Wunstorf ist Wasserstadt: Durch Steinhuder Meer und seine Auen zählt es zu den wasserreichsten Städten im Lande. Dazu passt, dass es gleich drei Schwimmbäder gibt. Eines davon, das Naturerlebnisbad im Ortsteil Luthe, wird als eines der schönsten Bäder in Deutschland gehandelt. Den Namen „Naturerlebnisbad“ kann man getrost auf zwei Arten lesen: sowohl als natürliches Erlebnisbad als auch als Bad mit Naturerlebnis. Denn für das Wasservergnügen wird ebenso viel geboten wie für diejenigen, denen ein ökologischer Schwimmbadbesuch wichtig ist. Ein Naturbad im engeren Sinne ist es jedoch nicht: alle Wasserflächen sind künstlich angelegt. Die Wasseraufbereitung erfolgt jedoch rein biologisch.
Seine heutige Existenz verdankt das Naturerlebnisbad im Wunstorfer Ortsteil Luthe eigentlich einer Reihe von glücklichen Fügungen. Kurz bevor Luthe in den 1970er Jahren nach Wunstorf eingemeindet wurde, bauten sich die Luther noch ein Freibad vor die Haustüre – und bescherten damit bald darauf „Groß-Wunstorf“ sein drittes städtisches Freibad. Knapp 30 Jahre später wurde es wieder aufgegeben: zu teuer, zu reparaturbedürftig, zu redundant. Schließlich hatte Wunstorf noch zwei weitere Freibäder und ein Hallenbad. Doch da spielten die Luther Einwohner nicht mit. Anders als in der Kernstadt, wo 8 Jahre später das Freibad ebenfalls geschlossen wurde, kämpften die Luther vehement für den Erhalt ihres Freibades. Aber es war klar, dass die Stadt das Bad nicht halten würde. Mit breiter Unterstützung aus dem gesamten Ort übernahmen die Luther schließlich als Genossenschaft das Bad, um ihr Schwimmbad in Eigenregie zu retten. Es war der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte, deren Modell heute als Vorbild für manch anderes Schwimmbad dient.
Ursprünglich suchte man nur nach einer kostengünstigen Lösung für den Um- oder Neubau des Bades. Daher kam man schnell auf die Idee eines Naturbades. Denn die Investitions- und Baukosten können für ein solches Bad niedriger ausfallen als für herkömmliche Freibäder, und auch der Unterhalt eines Naturbades im Betrieb ist meist günstiger. Doch Personal- und Energiekosten sind auch hier die größten Ausgabeposten. An dieser Stelle griffen dann allerdings Natur und gemeinschaftliches Engagement Hand in Hand: Personal- und Baukosten konnte man durch ehrenamtliches Engagement vieler Genossenschaftsmitglieder abfedern, Energiekosten z. B. durch die Nutzung von Sonnenenergie sparen. Die Entscheidung stand: Man würde ein Naturbad bauen, das Gelände von der Stadt pachten.
Und aus der Not wurde eine Tugend: Das Naturbadkonzept wurde mustergültig umgesetzt. Das war letztlich der Schlüssel zum Erfolg – und es konnte wohl nur in Luthe gelingen: Der Ort ist klein genug, dass unter den Einwohnern ein starkes Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt herrscht, und er ist groß genug, um genügend potentielle Schwimmbadbesucher zu haben. Die Neuausrichtung durch Umwandlung in ein Naturbad im Jahre 2006 senkte dann aber nicht nur die Betriebskosten, sondern machte das Freibad zu einem regelrechten Anziehungspunkt mit Besucherrekorden, verschaffte Luthe weithin ein neues Alleinstellungsmerkmal, so dass es heute nicht nur die Luther selbst sind, die ins Öko-Freibad kommen. Aus einem maroden gewöhnlichen Freibad war ein Vorzeigeprojekt und beliebtes Ziel geworden.
