut daran, wie er wahrnehmen konnte, als der Franzose David Aubry im Finale hinter ihm war und die Halle bebte.

Privat bleibe neben den mittlerweile 10–11 Trainingseinheiten an 6 Tagen der Woche, zu denen auch Krafttraining zählt, wenig Zeit für weitere Hobbys. Ein normaler Tag des Schwimmers, der wöchentlich im Schnitt 70 Kilometer (das entspricht der Strecke von Wunstorf nach Soltau) schwimmend zurücklegt, je zwei zweistündige Trainingseinheiten im Becken sowie nach Bedarf Krafttraining. Doch nicht nur Nudeln und Vitamine stehen auf dem Speiseplan.

„Es dürfen auch mal Pizza oder Döner sein“

Sven Schwarz

„Es dürfen auch mal Pizza oder Döner sein“, lautet die Antwort auf die Frage nach der Ernährung. Denn obwohl der Sportler natürlich Acht gibt, spielt bei den etwa 6.000 kcal, die er durch Sport täglich zusätzlich verbrennt, eine Pizza ebenso wenig eine Rolle wie die Ganzkörperrasur vor den Wettkämpfen. Hauptsächlich handele es sich bei beiden Dingen um reine Kopfsachen.

Autogramme geben

Nach wie vor ist es der Spaß am Schwimmen, der Sven Schwarz seit Kindheitstagen für das harte Training motiviert. Dass Wasser definitiv sein Element ist, beweist er, als er im Becken beim ersten Versuch an der Kamera schneller vorbei ist, als die Fotografen auslösen können.

Dass seine Einstellung und sympathische Art gut ankommen, zeigt sich spätestens beim Verlassen des Leistungszentrums. Einige junge und auch ältere Fans erkennen den Spitzensportler und bitten um ein Selfie oder Autogramm – und Schwarz zögert keine Sekunde, jedem einzelnen Wunsch nachzukommen. Auch wenn er in Hannover weniger oft auf seine Erfolge angesprochen wird als seine Mutter in Luthe, so ist es für ihn von großer Bedeutung, wenn Kinder und Jugendliche durch ihn Spaß am Schwimmen finden – oder überhaupt schwimmen lernen. Trotz des Erfolges wirkt Schwarz bodenständig und bescheiden.

Sein Berufswunsch war ein anderer

Ein festes Ziel hat er nicht, denn neben Olympia gebe es auch weitere bedeutsame Wettkämpfe wie die WM 2025, die er fokussiere. „Ich möchte dort das Bestmögliche erreichen, es geht immer noch weiter nach oben.“ Ein unglaublicher Ehrgeiz sowohl im Sport als auch im Privaten schimmert durch. Denn neben der sportlichen Karriere und der Vorbereitung auf die WM in Singapur ist ein ziviles Studium im Bereich Business Administration das nächste große Ziel von Sven Schwarz.

Ein Tattoo sagt mehr als tausend Worte

Zu seiner Überraschung haben wir ein altes Poesiealbum aus Grundschultagen organisiert, in dem er sich einst als Sechsjähriger verewigt hat. Schwimmen tauchte natürlich schon als angegebenes Hobby auf, aber nicht erfüllt hat sich der damals geäußerte Berufswunsch. Schwarz blickt trotzdem positiv in die sportlich-berufliche Zukunft: „Das mit dem Dino-Forscher wird dann wohl nichts mehr.“

Diese Reportage erschien zuerst im Auepost-Heft Nr. 26 (10/2024)

Aufrufe: 1862
[Anzeige]
[Anzeigen]
Auepost wird unterstützt von:

Kommentare


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kontakt zur Redaktion

Tel. +49 (0)5031 9779946
info@auepost.de

[Anzeigen]

Artikelarchiv

Auepost auf …