Wunstorf (as). Die Verhandlungen sind Anfang dieser Woche in eine Sackgasse geraten: Der Verwaltungsausschuss der Stadt hat seinen Beschluss erneuert, das 6.000 Quadratmeter große Gelände nach den Vorschlägen aus dem Sieger-Entwurf zu bebauen. Wesentliche Bestandteile sind Wohnhäuser in Geschossbauweise und einzeln stehend, Geschäftsgebäude, eine parkähnliche Fläche und ein voluminöser Lärmschutzwall mit Wand und Bäumen auf der Wallkrone – zur Eindämmung der Geräusche von Bahnlinie und Hochstraße.
Hiss‘ Unternehmen „Neue Mitte Wunstorf“ (NMW) hat die Brache vom Vorbesitzer, der Firma Progressu aus Emsbüren, erworben. Progressu wiederum hatte von Vion das Gelände und das aufgegebene Werk übernommen, um alles zu verwerten. NMW will die Flächen nun anders nutzen, als die Wettbewerbssieger vorschlagen haben und die Stadt es sich wünscht.
Zum Beispiel soll der Park vom Rand in die Mitte verlegt werden, die Höhe des Lärmschutzes nicht mehr 16 Meter betragen, sondern 11, einige Bereiche der Bebauung sollen verdichtet werden. Der Unternehmer will sich vom Wunsch-Entwurf der Stadt deshalb lösen, weil er die darin enthaltenen Vorschläge für nicht mehr zeitgemäß hält. Auch die Entwurfs-Verfasser, so Hiss im Gespräch mit der Auepost, seien von ihrem Plan längst abgerückt und würden die Arbeit angesichts der Entwicklungen in der Wirtschaft, der Klimapolitik, der Energie- und der Baupreise heute nicht mehr so präsentieren.
Der Wettbewerb „Entwicklung ehemaliges VION-Gelände“ ist von der Stadt 2016 ausgeschrieben worden. Das Leipziger Architekturkollektiv „OCTAGON“ hat gemeinsam mit „STATION C23 Architekten und Landschaftsarchitekten“, ebenfalls Leipzig, einen hoch gelobten Beitrag vorgelegt, der die Jury überzeugt hat: „Mit großer Klarheit präsentiert die Arbeit die Idee eines nach Norden abfallenden Parks, der das Problem des Lärmschutzes löst, aber aus dieser städtebaulichen Pflichtübung eine eigene Qualität entwickelt“, heißt es in der Begründung. Einfache Ordnung präge die Arbeit von großer Klarheit. Das sei hohe städtebauliche Qualität.
Es sind diese Bewertungen, die Rat und Verwaltung am Entwurf festhalten lassen. Schon in der Anfangsphase waren die Verhandlungen mit „Neue Mitte Wunstorf“ schwierig. Teilnehmer berichteten immer wieder von Meinungsverschiedenheiten, gegenseitigen Missverständnissen und Kontroversen. Die Verhandlungen haben im März 2022 begonnen. Sie scheinen nun ein negatives Ende zu finden. Der Neue-Mitte-Chef hat die Art des vorgesehenen Lärmschutzes von Anfang an in Frage gestellt. „Art und Höhe“ des geforderten Walls und der Mauer stünden zur Diskussion, berichtete Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) im März vergangenen Jahres. Er sah damals „Modifikationspotenzial“: Es sei denkbar, dass ein niedrigeres Bauwerk mit abweichender Gestaltung den gleichen Schutz biete wie das geplante oder sogar besseren. In jedem Fall sei dieser Teil des Vorhabens essenziell: „Ohne Lärmschutz keine Wohnhäuser“, sagte Piellusch.
