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Der Kampf für die grüne Lunge beginnt: Jahnplatz-Anlieger gründen Initiative

27.04.2024 • Achim Süß • Aufrufe: 2585

Etwa 20 Anlieger von Jahnplatz und Freibad an der Amtsstraße haben am Dienstagabend die Bürgerinitiative „Rettet die Grüne Lunge Wunstorfs“ gegründet. Nächster Schritt: eine Unterschriftenaktion, mit der ihre Forderung untermauert werden soll, die Flächen nicht zu bebauen. Die SPD hat sich inzwischen auf „sinnvolle, bedarfsgerechte Randbebauung“ festgelegt. Die CDU unterstützt mit Grünen und FDP die Bürgerinitiative.

27.04.2024
Achim Süß
Aufrufe: 2585
Die Bürgerinitiative ist gegründet | Foto: privat

Wunstorf (as). Unerwartet viele Interessierte versammelten sich in der Waldgaststätte Alten’s Ruh, um die Initiative auf den Weg zu bringen. Organisator Dieter Lange, der die Fäden in der Hand hält, aber nicht als Sprecher fungieren will und nach eigenen Worten kein Mandat dazu hat, gab anschließend bekannt, die Gruppe agiere ab sofort mit dem Slogan „Rettet die Grüne Lunge“. Sofort nach der formellen Gründung der Initiative hat die Unterschriftenaktion begonnen. Die Resonanz sei beachtlich, teilt Lange mit. Schon in den ersten beiden Tagen hätten sich viele Unterstützer eingetragen, inzwischen sind bereits 100 Unterschriften gesammelt.

Ergebnis der Bürgerbeteiligung werde ignoriert

Die Gruppe will „verdichtete Bebauung“ verhindern und den Anfängen wehren. Im Info-Blatt zur Unterschriftensammlung heißt es wörtlich: „Die Stadt Wunstorf hat ein Klimagutachten für den Jahnsportplatz und das Freibadgelände erstellen lassen. In diesem Klimagutachten geht die Stadt von einer bis zu 4-geschossigen Bauweise mit zwei großen Wohnblöcken auf dem Jahnsportplatz und 3 Gebäuden auf dem Freibadgelände aus. Das ist eindeutig eine verdichtete Bebauung, die alle 150 Teilnehmer der damaligen Bürgerbeteiligungsveranstaltung 2015 vehement abgelehnt haben. Auch wenn das Gutachten nur eine Modellrechnung ist, wollen wir uns frühzeitig dafür einsetzen, dass die Planungen der Stadt Wunstorf nicht in eine ähnliche Richtung gehen und damit den Bürgerwillen ignorieren.“

Die grüne Lunge – „vom LKH bis zur Südaue“ soll erhalten werden: „Deshalb wenden wir uns gegen eine irreversible Bebauung des gesamten Geländes und setzen uns für eine Nutzung als Naherholungsgebiet in der Kernstadt ein, damit auch weiterhin Kinder, Jugendliche und Erwachsene ohne Vereinsbindung ungezwungen in der Innenstadt den Jahnsportplatz nutzen können, die Erholungsmöglichkeit in der Natur in der Kernstadt gewahrt bleibt, die jahrhundertealte Naturlandschaft der Südaue geschützt wird und keine Verkehrsüberlastung in der Amtsstraße entsteht.“

Jahnplatz und Freibad, nur Freibad oder gar nichts bebauen?

Bis zum 28. Mai will die Initiative massiv für ihr Anliegen eintreten und Unterstützer suchen. Das nächste Treffen ist für den 14. Mai geplant. Zwei Wochen später tagt der Ortsrat Wunstorf und befasst sich als erstes politisches Gremium der Stadt mit der Zukunft der Flächen. Zur Gründungsversammlung kamen auch Repräsentanten von CDU, Grünen und FDP. Sie hatten bereits einige Tage zuvor einen gemeinsamen Antrag an Bürgermeister Carsten Piellusch und Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (beide SPD) präsentiert. Der Jahnplatz soll danach „zu einem attraktiven Naherholungsbereich aufgewertet werden, insbesondere unter Berücksichtigung des Natur-, Arten- und Umweltschutzes“. Für das Freibadgelände können sich die drei Fraktionen eine moderate Bebauung – „z. B. eine Seniorenresidenz, ein Mehrgenerationenhaus, einen 2-stockigen Wohnblock oder Reihenhäuser“ – vorstellen.