Schwimmerbecken und Nichtschwimmerbereich bilden den Kern der Anlage. Sie sind durch einen Kanal verbunden, über den eine Holzbrücke führt. Das Schwimmerbecken ist klassisch aufgebaut, der Nichtschwimmerbereich ist flach ansteigend, der Boden mit Kieselsteinen bedeckt, so dass sich ein Steinufer bildet, das in die Liegewiese übergeht. In den Nichtschwimmerbereich mündet auch die Raftingbahn, eine geschwungene, breite, aber nicht sehr steile Wasserrutsche. Daneben gibt es ein Springerbecken, bei dem aber nicht von einem Sprungturm, sondern von einem Sprungfelsen gesprungen wird, und einen Kleinkinderbereich, der als steinerne Beckenkaskade unter einem künstlichen Bach angelegt ist. Ringsum Liegewiese, dazu ein Beachvolleyballfeld und ein Großfigurenschachfeld (Gartenschach). Die Freibadgastronomie, ein „Bistrorante“, betreibt ein beliebter Italiener, der natürlich auch den Klassiker Pommes anbietet.
Man versteht sich primär als Familienbad, Spaß und Erholung stehen im Vordergrund, nicht die schwimmerische Leistung oder der sportliche Erfolg. Für sportlich ambitionierte Schwimmer sind die Becken ohnehin zu klein bemessen. Das Sprungbrett am Sprungfelsen bleibt unter 2 Meter – dafür finden hier ausreichend Zuschauer Platz.
Geplant und gestaltet wurde das Naturerlebnisbad von einem Architekturbüro, die Wassertechnik wurde von Fachfirmen eingebaut – doch alles andere beruht im Wesentlichen auf Eigenleistung der Genossenschaftsmitglieder und Förderer. Sowohl Bau, Instandhaltung als auch Betrieb wurden und werden von den Luther Freibad-Genossen geleistet. Zum Beispiel die Holzeinfassung der Badebereiche: alles selbst gemacht, und auch dabei immer langfristig gedacht.
Durch Verwendung möglichst natürlicher Materialien wird ein ansprechendes Erscheinungsbild erreicht, das den Öko-Charakter des Bades unterstreicht. Zugleich ergibt es ein idyllisches Flair. Auch zur Einfassung der Becken werden keine Fliesen verwendet, stattdessen bestimmt Holz das Bild. Für die Planken wurde sibirische Lärche gewählt, ein sehr festes, widerstandsfähiges Holz. Das Holz wiederum ruht auf verzinkten Vierkantrohren. Es vermittelt das Gefühl, auf einem einzigen großen Steg zu laufen.
Obwohl kein Meer oder Fluss in der Nähe ist, kommt zwischen Holz, Wiese und Steinen Strandbadfeeling auf. Das viele Grün, Bäume und Pflanzen, machen den Eindruck perfekt. Dass sogar im Schwimmbecken Holzverkleidungen verwendet werden können, liegt am besonderen Material: Es sind sogenannte WPC-Bohlen, Holzbretter aus geschreddertem Holz, das mit Kunststoff versetzt ist. Das macht es widerstandsfähig und auch im Wasser einsetz- und haltbar. Das grünlich schimmernde Wasser tut ein Übriges für den naturnahen Eindruck.
Dabei ist das Luther Bad baulich gesehen im Grunde noch immer ein klassisches Freibad – jedenfalls bei den Becken -, doch davon sieht man nichts mehr. Fliesen sind keine mehr zu entdecken, auch wenn sie z. B. im Schwimmerbecken erhalten geblieben sind. Sie wurden überdeckt mit Folie. Allein das Gebäude wirkt ein wenig „un-öko“ und überdimensioniert – was sich daraus erklärt, dass die Luther in den 70er Jahren langfristig planten. 1974, als das Bad entstand, war auch noch die Erweiterung eines Hallenbadkomplexes angedacht. Früher, zu alten Chlor-Freibadzeiten, konnte vom Umkleidebereich über eine kleine Schleuse direkt in die Außenbecken geschwommen werden. Der dazugehörige Wärmeraum dient heute nur noch als Vereinsheim. Dort trainiert z. B. die Dart-Sparte des TSV Luthe, er steht aber auch anderen Vereinen offen.
