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Wunstorfer Grüne: Stadt soll Zuschüsse für teure Tablets an ärmere Familien zahlen

12.08.2023 • Redaktion • Aufrufe: 1446

An Wunstorfer Schulen werden im Unterricht in der Regel iPads verlangt – finanziert von den Eltern. Vor allem kinderreiche und ärmere Familien kann das in Schwierigkeiten bringen. Die Grünen regen deshalb jetzt einen Standard-Zuschuss auf städtischer Ebene an. Aus den Reihen der AfD wird gefragt, warum es überhaupt teure Apple-Geräte sein müssen.

12.08.2023
Redaktion
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Symbolfoto: Mädchen mit Tablet
Symbolbild

Wunstorf (red). Die Ausstattung von Schülern mit Tablets in finanziell schwächeren Familien war bereits zuletzt im Juni im Schulausschuss zur Sprache gekommen – denn die Kosten für dieses Lernmittel werden aktuell von den Eltern vollständig selbst getragen – und das kann richtig an den Familienfinanzen nagen, vor allem, wenn mehrere Kinder schulpflichtig sind. Reicht das Geld nicht, behelfen sich die Schulen mit Leih-Tablets, die wiederum meist spendenfinanziert sind. Zuschüsse vom Jobcenter oder aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gibt es nicht.

Marvin Nowak, Ratsmitglied für Bündnis 90/Die Grünen und Vorsitzender des Schulausschusses, sagte, dass statistisch jedes 5. Kind von Armut betroffen sei – pro Klasse fielen in Wunstorf mehr als ein Viertel der Schüler in diese Gruppe.

Jessica Rabsch hatte für den Schulelternrat zudem etwa berichtet, dass die Spendenbereitschaft abnehme. Diese sei bei der Einführung von Tablet-Klassen hoch, lasse dann aber nach. Vonseiten der AfD war daraufhin gefragt worden, weshalb es unbedingt teure iPads von Apple sein müssten, die an den Schulen verlangt würden.

Eine Pflicht, ein Apple-Gerät anzuschaffen, besteht jedoch nicht. In der Praxis läuft es allerdings meist darauf hinaus, weil die schuleigene Software darauf abgestimmt ist und bestimmte Lernplattformen nur auf diese Weise gemeinsam genutzt werden können. Auch die Lehrer verwenden iPads. Auf diese Weise entsteht de facto ein Gruppendruck in den Klassen, das „richtige“ Gerät zu nutzen.

Bis zu 60 Prozent Zuschuss gefordert

Damit die spendenfinanzierte Tablet-Versorgung nicht zur Regel wird, wollen die Wunstorfer Grünen nun erreichen, dass es künftig einen regulären Zuschuss für die Anschaffung von Schul-Tablets für ärmere Haushalte gibt. Die Stadt solle bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen, wenn das Haushaltseinkommen nachweislich nicht ausreiche. Schließlich handele es sich um benötigtes Unterrichtsmaterial, bei dem niemand ausgegrenzt werden dürfe. Dass Fördervereine und Eltern von Klassenkameraden einsprängen, sei toll, aber keine Dauerlösung, so die Grünen.

„Bildung darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein“, sagt Nowak. Derzeit gebe es eine Lücke, da auf der einen Seite der digitalisierte Unterricht vorangetrieben und die Stadt Wunstorf als Schultäger dafür die technischen und die Schulen die pädagogischen Voraussetzungen schaffen würde, auf der anderen Seite Tablets aber nicht als Lehrmittel gelten und daher vollständig durch die Eltern finanziert werden müssten.

Die Lücke schließen

In Nachbarkommunen und Landkreisen gebe es solche Angebote bereits, und auch in Wunstorf sollte diese Lücke nun geschlossen werden, damit niemand auf der Strecke bleibt, bis das Land Niedersachsen eine Lösung findet. Die Schüler „dürfen nicht zum Opfer politischer Zuständigkeitsfragen oder längerer Verfahren werden“, so Nowak.

Mit den Schulleitungen habe man bereits über das Thema gesprochen, die Schulen würden sich über die Unterstützung durch die Kommunalpolitik und eine Umsetzung freuen. Die Grünen hoffen auf breite Mehrheit im Stadtrat, da es um die Wunstorfer Schülerinnen und Schüler gehe.

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Kommentare


  • Lydia Bertani sagt:

    A) “ Schließlich handele es sich um benötigtes Unterrichtsmaterial….“

    B) „…auf der anderen Seite Tablets aber nicht als Lehrmittel gelten…“

    Deutlicher Widerspruch!

    Sofern man Lehrmittel & Unterrichtsmaterial legitim gleichsetzt, sagt eine Seite nicht die Wahrheit.

    C) „Bildung darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein“

    Ist es aber! Wer es sich leisten kann, greift auf Privatschulen zurück.

    Ein Fokus Artikel trug den Titel „Grüne lasten uns Integration auf – und schicken ihre Kinder auf Privatschulen“ -> Doppelmoral?

  • Wunni sagt:

    Also wenn „keine Pflicht besteht soch ein Apple-Gerät anzuschaffen“ dann ist es also reiner Luxus. Warum soll die Stadt, d.h. deren Steuer- und Gebührenzahler, den reinen Luxus für ärmere Familien zahlen? Was kommt als nächstes? Kriegt jedes Kind noch das neueste iPhone zum Videochatten mit seinen Mitschülern, damit es sich nicht benachteiligt fühlt… oder ein Piano zum üben zu Haus, damit es nicht im Musikunterricht benachteiligt ist? Nein, diese Büchse der Pandora würde ich mit disen Luxus-Tablets gar nicht erst aufmachen.

    • Lydia Bertani sagt:

      Ich teile Ihre Sicht komplett.

      Das Problem sind in der Tat die, die Bedarf durch das Mitbringen und die Nutzung an sich nicht vorgesehener Dinge schaffen, so einen „Leidensdruck“ gezielt provozieren, ohne das Ressourcen-Problem, für das sie selbst verantwortlich sind, selbst zu lösen, sondern derart lästige Dinge Dritten überlassen wollen.

  • Wunni sagt:

    „An Wunstorfer Schulen werden im Unterricht in der Regel iPads verlangt – finanziert von den Eltern“. Hier sollte die Redaktion mal Roß und Reiter nennen: Wer verlangt das genau? Wo steht das geschrieben? Da sollten schon Namen gennannt werden.. ansonsten kann man das als haltlose Behauptung der Redaktion werten.

    • Lydia Bertani sagt:

      Richtig! Das Ganze geht ja noch weiter….

      Da offenbar eine herstellergebundene Bereitstellung von Lernangeboten stattfindet, diese Lehr-Angebote nicht üblich per Internet-Browser platform-unabhängig zur Verfügung gestellt werden (das wäre eine obligatorische Anforderung bei Ausschreibungen), so dass diese mit beliebigen Endgeräten verfügbar gemacht werden, sollte die Revision prüfen und ausschließen können, ob hier nicht „Influenzier“ tätig sind, die verdeckte, private Vorteile genießen, wie z.B. kostenlos zur Verfügung gestelltes, u.U. umfangreiches Equipment des gewählten Herstellers.
      Das ist leider bekannte wie gängige Praxis.

      Ich bin mir sicher, dass die Initiatoren von „Tablet-Klassen“ damit kein Problem haben, und mühelos nachweisen können, aus welcher Quelle ihre eigene Hardware stammt, wer diese bezahlt hat.

      Das wäre notwendig, um etwaigen Gerüchten Einhalt zu gebieten und den öffentlichen Frieden zu wahren.

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