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„Was die anderen machen, ist mir erstmal egal“

19.02.2021 • Redaktion • Aufrufe: 4892

Die Steinhuder Ortspolitik sah seine Aktivitäten im vergangenen Sommer kritisch. Jetzt will er selbst Politik machen – und als unabhängiger Kandidat Wunstorfs Bürgermeister werden. Dafür sammelt er gerade Unterstützerunterschriften. Gastronom Peter Hoedt im Auepost-Quartiergespräch.

19.02.2021
Redaktion
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Im Juli hat er dafür gesorgt, dass im Steinhuder Scheunenviertel täglich etwas los war: Karussell, Trampolin, Bratwurst – und musikalische Beschallung. Seitdem geht ein Riss durch den Ort: Die Politik sieht einen niveaulichen Tiefpunkt erreicht, während er selbst sagt, dass er niemandem etwas getan habe. Jetzt will der „Burger-Meister“ zudem tatsächlich Bürgermeister werden. Peter Hoedt im Auepost-Quartiergespräch.

Gastronom Peter Hoedt

Gastronom Peter Hoedt | Mirko Baschetti

Er polarisiert. Nicht erst seit dem Sommer. Wer in den Wunstorfer Facebookgruppen unterwegs ist, stößt früher oder später auf ihn, wenn er eines seiner neuesten Projekte in Form eines Videos bewirbt: Peter Hoedt, Gastronom aus Steinhude mit Hauptgeschäft in Hagenburg. Dort betreibt er seit fünf Jahren „Dat Schnitzelhus“.

Der alleinerziehende Vater weiß selbst um seine Wirkung, ist sich im Klaren, dass es viele gibt, die sagen „Ich kann’s nicht mehr hören“ oder „Nicht schon wieder der Hoedt!“. Doch darauf nehme er keine Rücksicht, das perle an ihm ab. Er will sich treu bleiben – und nutzt seine Art auch als Markenzeichen. „Moin-moin, es gibt News“ oder „Hallo, Freunde des guten Geschmacks“, diese Formeln hat er perfektioniert. Immer mit im Einsatz: irgendein nicht angeschlossenes Mikrofon. Dabei persifliert er sich auch selbst, spricht schon einmal in eine Grillzange. Das goldene Mikrofon hat er zu Weihnachten von seinem Sohn geschenkt bekommen. „Papa, du musst ein richtiges Mikro benutzen“, hatte er seinem Vater nahegelegt.

„Moin-moin, Freunde des guten Geschmacks!“

Hoedts anpackende Art lenkt ein wenig davon ab, welche Dimensionen sein Geschäft inzwischen hat. Denn was man auf den ersten Blick nicht sieht: Der 47-Jährige steht im Grunde einem kleinen Imbissimperium vor. 36 Mitarbeiter beschäftigt er an einem Dutzend Standorten. Das „Schnitzelhus“ gibt es nicht nur in Hagenburg, sondern auch in Nienburg, außerdem eine mobile Außenstelle in Neustadt und einen Verkaufswagen in Stadthagen. Auch in der Wunstorfer Kernstadt war der Imbiss eine Zeitlang vertreten, doch die Filiale in der „Kiosk-Box“ am Düendorfer Weg war ein Fehlschlag. „Man hat da keine Gemütlichkeit reinbekommen“, erzählt Hoedt rückblickend, die beiden Läden Wunstorf und Hagenburg wären zudem zu nah beieinander gewesen. Letztlich habe man in Wunstorf vor allem Lieferdienst gemacht – doch das ginge auch von Hagenburg aus.

Angefangen hat alles einmal ganz klein mit einem Saisonjob in Steinhude. Hoedts Wurzeln liegen in Hannover, Steinhude kennt er seit der Kindheit. Ursprünglich wollte der gelernte Restaurantfachmann 1995 nur für eine Saison bei den Strandterrassen kellnern, tat das auch einen Sommer lang, arbeitete dann in einem Casino, kehrte einige Jahre später aber wieder nach Steinhude zurück. Ab 1998 betrieb er dort die Kneipe „Distille“. Bereits hier organisierte Hoedt Veranstaltungen, gab Gummistiefel- und Al-Bundy-Partys. Seit 12 Jahren betreibt er einen Imbiss am Strandterrassenvorplatz, inzwischen unter dem Namen Burgermeisterei. Auch ein Fischbrötchen- und Crêpestand fallen in seine Verantwortung. Mit einer Kneipe würde er heute nicht mehr starten, „die Zeit ist abgelaufen“, sagt er.