Die regulären Öffnungszeiten sind von 11 bis 21 Uhr. Genossenschaftsmitglieder zahlen normalen Eintritt, dürfen aber bereits früher ins Wasser: schon ab 6 Uhr ist das Bad für sie exklusiv geöffnet. Für einen Genossenschaftsanteil zahlt man 100 Euro, für die Mitgliedschaft im Förderverein 24 Euro im Jahr.
Reinhard Gräpel, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft, führt uns bei unserem Besuch persönlich durch das Naturerlebnisbad. Souverän wie jemand, der hier zuhause ist, steht er am Beckenrand und lässt den Blick prüfend über die Anlage wandern. Sein blaues Polohemd ist mit dem Logo des Bades bestickt: drei Wellen in Grün, Blau und Rot. Eigeninitiative und Engagement sei alles, sagt er. Nur so ließe sich die Arbeit überhaupt bewältigen. Die vielen Helfer aus den Reihen der Genossenschaftsmitglieder sind in Teams organisiert. Es gibt das Kassenteam, das Pflanzenfilterteam oder das Gartenteam. Das Persönliche kommt daher trotz Kostensenkungsdruck nie zu kurz: Während in anderen Bädern ein Kassenautomat steht, sitzen in Luthe bei großem Andrang schon mal 3 Leute gleichzeitig an der Kasse – oder das Einlassdrehkreuz wird geöffnet und die Eintrittskarten von Hand eingesammelt.
Nur drei feste Mitarbeiter gibt es im Luther Naturerlebnisbad, die die Badeaufsicht übernehmen und nebenbei noch den Laden in Schuss halten. Der Rest sind Ehrenamtliche, Freiwillige (z. B. Bundesfreiwillige) oder 1-Euro-Jobber, die sich im Bad engagieren. Ohne sie ginge es nicht. Auch weitere ehrenamtliche Aufsichten mit Rettungsschwimmabzeichen mindestens in Silber sind im Bad unterwegs. Ebenso wird viel gespendet. Sogar das lebensgroße Schachbrett wurde zur Spendensammlung genutzt: Jedes Feld auf dem Schachbrett entspricht einem Gegenwert von 50 Euro. Die Namen der Spender sind am danebenstehenden Geräteschuppen zu lesen.
Erfahrung beim Betrieb eines Schwimmbades hatte niemand, als das Naturerlebnisbad an dem Start ging. Das Wissen und die Kenntnisse wurden nach und nach erworben. Auch Vorsitzender Gräpel kam zum Freibad wie die „Jungfrau zum Bade“: Von Anfang an engagierte er sich für das Projekt, dabei kommt er ursprünglich aus der Finanzbranche – und der Banker blitzt bei ihm auch immer mal wieder durch, wenn er die Vorteile des Genossenschaftsmodells für die Finanzierung des Bades erläutert. Durch geschickte Finanzplanung käme man ganz ohne Kredite aus im laufenden Betrieb, sagt Gräpel. 30.000 Euro jährlich müssen investiert werden. Gewinn schüttet die Genossenschaft nicht aus, alles fließt wieder zurück ins Bad.
Gräpels betriebswirtschaftliches Wissen, gepaart mit Umweltsachverstand – das ist ein Glücksfall für das Naturerlebnisbad. Die Zusammenhänge von Wasserqualität und Mikroorganismen, das Zusammenspiel von Umwelt und Mensch erklärt er mit einem immensen Hintergrundwissen und derart anschaulich, dass man sofort vermutet, er wäre vom Fach und hätte mindestens ein Biologiestudium hinter sich. Doch das Wissen hat er sich tatsächlich erst mit den Jahren angeeignet, seit sein Herz für das Freibad schlägt.
Das Freibad kommt vollständig ohne Chlorzusatz aus, die Wasseraufbereitung erfolgt rein biologisch. Wer z. B. aus medizinischen Gründen keinen Chlorkontakt haben darf, könnte in Luthe trotzdem sorgenfrei schwimmen gehen, erzählt uns etwa Gerlinde Kempf vom Förderverein, die an diesem Tag mit Gräpel im Bad nach dem Rechten sieht. Im Hintergrund ziehen die ersten Frühschwimmer ihre Bahnen, noch bevor Kinder und Familien das Gelände in Beschlag nehmen. Ein komplexes System aus Umwälzpumpen, Filtern, Filterteich und Wasserzuführungen macht einen fast geschlossenen Wasserkreislauf möglich, der sich permanent selbst reinigt. 5 Pumpen gibt es, zwei- bis dreimal am Tag wird umgepumpt. Je mehr Besucher, desto öfter müssen die Pumpen laufen, da mehr Wärme entsteht.