Am vergangenen Montag hat der Verwaltungsausschuss Hiss nicht nur in inhaltlichen Fragen eine weitere Abfuhr erteilt. Das Gremium hat auch in großer Übereinstimmung mit der Verwaltungsspitze abgelehnt, den Projektentwickler noch einmal persönlich anzuhören, um seine aktuellen Vorschläge kennenzulernen. In dem vertraulich tagenden Gremium hieß es, eine weitere „Verkaufsveranstaltung“ sei nicht erwünscht. Das kann als Anspielung darauf gewertet werden, dass Hiss bereits Mitte Juli mehrere Stunden im Rathaus mit dem Verwaltungsausschuss und den engsten Mitarbeitern des Bürgermeisters zusammengesessen hat.
Der Düsseldorfer Investor war nach eigenen Worten sehr optimistisch in die Runde gegangen, berichtete in einer Gesprächspause aber im Gespräch mit der Auepost von weiteren Meinungsverschiedenheiten. „Das sind noch dicke Bretter“, sagte er wörtlich. Das Treffen werde sicher noch Stunden dauern, die Verhandlungen wahrscheinlich bis zum Spätsommer oder Herbst. Auch Bürgermeister Piellusch schilderte später kurz die Beratungen und bezeichnete sie als „Workshop“. Die Projektpartner Stadt und Investor seien insgesamt auf einem guten Weg.
Hinter der Gesellschaft Neue Mitte steht die Deutsche Siedlungsbau GmbH aus Düsseldorf, deren Geschäftsführer Hiss ebenfalls ist. Auf seiner Internetseite kündigt das Unternehmen das Wunstorfer Projekt detailliert an: Die heute stillgelegte Industriefläche werde „schon morgen ein autofreies Wohnquartier“ sein. Das mehr als sechs Hektar große Areal werde etwa 500 Menschen ein neues Zuhause geben. Neben einer Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern seien „eine Kita und ein Lebensmittelmarkt, kleinteiliges Gewerbe und ein Landschaftspark geplant“. Bei der Planung setze die Siedlungsbau auf einen „smarten Mix aus bewährten Methoden und innovativen Technologien“. „Auf diese Weise berücksichtigen wir nicht nur die Interessen und Bedürfnisse der verschiedenen Nutzergruppen und Generationen. Wir sorgen dafür, dass neben der Qualität unserer Wohnobjekte auch der Miet- oder Kaufpreis überzeugt“, heißt es wörtlich. Und unter der Überschrift „Nachhaltige Wohnzukunft“: „Unser Konzept ist darauf ausgelegt, eine hohe ökologische Qualität durch eine optimierte Bauweise sicherzustellen. So können wir nicht nur Umwelt und Ressourcen schonen, sondern auch Kosten reduzieren.“ Dazu gehörten eine möglichst geringe Versiegelung der Böden, ein ganzheitlich durchdachtes Energiekonzept und „nachhaltige, intermodale Mobilität“.
Die Bretter scheinen nun doch zu dick, der gute Weg doch nicht so aussichtsreich zu sein: Neue-Mitte-Chef Hiss zieht die Notbremse und gibt im Gespräch mit der Auepost-Redaktion bekannt, er werde die Planungen nicht fortsetzen. Er habe „sechsstellige Beträge“ in die Vorbereitungen gesteckt, sehe aber nun keine Chance mehr, einen Konsens zu erreichen. Er teilt mit, dass seine Fachleute mit drei Projektentwicklern Kontakt aufgenommen haben, die die Stadt Wunstorf ins Gespräch gebracht habe. Von der Stadtverwaltung erwartet er, dass sie Wege sucht, andere Investoren zu finden, die das Projekt auf der Grundlage der preisgekrönten Vorschläge verwirklichen. Gelinge die Suche, werde er sich eventuell in kleinem Maßstab am Projekt beteiligen. Könne kein anderer Investor gefunden werden, biete er das Grundstück zum Kauf an.
