Wunstorf (as). Das „Kloster“ ist eine Idylle mitten im Stadtkern. Nicht einmal alle Wunstorfer kennen das Ensemble aus historischen Gebäuden und Neubauten, Gärten, Wiesen und Weiden. Ein paar Dutzend Menschen leben und arbeiten dort – an der Stiftsstraße, ihren Verzweigungen und dem Übergang zum Blumenauer Kirchweg und zum „Anstaltspark“. Wer auf dem Deich der Westaue unterwegs ist, hat einen guten Blick auf die Rückseite des Stiftsbezirks, auf die beiden Kirchen, die Fachwerkhäuser und die Bungalows.
Der Deich ist ein beliebter Verbindungsweg zwischen der Innenstadt, der Oststadt und Blumenau. Gerade in diesen Wochen sind dort etliche Spaziergänger, Läufer oder Radfahrer unterwegs. Und seit geraumer Zeit kann, wer Glück hat, dort Damwild beobachten. Ein junger Hirsch und zwei weibliche Stücke – alle ungewöhnlich dunkel gefärbt – sind dort heimisch geworden. Das ist so etwas wie eine kleine Sensation. Damwild kommt häufig vor in Deutschland, aber nicht mitten in der Stadt. Die Hirsche sind tagsüber aktiv und leben bevorzugt in offenen Landschaften, in denen sich Bauminseln mit landwirtschaftlichen Flächen abwechseln.
„Hammer“ Hegeringleiter Knut Petersen
Hegeringleiter Knut Petersen
Die Wildart stammt aus Vorderasien, wurde aber von den Römern in Europa angesiedelt. Wenn auch der Klosterbezirk zwischen Stiftsstraße und Auedeich genau diesem Lebensraum entspricht – woher dieser kleine Bestand stammt, ist ein Rätsel. Es gibt zum Beispiel starke Rudel nördlich von Neustadt, es gibt einige wenige Gatter in der Nähe: Von woher die drei Stücke an der Aue zugewandert sind, weiß niemand. Auch nicht Wunstorfs Hegeringleiter Knut Petersen. Der wollte es nicht glauben, als die Redaktion der Auepost ihn um einen Kommentar bat. Erst als er Fotos sah, war er überzeugt. Seine Reaktion war so knapp wie eindeutig: „Hammer“. Das Damwild ganz vertraut nah am Deich äsen zu sehen, ist schon eine Seltenheit. Aber hin und wieder bietet sich noch ein besonderes Schauspiel. Dann mischt sich der Hirsch, der noch nicht das typische Schaufelgeweih trägt, auf einem kleinen privaten Geviert unter die Reiter, tollt geradezu mit den Pferden umher und beweist: Auch Hirsche können Bocksprünge.
Ein wirklich schön zu lesender Artikel!
Gerade in der allseits belastenden aktuellen Situation macht es mir Freude, abseits der alles beherrschenden Coronavirus-Pandemie zu einem gänzlich anderen Thema „Lesestoff serviert zu bekommen“ -und zu kommentieren :) –
Davon gerne mehr: nicht nur von unserer #Auepost…