Gräpel räumt bei unserem Besuch auch gleich mit einem Mythos auf: Die Befürchtung, dass das Wasser unsauberer würde, je mehr Leute sich im Wasser aufhielten, sei eine Legende. Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr Besucher sich in den Becken tummeln, desto klarer bleibt auch das Wasser. Das hat einen einfachen Grund: Mehr Badende sorgen für mehr Bewegung – und das ist letztlich das große Geheimnis, wie die Reinigung im Naturerlebnisbad funktioniert. Das Wasser im Freibad ist ein dauerhafter Kreislauf, das Wasser ständig in Bewegung. 10 % des Reinigungsprozesses erfolgt dabei bereits direkt in den Becken, den Rest übernimmt der Wasserkreislauf.
„Alles ist in Bewegung“
Das Überlaufwasser etwa wird nicht direkt in die Becken zurückgeführt, sondern in einem Behälter aufgefangen und dann Richtung Reinigungsteich gepumpt, der sich am Rande des Publikumsbereichs befindet: Auch wenn es dort nicht danach aussieht und zwischen Schilf und Seerosen alles wie ein gemütlicher Ententeich wirkt – auch hier ist ein stetiger Wasserfluss vorhanden – und Enten natürlich tabu. Das Wasser durchläuft diesen Bereich, in dem Kies und Mineralien und Pflanzen filtern und ein Ökosystem bilden, in welchem Mikroorganismen Keime neutralisieren. Verunreinigungen werden so auf natürliche Weise beseitigt – und erst dann geht es wieder zurück in den Technikkreislauf. Bevor das Wasser aber wieder in den Becken landet, wird es vor dem Weiterpumpen noch einmal gesondert auf mechanischem Wege gefiltert. Im Technikbereich stehen dazu große Filtertonnen, die mit Quarzsand gefüllt sind. Hier wird im Grunde ganz klassisch gesiebt – z. B. die nicht mehr schädlichen Abbauprodukte der Mikroorganismen. Einmal pro Woche wird der Quarzsandfilter neu justiert, die Technik im Technikraum ist ansonsten wartungsarm.
Das A und O bleibt neben der ständigen Wasserbewegung die Vermeidung von Verunreinigungen – denn das stört den natürlichen Reinigungsprozess. Gründliches Abduschen vor dem Baden ist daher Pflicht – und Sonnencreme sollte erst nach dem Schwimmen aufgetragen werden. Auch deren Bestandteile verträgt der Biokreislauf nicht gut.
Dass das Wasser im Naturerlebnisbad kalt ist, ist auch so ein Vorurteil, gegen das die Genossenschaft immer wieder ankämpft – und das so verbreitet ist, dass es sogar der Karikaturist der Auepost einmal aufgriff und das Naturerlebnisbad als „Temperaturerlebnisbad“ verulkte. Im direkten Vergleich mit dem sehr warmen Wasser des Freibads Bokeloh ist es auch wirklich etwas kühler, doch das Naturerlebnisbad ist kein unbeheiztes Freibad. Das Badewasser wird mit Solarthermie erwärmt: Auf dem Dach des Freibadgebäudes befindet sich neben den Sonnenkollektoren auch eine Solarthermieanlage: Diese erwärmt das Wasser durch direkte Sonnenbestrahlung. Es erreicht damit ähnliche Temperaturen, die zuvor auch das Vorgängerbad hatte, das mit Öl beheizt wurde. Im Mai oder September, wenn die Nächte kühler sind, kann sich auch das Badewasser einmal stärker abkühlen, in den Sommermonaten bleibt die Temperatur jedoch recht konstant.