Gerüchte, Gerüchte

Gerüchte sagen ihm nach, er hätte Kontakte ins Rotlichtmilieu. Accessoires wie das goldene Mikro und die weiße Stretchlimousine, die er zu Marketingzwecken angeschafft hat, wirken da fast wie Puzzleteile in einer Indizienkette. Hoedt grinst breit, als wir ihn direkt auf das Gemunkel ansprechen, und setzt zu einer Erklärung an. Beim Steintorfest in Hannover wäre er einmal mit einer Fischbude dabeigewesen. Auf diese Weise entstünden solche Gerüchte. Dass er viele Leute kenne und ein großes Netzwerk habe, tue ein Übriges. „Ich weiß, dass über mich mehr erzählt wird, als …“, sagt er, ohne den Satz zu beenden. Auch er habe sicherlich seine Jugendsünden begangen, doch das sei lange her. Er habe niemanden getötet und nicht im Gefängnis gesessen, lacht er.

Hoedt sagt, er mache nur das, was ihm Spaß mache und was er für richtig halte – und was Geld einbringe. Ihm persönlich habe vor fünf Jahren ein Imbiss gefehlt, wo man seine Currywurst essen könne. Damit war aber kein Geld zu verdienen, die System-Fast-Food-Gastronomie zu stark gewachsen. Also wurde es ein Schnitzelbistro. „Der Name ist mir spontan eingefallen“, sagt Hoedt, es gebe keine plattdeutsche oder friesische Geschichte dahinter. Er legt zudem Wert darauf, dass es kein reiner Imbiss, sondern eine „Mischung aus Restaurant und Imbiss“ sei. In der Tat fällt eine exakte Einordnung der Lokalität schwer, es herrscht ein Verschnitt aus Bedienung und Selbstbedienung: bestellt wird am Tresen, man nimmt die Getränke mit, aber Besteck und die Mahlzeiten werden durchaus an den Tisch gebracht. Sein neuestes gastronomisches Projekt ist wieder in Steinhude angesiedelt: In einen ehemaligen italienischen Restaurant an der Friedenseiche in Steinhude hat er ein „Fisch & Grill“ aufgemacht – ein Restaurant, kein Imbiss, betont Hoedt. Die Idee für seine Zielgruppe umreißt er so: „Wenn du aus deinem Wohnmobil steigst oder von Mardorf rübergesegelt kommst und keinen Bock hast, unter die Dusche zu gehen und ein weißes Hemd anzuziehen und einfach nur schnell etwas essen möchtest oder ein Bier trinken.“

Diskussion über guten Geschmack

In Erscheinung trat Hoedt vor den Sommerferien jedoch zunächst mit seinen Veranstaltungen im Scheunenviertel. Dort sorgte er für eine Art Mini-Rummelplatz während Corona-Zeiten. Tägliches Programm mit Crêpebude, Bratwurst, Rutsche, Kinderkarussell und Seiltrampolin. Dazu an den Wochenenden Konzerte: Eispilot und eine Westernhagen-Coverband traten etwa auf. „Das hat Steinhude auch entzerrt“, sagt Hoedt in Anspielung auf den überlaufenen Ort, der mehrmals von der Polizei für Tagestouristen gesperrt wurde, als die Mindestabstände im Ortskern oder auf der Promenade nicht mehr eingehalten werden konnten. Er ist stolz darauf, innerhalb kürzester Zeit eine solche Veranstaltung auf die Beine gestellt zu haben. Ende Juli war nach vier Wochen Schluss – er wollte auch Ferien machen, sagt Hoedt.

„Wir machen das, womit Geld verdient wird und was mir Spaß macht“

Dass er dafür keinen Dankesbrief erhalten wird, und dass ihm auch niemand zur Belebung des Scheunenviertelplatzes gratulieren wird, darüber macht er sich keine Illusionen. „Darauf kann ich ewig warten.“ So etwas werde in Steinhude nicht passieren, sagt Hoedt. Im Gegenteil, aus der Ortspolitik werde ihm mangelnde Klasse vorgeworfen: „Ich wurde als niveaulos betitelt.“ Damit würden auch seine Gäste abqualifiziert, beschwert er sich. Bei der „Ballermannmusik“ an den Strandterrassen gibt er den Politikern aber Recht: „Das war ganz tiefstes Niveau, das war auch nicht mein Style.“ Er habe sich von den Akteuren täuschen lassen und ihnen am Ende selbst den Stecker gezogen. „Das war ein Fehler, gar keine Frage“, gibt er sich entschuldigend.