Die Vorhabenträgerin und Eigentümerin NMW wird dazu in Kürze öffentlich Stellung (auch in der Auepost) und unter http://www.desiba.de Stellung nehmen und die Details zu Ihren Planungsvorschlägen an die Stadt, sowie die zahlreichen Gründe für das ABweichen vom alten Masterplan aus 2016 erläutern und begründen. Es ist noch nicht aller Tage Abend bei diesem Projekt…
Ich vermute mal ihre Pläne waren nicht so toll, wie sie glauben… weil, wenn dem so wäre, würde sich das ja jedem – also auch der Stadtverwaltung – augenscheinlich von selbst aufdrängen und sie könnten sie verwirklichen.
Das Gute braucht keine Erklärung – das Schlechte braucht niemand.
Dann bleibt es halt so, was solls!? Wunstorf kriegt eh nichts zustande, also irrelevant
Seit vielen Jahren liegt ein Filetstück mitten in der Stadt brach. 2015 gab es einen Bürgerideenwettbewerb hierzu. Passiert ist nichts,mittlerweile wird ein Teil dieses Grundstückes anscheinend als Bauhalde genutzt . Stattdessen also. „Neue Mitte „. -scheitert aber wohl genauso wie die digitale Innenstadt. Wohl eher ein Trauerspiel.
Die Prämissen sollten vor dem Kauf bekannt gewesen sein- wieso ist man jetzt überrascht, dass diese nicht geändert werden sollen?
das ist leicht zu erklären: die Prämissen haben sich erheblich verändert.
1. Wegfall des Grundstücksteils im Norden an die DB (Unterführung)
2. Ehem. Verwaltungsgebäude muss für die Stadt als Wohnheim für Geflüchtete erhalten bleuben (auf Wunsch der Stadt, obwohl es eigentlich für die Projektentwicklung eingeplant war)
3. Die Mehrfamilienhäuser im Bestand am Luther Weg sollten aus Sicht der NMW erhalten bleiben und nicht abgerissen werden.
4. Die Jenauer Straße sollte erhalten und fortgesetzt werden und muss nicht neu gebaut werden
5. Das ehem. Untergeschoss einer Halle soll als Tiefgarage wiederverwendet statt abgerissen werden
6. Der Lärmschutz muss dank neuer rechtlicher Rahmenbedingungen nicht mehr 16 Meter (!) hoch werden, sondern allenfalls 11-12 Meter
7. Zur Schließung der „Lärmlecks“ im Norden und Süden sind oberirdische Parkdecks als Quartiersgaragen geplant statt eine senkrechte 16-meter-Wall/Wandkombination wie im alten Masterplan
Grübel, grübel:
Das wie vielte Bauprojekt ist dieses, das „gegen die Wand gefahren“ worden ist?…
Alle anderen wurden verwirklicht.
@Alfred
Möglich, dass ich mich nicht eindeutig erklärte.
Mein Kommentar sollte sich auf Bauprojekte im Zusammenhang mit dem Bau von (bezahlbaren!) Mietraum beziehen.
Und dahingehend ist wirklich etliches an die von mir erwähnte Wand gefahren worden.
Stillstand inzwischen allen Orten.
Bei DEN derzeitigen höchst unerfreulichen Gegebenheiten durch nachzuvollziehen, dennoch ein Ärgernis!
Ich wage zu behaupten, nicht ausschließlich mir.
Die Planung ist falsch. Das Gebiet muss als Verbindung zwischen der West-Stadt und der Ost- Stadt geplant werden. Evtl.das Grundstück der ehemaligen Gärtnerei mit einbeziehen und den Bahnübergang Gustav-Krone Str. der geschlossen werden soll. als Tunnel mit einbeziehen. Das ganze Gebiet ,das auch hinter dem Gymnasium und dem Krankenhausanlagen in Ruhezonen/ Grünzonen übergeht muss als beruhigtes Gebiet Wohnen – Erholung – Treffpunkte geplant werden. Dann kann die Stadt auch mit entsprechenden Zuschüssen vom Großraumverband und der EU rechnen
Auch aus Sicht der NMW weißt die Masterplanung mit heutigen prämissen erhebliche Defizite aauf, die nur durch eine grundlegende Neuplanung behoben werden können. NMW möchte ein lebenswertes, auf die Menschen ausgerichtetes Stadtquartier von besonderer Qualität schaffen und dambei die umliegenden Stadtquartiere organisch und einladend verbinden.