Auch um dem Klischee vom kalten Naturbad etwas entgegenzusetzen, hat man eine Temperaturmessstation installiert, die die aktuelle Wassertemperatur misst und alle 15 Minuten ins Internet stellt: So kann sich jeder überzeugen, wie warm es gerade im Naturerlebnisbad ist. Gemessen wird übrigens im Schwimmerbecken, nicht etwa im flacheren, wärmeren Nichtschwimmerbereich.
Durch die Sonnenkollektoren auf dem Dach spart man zusätzlich Energiekosten: 20.000 Kilowattstunden Strom liefert allein die Sonne im Jahr – insgesamt verbraucht man 80.000. Die Eigenverbrauchsquote ist mit etwa 80 % dabei phänomenal – bei typischen Eigenheimen sind es oft nur um die 30 %. 3.500 Euro werden so jährlich gespart.
Zu warm sollte das Wasser aber auch gar nicht werden, denn bei zu viel Wärme plus Sonneneinstrahlung fühlen sich Algen zu wohl. Und die müssen ohnehin schon regelmäßig entfernt werden, denn in den ungechlorten Schwimmbecken lagern sie sich ansonsten ab. Das schafft kein Siebfilter, hier muss nachgeholfen werden, wenn der Badebetrieb ruht. Aber auch das geschieht nicht mit Chemie, sondern mit Muskel- und Wasserkraft. Zum größten Teil bleibt die Beckenreinigung im Naturerlebnisbad Handarbeit, obwohl zwei Reinigungsroboter namens Marina und Piraya wie zwei kleine Staubsauger den Boden des gefüllten Beckens abfahren, Verschmutzungen lösen und wieder dem Wasserkreislauf zuführen.
Die Beckenwände z. B. müssen jedoch händisch gereinigt werden, wenn das Wasser abgelassen bzw. in ein anderes Becken umgepumpt ist. Dazu wird zwar mittlerweile auch eine Maschine genutzt, ein Hochdruckreiniger, der sich an der Wand ansaugt und selbstständig reinigt – aber bewegt werden rund ums Becken muss er mit Muskelkraft. 5 bis 8 Stunden braucht ein Mitarbeiter, bis die Beckenränder einmal komplett gereinigt sind. Mensch wie Equipment werden an ihre Grenzen gebracht, denn eigentlich sind die Reinigungsutensilien für klassische Chlor-Bäder konzipiert – spezielle Technik, zugeschnitten auf Naturbäder, gibt es gar nicht. Entsprechend länger müssen die Geräte im Naturerlebnisbad zum Einsatz kommen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.
Im Kiesbereich ist die Reinigung einfacher: Anaerobe Bakterien mögen keinen Sauerstoff: Hier wird das Wasser einfach abgelassen, eine Schmutzabsaugung ist nicht nötig. Gereinigt wird im Naturerlebnisbad – anders als in konventionellen Freibädern – übrigens im laufenden Betrieb, bei wenig Publikumsverkehr werden die Schwimmbecken abwechselnd gesäubert.
Auch beim Wasser und dessen Füllstand geht es ökologisch zu. Man ist darauf bedacht, so wenig wie möglich Wasser zu verschwenden. Einen Wasserwechsel braucht man im Grunde nicht, man hat ja einen geschlossenen Kreislauf. Das, was durch Verdunstung verloren geht, wird durch einen eigenen Brunnen wieder aufgefüllt. Auf Leitungswasser aus dem städtischen Netz wird verzichtet, denn dieses enthält zu viel Phosphat, was wiederum das Algenwachstum zu sehr begünstigen würde. Brunnenwasser hat dieses Problem nicht. Dem Brunnenwasser wird noch Eisen und Mangan entzogen, und dann wird es dem Kreislauf zugeführt. Zwischen 12 und 25 Kubikmeter werden täglich nachgefüllt.
Muss ein Becken für eine Oberflächenreinigung geleert werden, kann das Wasser z. B. vom Schwimmerbecken ins Nichtschwimmerbecken umgeleitet oder dort weitergenutzt werden: am Kanal unter der Holzbrücke befindet sich eine Spundwand. Auf diese Weise geht auch die Wärme nicht verloren.
Wasserverschwendung gibt es nur in den Toiletten – hier werden mit einem Spülknopf gleich zwei Pissoirs geflutet. Die Installationen stammen noch aus dem alten städtischen Bad, die Umrüstung käme zu teuer und stünde nicht im Verhältnis.