Dabei sei er im Grunde schon immer Markenbotschafter für Steinhude gewesen: Als er früher in der Wintersaison mit dem „Steinhuder Fischmarkt on Tour“ deutschlandweit unterwegs war, sei jedes verkaufte Fischbrötchen eine Werbung für Steinhude gewesen.

Wenn ihm jemand etwas madig mache, dann versuche er allerdings, dies ins Positive umzumünzen, das sei seine Philosophie. Auch im Fall der Niveudebatte hat das funktioniert. Für die Besucher des Wrestling-Fantreffens gab es daher T-Shirts mit dem Aufdruck „Wir bringen das Niveau nach Steinhude zurück“ zu kaufen. Was die Konkurrenz in Steinhude macht, interessiert ihn weniger. Von den alteingesessenen Familienbetrieben fühlt er sich belächelt. Aber auch das interessiere ihn nicht. „Wir gehen andere Wege“, unterstreicht er, auch wenn die anderen sagen würden: „Muss das schon wieder sein?“ Vielleicht funktioniere es auch deshalb, sagt Hoedt.

Wunstorfs nächster Bürgermeister?

Ob sein nächstes Projekt funktioniert, das absolut nichts mit Gastronomie und Veranstaltungen zu tun hat und das er ähnlich spontan angeht wie seine Veranstaltungen, muss sich noch zeigen. Manche denken, es sei nur ein Marketinggag, um etwa seine Burgermeisterei ins Rampenlicht zu rücken. Aber nach eigener Aussage ist es Hoedt absolut ernst: Er will sich 2021 zur Wahl des Bürgermeisters als unabhängiger Bewerber aufstellen lassen.

Von der Politik fühlt er sich ausgebremst – und will nun selbst die Fäden ziehen. Aber eben nicht in der kleinen Ortspolitik, das sei „Spielerei“, sondern gleich richtig als hauptamtlicher Verwaltungschef. „Oberbürgermeister von Wunstorf, das ist mein Ziel“, sagt er bewusst übertreibend – denn die Stelle müsste erst noch geschaffen werden. Als die Sprache auf seine Bürgermeisterambitionen kommt, wird er sofort zwei Stufen bedächtiger in der Tonlage. „Ich ziehe das durch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag“, sagt er nachdrücklich. „Weil es hier um Recht geht.“ Nicht darum, den Ortsbürgermeister zu ärgern, sondern weil er „so eine Gerechtigkeitsmacke“ habe.

„Ich hab so ’ne Gerechtigkeitsmacke“

In Stadthagen habe das schließlich auch geklappt. Dort wurde allerdings ein Jurist zum Bürgermeister gewählt, kein Gastronom. Doch anders als viele noch immer denken, erfordert das Bürgermeisteramt keine bestimmte Qualifikation – der Bürgermeister wird in einer Direktwahl bestimmt. Gewählt ist, wer die Mehrheit der Stimmen der Bürger auf sich vereint. Lediglich eine bestimmte Anzahl von Unterstützerunterschriften muss Hoedt nachweisen, wenn er als unabhängiger Kandidat aufgestellt werden will. 5-mal so viele Unterschriften, wie Sitze im Stadtrat vorhanden sind, müssen es laut der Niedersächsischen Kommunalverfassung sein. Für Wunstorf bedeutet das knapp 200 Unterschriften. Dass er die zusammenbekommt, da ist sich Hoedt sicher – auch wenn die Leute bereits wieder unken würden, er bräuchte bloß die Rückseiten der Corona-Registrierzettel aus den Imbissen wiederverwenden – und ihn damit schon wieder in den Bereich der Halbseidenheit rückten.

„Es muss einfach was passieren“, sagt Hoedt, als wir ihn nach seinen Motiven fragen, noch recht allgemein. „Ich möchte nicht, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, ich möchte, dass man sich respektiert.“ Einige Punkte fürs Wahlprogramm hat er schon, und auch das Wahlplakat samt Slogan steht bereits fest. Die Stretchlimousine will Hoedt dann für den Wahlkampf einsetzen. Auch wenn er sie gerne einmal zur Entspannung fährt … er selbst wird sich nicht winkend durch die Straßen kutschieren lassen – die Limousine hat kein Schiebedach. Seine Kampagne werde trotzdem lustig, verspricht er schon jetzt.