Man könnte in dem Gebiet auch eine neue I G S – und ein neues Gymnasium bauen ,in Zusammenspielt mit dem Bau eines neuen Hallenbades . Das alte Hallenbad für 40 Mio. zu renovieren ist Utopie. Der Umbau ist mit einem Glasdach für viel Licht geplant , da gehören aber Sonnenkollektoren drauf. Zudem benötigt es für eine Betreibung mit Erdwärme mindestens zwei Wärmepumpenanlagen von der Größe zweier 40 Tonner LKWs. ist im alten Bad nicht unterzubringen . Zudem ist die Zufahrt über den neuen Kreisel Kolenfeldersrtasse nicht möglich ,da den umliegenden Anwohnern einstmals Versprechungen gemacht wurden , das keine Verkehrsstraßen durch Ihre Baugebiete geführt werden.
Für die Planung Neubaufälliger Schulen und Turnhallen auch in Verbindung mit einem Hallenbad , das vorzugsweise von Schulen genutzt wird , sind im vergangenem Jahr 13 Milliarden !!!! bereitgestellte Gelder nicht abgerufen worden. Vielleicht sollte man so etwas in die bestehenden Planungen mit einbeziehen . Es gibt doch Planungsämter im Bauamt und im Bauausschuss der Verwaltung. Im Zweifelsfalle Fragen Stellen ,das kostet nichts.
Wieso Bauausschuss der Verwaltung? Der Bauausschuss ist ein politisches Gremium und besteht zur Mehrheit aus Kommunalpolitikern…
Bestimmt aber letztendlich was gebaut wird
Die Verwaltung macht das, was die Politik ihr vorgibt – sofern es rechtlich möglich ist…
Seit wann entscheiden in Wunstorf die Politiker? Es wird so entschieden, wie es die Stadtverwaltung möchte/vorschlägt. Wohl noch nicht gewusst???
Wir sind offen für alle sinnvollen Vorschläge und Wünsche der Bürher und der Politik
Ich kann es nicht fassen, dass die Stadtverwaltung es wieder mal geschafft hat, Wohnraum nicht bauen zu lassen. Die Nase gefällt nicht, also werden viele große Steine in den Weg geschaufelt. Diese Schikane geht immer zu Lasten der Investoren, die irgendwann das Handtuch werfen!!!
Die Investoren agieren natürlich aus reinster Menschenliebe, ganz ohne finanziellen Hintergedanken und Profitabsicht.
Warum vermarktet die Stadt dort nicht einfach die Bauplätze selbst? Als günstiges Bauland. Das hilft wenigstens den Menschen, die Wohnraum suchen, dem heimischen Handwerk und das Geld bleibt auch in der Region!
Natürllich muss eine Planung auch für den Vorhabenträger wirtschaftlich sinnvoll sein und Ertrag und Risiko müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Die höchste Priorität der NMW hat aktuell aber die städtebauliche Qualität und die sinnvolle Aisnutzung des vorhandenen Geändes und nicht nur die Wirtschaftlichkeit. Alle unnötigen Zusatzkosten zahlt am Ende jedoch immer der Käufer oder Mieter einer Immobilie. Für günstigen Wohnraum muss man daher unnötige Kosten vermeiden und das Grundstück optimal ausnutzen. Daher versuchen wir, möglichst viel Bestand zu erhalten und unnötige Baukosten zu minimieren.
War doch von vornherein zum Scheitern verurteilt, so sehe ich das jedenfalls.
Das Grundstück, „idyllisch“ zwischen Hochstraße und Bahnlinie gelegen, hätte ich allenfalls geschenkt genommen (wobei man dann ja noch Grundsteuer dafür blechen darf, ohne jedweden Nutzen daran zu haben), andere investieren sechsstellige Summen allein in irgendwelche mehr oder weniger utopische Planungen…