Nicht alle fühlen sich in einem Naturbad wohl und begründen das mit dem angeblich unhygienischen Wasser. Und es wäre das dritte Vorurteil, wenn die Zweifler nicht im Prinzip sogar Recht damit hätten: Denn ein keimfreies Naturerlebnisbad wäre ein Widerspruch in sich – es wäre unnatürlich. Wie in jedem See, Fluss oder sonstigen Gewässern gibt es auch im Naturbad Keime und Organismen – denn die sind ja sogar gewollt, weil sie etwa für den Reinigungsprozess benötigt werden. Keimfreiheit ist daher nicht das Ziel (denn dann würde man ja wieder Chlor ins Becken kippen), sondern Keimreduzierung und -kontrolle. Denn problematisch wird es nur, wenn eine für Menschen zu hohe Konzentration der „falschen“ Mikroorganismen entsteht.
Baden und Schwimmen ist damit nicht risikoreicher als in anderen Gewässern, sondern prinzipiell sogar sicherer, da die Wasserqualität regelmäßig geprüft wird: Das Naturerlebnisbad wird wie jedes andere öffentliche Naturbad von den Behörden streng kontrolliert – die festgelegten Grenzwerte werden penibel überwacht und dürfen innerhalb von 14 Tagen nur ein einziges Mal überschritten werden. Praktisch bedeutet das: Im zweiwöchentlichen Rhythmus prüft das Gesundheitsamt Hannover die Wasserqualität durch Probenentnahmen. Wird im Labor eine zu hohe Keimbelastung festgestellt, wird umgehend eine weitere Kontrollprobe genommen. Ist auch diese sogenannte B-Probe positiv, wird das Bad für Badegäste gesperrt. Erst wenn die Wasserqualität wieder stimmt und eine oder mehrere Folgeproben negativ bleiben, darf das Bad erneut öffnen. Seit den letzten 13 Jahren des Bestehens des Naturerlebnisbades ist das nur zweimal vorgekommen: kurz hintereinander im Mai/Juni 2018, als ein zu hoher Wert an Enterokokken, die bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem Infektionen auslösen können, gemessen wurde. Das Bad war insgesamt für 10 Tage gesperrt, danach durfte man wieder ins Wasser. Seitdem kam es zu keinen Auffälligkeiten mehr, obwohl im darauffolgenden Monat wegen des ungewöhnlich heißen Wetters sogar eine Rekordzahl an Besuchern ins Bad strömte.
Pseudomonas-Bakterien sind normalerweise gefürchtet, in Luthe wegen des Erhitzersystems aber kein Thema. In anderen Naturbädern wird das Wasser ohne Wärmeaustausch wieder in die Becken geleitet, solche Schwierigkeiten kennt man im Naturerlebnisbad nicht.
Das nahe Steinhuder Meer oder die anderen Wunstorfer Bäder sieht man nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung. Im Gegenteil: Viele kämen extra nach Luthe, weil ihnen das Steinhuder Meer zum Schwimmen zu unsauber sei. Und mit dem Hallenbad und dem klassischen Freibad in Bokeloh will man sich auch nicht vergleichen. Das Naturerlebnisbad habe seine eigenen Vorzüge.
„Wir sind mehr als ein Bad“
Reinhard Gräpel
Auch mit den anderen Naturbädern in Deutschland tauscht man sich aus und lernt voneinander, man ist wie eine große Familie: Jeder Pflanzenfilter ist anders, jedes Bad ein Unikat. Doch nicht nur unter den ökologischen Bädern sticht das Naturerlebnisbad Luthe besonders heraus: Das Reisemagazin Travelbook kürte es zu den 15 schönsten Freibädern in ganz Deutschland, in einer Linie mit dem Strandbad Wannsee und dem Ungererbad München, und gerade erst vor wenigen Tagen erhielt es den 1. Platz in der Kategorie Freibäder des Public Value Awards, der von der Gesellschaft für das Badewesen verliehen wird. Die Vielzahl der Mitwirkenden und die gemeinschaftliche Begeisterung beeindruckten die Fachjury ebenso wie die Gestaltung und den dadurch entstehenden Wohlfühlfaktor.
