Demonstranten in der symbolisch umbenannten „Gernikastraße“ | Foto: Daniel Schneider
Wunstorf (ds). Knapp 25 Demonstranten und weitere Unterstützer standen am Freitag, den 8. September, um Punkt 11 Uhr neben dem Hölty-Gymnasium auf den Bürgersteigen der Oswald-Boelcke-Straße, deren Straßenschild nun vorübergehend „Gernikastraße“ auswies. Sie waren gekommen, um für Frieden, gegen Militarismus – und die Umbenennung der Straße zu demonstrieren. Dazu kamen auffällig viele Ordnungshüter, die die Kundgebung sicherten.
Es waren mehr Menschen gekommen, als einkalkuliert worden war, eigentlich hätte die Straße gesperrt werden müssen. So störten immer wieder durchfahrende Autos die Versammlung. Dennoch sei man noch relativ Wenige, aber das würde sich ändern, war zu vernehmen.
Während auf dem Fliegerhorst der Gedenkstein für die Opfer von Gernika im Zweiten Weltkrieg enthüllt wurde, fand in der Kernstadt die Kundgebung eines Bündnisses aus Linkspartei, dem Friedensbündnis Hannover und der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) statt. Der ebenfalls anwesende DGB-Chor sang Antikriegslieder, darunter auch eine Volksweise aus dem Baskenland.
Aus der Oswald-Boelke- wird die Gernikastraße | Fotos: Daniel Schneider
Schon 2015 war die Wunstorfer Oswald-Boelcke-Straße symbolisch umbenannt worden, damals hatte der Arbeitskreis Regionalgeschichte gemeinsam mit den Grünen das Straßenschild überdeckt. Auch jetzt wurde das Straßenschild wieder unkenntlich gemacht, indem es mit einem eigenen Schild verhängt wurde. „Gernikastraße“ war eine Stunde lang nun dort zu lesen.
Auch wenn der Termin als Kontrapunkt zur Gedenksteinenthüllung des Fliegerhorsts gewählt worden war, war es keine unmittelbare Gegenkundgebung. Der Kern der Demonstration richtete sich nicht gegen die Aufstellung des Mahnmals auf dem Fliegerhorst, sondern gegen die fortdauernde Glorifizierung des Traditionsgeschwaders Boelcke in Form der Existenz der Oswald-Boelcke-Straße. Kritisiert wird jedoch, dass die Öffentlichkeit nicht in die Planung des Gedenksteins einbezogen wurde. Man befürchtet eine Vereinnahmung, dass der Name Gernika der Imagepflege der Bundeswehr dienen könne. Der Umgang von Stadt und Bundeswehr mit dem Thema sei unsensibel.
„Das kann nicht sein.“Andreas Brändle über die Existenz der Oswald-Boelcke-Straße in Wunstorf
Hubert Brieden vom Arbeitskreis sprach gegenüber der Auepost von einer Form der Schizophrenie: auf dem Fliegerhorst werde nun mit einem Gedenkstein der Opfer von Gernika gedacht, während mitten in Wunstorf das dafür mitverantwortliche Geschwader weiter durch die Straßenbenennung geehrt werde.
Handzettel wurden verteilt, Forderungen formuliert, an das Geschehene erinnert. Brieden umriss die Geschichte der Straße mit ihren vielen Namen, die sie bereits trug, und stellte die historischen Zusammenhänge her. Die historische Figur Oswald Boelcke sei nicht dazu geeignet, in Wunstorf als Straßennamen zu dienen, so sein Fazit. Andreas Brändle (Die Linke) schlug eine Brücke vom Zweiten Weltkrieg zu aktuellen Konflikten wie nun um Nordkorea und warnte vor einem wiederaufkommenden deutschen Imperialismus durch Beteiligungen der Bundeswehr an zahlreichen Militäreinsätzen. Es gelte, den dritten Weltkrieg zu verhindern. Aus den Reihen des DFG-VK kam zudem die Forderung nach einem Gedenkort im öffentlichen Raum – und der Schließung des Fliegerhorstes. Militär schaffe keinen Frieden.
Sänger des DGB-Chor Hannover | Foto: Daniel Schneider
Im Wunstorfer Stadtbild erinnert bis heute nichts an die Geschehnisse in Gernika. Das soll nach dem Willen der Friedensaktivisten nicht so bleiben. Man werde sich weiter für die Umbenennung der Oswald-Boelcke-Straße in Gernikastraße einsetzen. Die Diskussion um die Umbenennung der Straße nehme in Wunstorf erst jetzt richtig Fahrt auf.
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