Interview: Mirko Baschetti/Daniel Schneider; Text: Daniel Schneider
Dieser Bericht erschien zuerst in Auepost #11 (09/2020)

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Kommentare


  • Frank Krüger sagt:

    Moin Peter, wenn ich in stimmberechtigt wäre, hättest Du meine Stimme. Viel Glück Dir.

  • Basti g. sagt:

    Moin Herr hoedt ihre schnitzel,pizza, und burger sind der Hammer weiter so ! Super Typ meine Stimme als Bürgermeister haben sie

  • Chris Blevins sagt:

    Moin Moin Peter!
    Wir kennen uns seit über 25 Jahren. Du bist Direkt, Unbequem, Dickköpfig und machst einfach das was Du willst. Die Welt braucht mehr von Deinem Kaliber – besonders in die jetztigen Zeit!
    Weiter so!

  • Arthur Arthuro sagt:

    Guten Morgen, gleich vorneweg, meine Stimme haben sie nicht!
    Wenn Sie ständig betonen, dass die Anderen Sie nicht interessieren, dann sind Sie für diese Position absolut ungeeignet. Dann können Sie gleich sagen ich will der Diktator von Wunstorf werden. Mit dieser Art zu reden haben sie Wunstorf einen Gefallen getan, jetzt weiß Jeder wie sie gestrickt sind.
    Ich glaube auch nicht, dass die Mehrheit der Bürger möchte, dass Wunstorf auf Wrestling und RTL2 Niveau runter gewirtschaftet wird.

    • Basti g. sagt:

      Diktator ? Sie wollen doch nicht Herrn hoedt in die rechte Ecke schubsen ER IST IN ALLEN LAGEN SEHR FLEXIBEL UND MIT AUSLÄNDERN BEFREUNDET ! Also für den Diktator müssten sie sich in höchster Form entschuldigen

  • Arthur Arthuro sagt:

    Warum, wofür , weshalb?
    Was hat das mit Rechts zu tun?
    Sein Wortlaut
    …was die Anderen machen ist mir egal.
    Nur machen was Spass und Geld bringt ist doch wohl etwas wenig für den Posten eines Bürgermeisters.
    Eine Stadt zu lenken und die Sorgen und Nöte der Bürger zu verstehen ist m.E. nicht nur Spass.
    Das hat nicht damit zu tun, dass ich seinen Erfolg, seine Ideen und auch kumpelhafte Art nicht anzuerkennen wüsste.
    Erfolg soll ihm weiterhin beschert sein, aber ein Niveaanhebung unserer Region ist sicher eher von Nöten als die Richtung Campingplatz, Wrestling und Ballermann.
    Bildung, Sport, Soziales Infrastruktur usw. sind die Schwerpunkte

  • Gilbi sagt:

    Ein Bürgermeister für eine Kleinstadt wie Wunstorf, der nur das macht, was ihm selbst Spaß macht und dem die Meinungen Andersdenkender egal sind, ist absolut unwählbar. Das Votum der vernünftig denkenden Wählerinnen und Wähler möge uns vor dem nächsten „Schnitzelhus im Rathaus“ bewahren.
    Zudem folgendes Zitat: „Die Stretchlimousine will Hoedt dann für den Wahlkampf einsetzen. Auch wenn er sie gerne einmal zur Entspannung fährt … “
    Ja, klar, wenn er damit umgehen könnte. Langer Radstand, sage ich nur. Schließlich haben Sie doch mal ein Fahrzeug auf dem Gelände eines Autohauses mit Ihrer Stretchlimousine beschädigt, oder, Herr Hoedt ?!
    ICH wähle „Mut zur Wahrheit“ !

  • Wod Katitte sagt:

    Wo kann ich unterschreiben?

  • Axel Peter sagt:

    Schon mal darüber nachgedacht, dass die ganze Aktion ein reiner Promo-Schachzug war?

    Naja, um genau solche Menschen, die auf Typen stehen, die sich noch was „traun zu sagen“ abzuholen und dazu zu überreden, Schnitzel bei sich zu futtern?

    Nein?

    Na, dann ist der Schachzug ja voll aufgegangen. Peter, das Marketing-Genie. Und, was ist draus geworden am Ende? Nichts.

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