Es ist in der Tat nicht nur eine typische Genossenschaft, nicht nur irgendein Bad. Das Freibad ist mehr als die Summe seiner Teile: Wenn dieser Satz mit Bedeutung gefüllt werden kann, dann ganz sicher beim Naturerlebnisbad Luthe. Denn es wirkt nicht nur so, als wäre es der ganze Ort – es ist tatsächlich fast auch der ganze Ort, der sich gemeinsam hier einen Traum erfüllt hat, einen Traum, der über die Ortsgrenzen weit hinauswirkt – getragen von immerwährendem Engagement vieler Privatleute, Vereine und Firmen.
Ich war nach den Umbau einmal da. Dicke fette grüne Algen an den Fliesen. Das und die Kiesel vorne im Wasser tun an den Füßen weh. Meis ist das nicht. Vor den Umbau fand ich es wesentlich besser
Ohne den Umbau in ein Naturbad würde es kein Freibad in Luthe mehr geben, weil es für die Stadt finanziell nicht mehr zu halten war und für ein Naturbad gab es eine Förderung seitens der EU. Algen tauchen gelegentlich in einem Naturbad eben auf, dafür wird komplett auf Chemikalien verzichtet. Des Weiteren sollten Sie bedenken, dass das Freibad komplett von ehrenamtlichen Bürgern geführt wird und nicht mehr in öffentlicher Hand ist. Ich persönlich finde diese „Vielfalt“ aus Natur und Chlor in Wunstorf sehr vorteilhaft.
Das ist ja auch OK wen sie das mögen. Und das Bad hat doch genug Besucher. Für mich persönlich ist es aber Nicht so toll da finde ich blauer see oder Steinhuder Meer schöner oder eben Freibad . Eben jeder so wie er gern mag
Michael Führus
Karibisches Feeling
Auf der Suche nach Alternativen zum Sommerurlaub könnte auch ein Besuch im NaturErlebnisBad in Betracht
kommen. Das muss ich meinen Freunden zeigen …Warum in die Ferne schweifen….
Kilometerlange weiße Sandstrände sind es zwar nicht, aber ein kleiner, niedlicher Strand mit Strandkörben.
Wunderschöne, grüne Natur: Super Liegewiesen, Naturliegen, Kaskaden. Mildes, vom Steinhuder Meer
begünstigtes „Seeklima“ Und jede Menge erlesene italienische Pizza- und Speise-Traditionen und last, but not
least der Kern: Die Badebecken (Springen, Rutschen, Schwimmen, Tauchen, Planschen, etc.): All dies
zusammen macht aus Deutschlands schönstem NaturErlebnisBad die „Luther Karibik“. Ausgehend vom
Mittelpunkt des Dorfes liegt am Rande des Ortes Luthe neben einer grünen Lunge (den Sportanlagen) das
NaturErlebnisBad Luthe, das Erholung puuuuur und Urlaubsfeeling, gerade in dieser besonderen Zeit,
ausstrahlt. Das erzählen die vielen Gäste, die nach anfänglicher „Corona-Skepsis“ wieder Ihren Weg ins Bad
finden, aber auch „neue Schnuppergäste“, die noch zu Dauergästen, Genossen und Förderern werden wollen.
Das neugestaltete Nichtschwimmerbecken (ohne Kies) nimmt Kindern und Erwachsenen die Angst vor dem
Wasser und erleichtert die Schwimmübungen. Die Bänke rund um die Becken laden mit dem Blick aufs
Wasser zum Träumen und Entspannen ein, auch vor und nach getaner Arbeit. Duschen und später Eincremen
nicht vergessen! Auf 5.000 m2 lockt das Bad zur Sommerzeit viele neue Gäste aus nah und fern an: Ein
schönes Fleckchen Erde mit purem Urlaubsfeeling! Übrigens: Corona-Regeln einhalten ist Ehrensache!
Und wer ein italienisches Feeling möchte, das Bistrorante hat täglich ab 14:00 h geöffnet. Reservierungen
unter der Telefonnummer: 05031/ 694938
Viktor Neu