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Der Neue ist da: Kommodore Markus Knoll führt nun das LTG 62 der Luftwaffe in Wunstorf

15.01.2024 • Daniel Schneider • Aufrufe: 3083

Warum flog am Mittwoch eine Regierungsmaschine nach Wunstorf, warum landeten Tornado und Eurofighter auf dem Fliegerhorst? Sie brachten Gäste zum Lufttransportgeschwader 62, die dem Antritt des neuen Kommodore beiwohnten: Dieser begann seinen ersten Tag als Luftwaffenbasiskommandant mit einem Steve-Jobs-Zitat.

15.01.2024
Daniel Schneider
Aufrufe: 3083
Oberst Christian John (re.) übergibt Diensthandy und „Kommodore-Stift“ an seinen Nachfolger Oberst Markus Knoll | Foto: Dirk Dombrowski

Wunstorf (ds/dd). Mit militärischem Zeremoniell wurde der Staffelstab am Mittwoch, den 10. Januar 2023 auf dem Fliegerhorst Wunstorf von einem Oberst zum anderen übergeben: Kommodore des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62 ist nun Oberst Markus Knoll. Der 46-Jährige löst Oberst Christian John, der vier Jahre lang Kommodore in Wunstorf war, ab. John geht den nächsten Karriereschritt in Brandenburg.

Knoll tritt in die vielzitierten großen Fußstapfen: Nicht nur mit seiner Körpergröße im Zwei-Meter-Bereich ließ der hochgewachsene Oberst John seine Umgebung oft klein wirken, John hat sich mit seiner ruhigen, aber starken, geradeheraus wirkenden Art in Zeiten des Zeitenwandels einen Namen gemacht, hat das LTG 62 durch viele schwierige und neue Missionen geführt. Mit seinem zuletzt quasi zum Markenzeichen gewordenen Bart war er während Air Defender 2023 neben Luftwaffenchef Generalleutnant Ingo Gerhartz auch für eine breitere Öffentlichkeit buchstäblich zum markanten Gesicht der Luftwaffe geworden, als er während der größten Luftwaffenverlegeübung in der Geschichte der NATO im medialen Interesse stand.

Dabei hatte Johns Antritt im März 2020 direkt mit einer Enttäuschung begonnen: Der übliche und bereits geplante Antrittsappell war kurzfristig abgesagt worden, da sich die Corona-Krise verschärfte und gerade zur Pandemie entwickelte. Statt eines sonst angemessenen Empfangs gab es eine stille Übergabe im Büroraum. Umso glanzvoller schien nun der Abschied für John auszufallen.

Formelle Kommandoübergabe

Militärische Kurzhaarschnitte waren an diesem Tag von Vorteil: Man sah mitunter deutlich, dass auch viele der zivilen Zeremoniegäste mit Mütze zum Fliegerhorst gekommen waren – bei minus 7 Grad herrschte eisige Kälte. Die war in Halle 1 des Fliegerhorstes schlagartig vergessen. Während beim Mali-Rückkehrappell noch der Wind durch die Halle gepfiffen hatte, waren die Hangartore nun geschlossen und die Halle gewissermaßen in einen auch symbolisch warmen Platz verwandelt. Wintermäntel benötigte niemand mehr. Das LTG 62 war in der hinteren Hallenhälfte angetreten, in der vorderen Hälfte nahmen die Gäste auf Stühlen Platz.

Generalmajor Peter Klement (Mitte) übertrug das Kommando über das LTG 62 von Oberst John (re.) auf Markus Knoll | Foto: Dirk Dombrowski
Einmarsch der Truppenfahne – unter Nato-, Niedersachsen- und Bundesdienstflagge | Foto: Dirk Dombrowski
Das LTG 62 ist zur Ehrenformation angetreten | Foto: Daniel Schneider
Oberst Markus Knoll, Generalmajor Peter Klement, Oberst Christian John (v. l.) | Foto: Dirk Dombrowski

Das förmliche Zeremoniell wich nicht von den üblichen Regeln ab: Fahneneinmarsch, Grüßen der Truppenfahne und des Geschwaders, Ansprachen, Musik, Kommandoübergabe, Nationalhymne und Fahnenausmarsch nahmen fast exakt eine Stunde in Anspruch. Das Heeresmusikkorps Hannover spielte zum Abschied von Oberst John den Monty-Python-Klassiker „Always look on the bright side of life“. Das Kommando über das LTG 62 war anschließend mit dem Übergabezeremoniell offiziell von John auf Knoll übergegangen, übertragen wurde Knoll das Kommando von Generalmajor Peter Klement, dem Kommandeur der Fliegenden Verbände im Luftwaffentruppenkommando.

