Wunstorf (ds/as). Die Stadt sucht nach Möglichkeiten, dass möglichst viel von der alten Idee zur Nutzung der Vion-Brache umgesetzt wird – und der für das Projekt des Stadtquartiers samt Parklandschaft gewonnene Entwickler sucht nach Wegen, die Fläche ökonomischer zu gestalten. Stadt und Investor nennen jedoch nach wie vor dasselbe Ziel: dass in absehbarer Zeit gebaut wird.
Derart viel spielt in die mittlerweile stark modifizierten Folgeentwürfe hinein und die Zusammenhänge werden komplexer, dass Beobachter und Kommunalpolitiker, die sich mit dem Thema intensiv befassen, nur mit Mühe den Überblick bewahren. In den Grundzügen ist die Sachlage aber schnell erklärt: Statt das gesamte Gelände des ehemaligen Vion-, vormals Langnese-Iglo-Lebensmittelwerkes zwischen Bahnstrecke und Luther Weg neu zu bebauen, wünschen sich Stadt und Investor jeweils Änderungen, die aktuell noch vorhandene Bauten miteinbeziehen.
Worum es bei den Verhandlungen geht: Besitzer des Areals ist heute die Entwicklungsgesellschaft Neue Mitte Wunstorf (NMW), die auf dem Noch-Industriegelände ein modernes Wohnquartier errichten will – nach Plänen eines aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Architektenentwurfs, den die Stadt initiiert hat. Die Stadt hat dafür auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet, bleibt aber für die Genehmigung der konkreten Bebauung verantwortlich – sie hat das sogenannte Planungsrecht. NMW kann die eigenen Vorstellungen nur umsetzen, wenn die Stadt Wunstorf zustimmt.
Die Stadt kann nicht auf das ehemalige Vion-Verwaltungsgebäude verzichten, das auch künftig als Flüchtlingswohnheim genutzt werden soll, zudem ist die Abtrennung eines Randbereichs zum Umbau des nahen DB-Bahnübergangs am Luther Weg nötig geworden. Der Investor wiederum möchte etwa ein schon existierendes Kellergeschoss auf dem Areal zur Tiefgarage umbauen, vorhandene Mehrfamilienhäuser erhalten, einen weniger wuchtigen Lärmschutzwall errichten und den Standort der Grünanlage verschieben.
Überraschend sind Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) und Neue-Mitte-Chef Björn Hiss Anfang voriger Woche im Rathaus zu einem weiteren Treffen zusammengekommen. Hiss hatte dabei bestätigt, dass sein Unternehmen die Planungen für das Bauprojekt wie berichtet abzubrechen gedenkt und die Verhandlungen für festgefahren hält. Er gibt sich jedoch weiterhin ergebnisoffen.
Verhandlungsbereitschaft und Entgegenkommen signalisiert auch das Rathaus. Die Situation sei keineswegs festgefahren, sagte Piellusch im Gespräch mit der Redaktion, die Stadt halte nicht strikt an den ursprünglichen Plänen fest: „Dieser Eindruck ist falsch.“ Den Mehrwert für die Stadt, der sich aus der vorgesehenen Grünanlage ergebe, werde man jedoch nicht opfern. Das Gelände soll sich dadurch zur Stadt hin öffnen und nicht nur einen Grünbereich für die Quartiersbewohner selbst darstellen.
Die unterschiedlichen Standpunkte wirken jedoch offenkundig: Für das Rathaus drängt sich der Eindruck auf, als lägen zwar aktuell zwei Varianten auf dem Tisch, von denen aber eine von vornherein ausgeschlossen ist. Für den Investor ergibt sich genau derselbe Eindruck. Allerdings meinen beide damit nicht dieselbe Variante.
Nun soll es in der kommenden Woche wiederum überraschend nochmals zu einem Treffen im Wunstorfer Rathaus kommen – und eine nochmals modifizierte Variante diskutiert werden. Nach Informationen der Auepost nehmen daran auch andere Projektentwickler teil. Für den Fall, dass eine Einigung nicht gelingt, sucht Hiss gleichwohl nach weiteren Investoren, die an seiner Stelle in die Projektentwicklung einsteigen würden. Grundlage des Gesprächs soll aber weiterhin die von der Stadt gewünschte Variante auf Basis des Wettbewerbsergebnisses sein.
Die Stadt soll bei dem bevorstehenden Termin von Bürgermeister Piellusch und Baureferatsleiter Alexander Wollny vertreten werden. Die von Hiss gewünschte „große Runde“ mit dem Verwaltungsausschuss soll es dagegen nicht geben. Die Neue Mitte geht unterdessen in die Informationsoffensive, sucht die Diskussion mit der Öffentlichkeit und hat eine Übersicht mit Positionen zum Projektstand veröffentlicht.
Wir trauen uns durchaus zu, das Wohnheim qualitätsvoll in eine neue, städtebauliche Konzeption zu integrieren. Zudem konnten wir der Stadt die Zusage abringen, das Gebäude auf den neusten Stand zu sanieren, der dem neuen Quartier in nichts nachsteht.
Zitat:
„Die Stadt kann nicht auf das ehemalige Vion-Verwaltungsgebäude verzichten, das auch künftig als Flüchtlingswohnheim genutzt werden soll, “
Dann kann doch gar nichts mehr schiefgehen, denn an Attraktivität hat der gesamte, zukünftige Komplex damit jetzt schon enorm gewonnen!