Um den Erhalt dieser Flächen mitten in Wunstorf kämpft die Initiative | Foto: Archiv Heiner Wittrock

Zur Haltung der SPD erklärte Sören Thoms, Vorsitzender des Ortsvereins Wunstorf und Sprecher der Ortsratsfraktion, am Freitag: „Die SPD ist gegenüber einer sinnvollen, bedarfsgerechten Randbebauung auf dem Gelände des Jahnplatzes oder des Freibads aufgeschlossen, eingebettet in ein Gesamtkonzept, das Belange von Naherholung und Naturschutz berücksichtigt. Es muss sichergestellt werden, dass die Frischluftschneise erhalten bleibt.“

Entschieden für den Erhalt des früheren „Arbeiterparks“ Jahnplatz und des ehemaligen Freibadgeländes plädiert der Wunstorfer Heimatverein: Wunstorf benötige nicht nur Wohnungen, sondern auch Platz zum Leben, brauche Platz für Spiel, Sport, Spaß und Erholung sowie einen Treffpunkt für seine Bewohner, um der zunehmenden Vereinsamung entgegenzuwirken, erklärte der stellvertretende Vorsitzende Manfred Rasche nach der jüngsten Versammlung. Ein Volleyball-, Basketball- und Federballfeld, Tischtennisplatten, Boulebahnen und ähnliche Sportanlagen, einen Wasserspielplatz an der Aue, eine Liegewiese mit Ruhebänken, einen Grillplatz, ein großes Schachspiel am Boden sowie Tische mit Sitzgelegenheiten für Karten- und Brettspiele bringt der Verein für den Bereich der alten Badeanstalt ins Gespräch.

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Kommentare


  • Basti g. sagt:

    Bei dem Wachstum der Bevölkerung muss Bauplatz geschaffen werden ! Wo wenn nicht in der Stadt? Wald roden oder Felder vernichten ist keine Alternative

  • Anonymous sagt:

    Grüne Lunge in der Stadt erhalten ist absolut sinnvoll,
    „Klimagutachten“ ist vollkommener Blödsinn.

  • Lydia Bertani sagt:

    Eine „echte“ Bürgerinitiative erkennt man daran, dass sie das Kernproblem des betroffenen Geländes, nämlich den Status „Risikogebiet außerhalb von Überschwemmungsgebieten § 78b WHG“ auch nennen und als schlagendes Argument vorbringen würde.
    Würde man das Kaufinteressenten verschweigen, wäre es sogar arglistiger Betrug.
    Solange das nicht der Fall ist, kann man davon ausgehen, dass es zweckdienlich geschaffene, kontrollierte Opposition ist, man die „Leitung des Vereins“ so besetzt hat, dass alles in gewünschten Bahnen verläuft und unerwünschte Themen bitte ausgeklammert bleiben.

    Hier kann das jeder selbst prüfen:
    https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Umweltkarten/?topic=Hochwasserschutz&lang=de&bgLayer=Orthophotos&zoom=11.871405238445947&E=528917.39&N=5808110.05&layers=UeberschwemmungsgebieteVerordnungsflaeechenNiedersachsen,UeberschwemmungsgebieteVerordnungsflaechenBremen,RisikogebieteausserhalbvonUeberschwemmungsgebieten§78bWHG&layers_visibility=false,false,true

    • Rainer S. sagt:

      Danke für den offiziellen Link zur Info mit den Überschwemmungsgebieten!

      Da bin ich doch mal sehr gespannt, ob das Thema zur Sprache kommen wird.

      Beste Grüße Rainer

    • Sven Heine sagt:

      Der Umstand, dass vorwiegend mit Argumenten wie „Frischluft-Schneise“ und „Stadtklima“ aufgefahren wird, macht erkennbar, dass es sehr wahrscheinlich zweckdienliche, politisch gewünschte Schein-Kritik ist.

      Ich kann Ihnen hier nur zustimmen, Frau Bertani!

      Sofern sich diese Bürgerinitiative bedeckt hält, hier nicht mal mitliest, sich nicht zu den unwiderlegbaren Fakten äußert (Ihre URL), verdichtet sich Ihre Annahme.

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