Das Diensthandy „neu einstellen“

Doch die „praktische Übergabe“ fand erst kurz darauf statt, denn anschließend wurde es im Offizierskasino für die geladenen Gäste persönlicher. Eine weitere Stunde dauerte es, bis dort alle dem alten und neuen Kommodore zum Abschied und zur Begrüßung die Hand gereicht hatten. Eine lange Schlange bildete sich vor dem Gebäude, in dem Knoll und John im Foyer standen und die Gäste persönlich begrüßten – nun wurden Winterjacken und Mützen noch einmal gebraucht. Kommodore Knoll sagte später der Auepost, er habe tatsächlich bisher noch nie in seinem Leben mehr Hände geschüttelt als an diesem Tag.

Das Geschwaderabzeichen prangt nun an der Uniform des neuen Kommodore | Foto: Dirk Dombrowski
Das „Pflichtenheft“ für Knoll als ebenfalls neuer Standortältester, überreicht von Oberst Dirk Waldau, Landeskommando Niedersachsen (re.) | Foto: Dirk Dombrowski

Dass der „Staffelstab“ in Wirklichkeit ein grüner Schreibstift ist, stellte sich kurz darauf heraus, als der gerade zum Ex-Kommodore gewordene John seinem Nachfolger nicht nur das Diensthandy, sondern auch den Stift weiterreichte – Grün ist die Schreibfarbe der Kommandanten. Zwar werde heutzutage das Meiste elektronisch signiert, doch manchmal müsse man auch noch handschriftlich unterzeichnen, erklärte John den Gästen, stattete Knoll mit dem Schreibwerkzeug aus und setzte seinen Nachfolger somit auch faktisch „in charge“.

„Es ist kein normales Diensthandy: Es klingelt meistens am Freitagnachmittag oder Samstagmorgen um 2.“

Oberst Christian John

Unterlagen hatte Knoll noch nicht gegenzuzeichnen, der neue Kommodore ließ sich aber noch die Empfehlung von John mit auf den Weg geben, das Diensthandy nach Möglichkeit noch „anders einstellen“ zu lassen – denn bei ihm habe es in den vergangenen Jahren meistens freitagnachmittags oder samstagsmorgens um zwei geklingelt, bereitete John seinen Nachfolger augenzwinkernd auf ungeregelte Arbeitszeiten vor.

Zu guter Letzt übergab John noch das Verbandsabzeichen, das an der rechten Brusttasche der Ausgehuniform getragen wird: Es sei bisher von allen Kommodores getragen worden, werde von einem Kommodore zum anderen weitergegeben, so John. Er nahm es ab und heftete es Knoll unter Applaus der Gäste an die Brust – damit war die Übergabe auch informell abgeschlossen.

Gäste reisen teils im Kampfjet an

Das Zeremoniell hatte pünktlich begonnen. Ein Großteil der Gäste reiste am Mittwoch mit dem PKW beim Fliegerhorst an – was dem neuen Kommodore die Gelegenheit gab, direkt auf die an diesem Tag aktuellen eisigen Minusgrade, den aktuellen Bahnstreik und die aktuellen Bauernproteste anzuspielen: Er stellte dankend fest, dass dennoch so viele Gäste rechtzeitig erschienen waren. Über die Straßensituation weniger Gedanken machen mussten sich Bundespolitiker aus Berlin, die mit einer Regierungsmaschine der Flugbereitschaft in Wunstorf angereist waren.

Ein Regierungs-Airbus startet für den Rückflug nach Berlin in Wunstorf

Einige Luftwaffenangehörige nutzten ebenfalls ganz besondere „Dienstwagen“ – und steuerten sie sogar selbst, ohne Chauffeur: Eine Tornado-Maschine und zwei Eurofighter landeten neben dem Airbus mit schwarz-rot-goldendem Band auf dem Fliegerhorst Wunstorf. Auf diese Weise reiste beispielsweise Oberstleutnant Samuel Mbassa an, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz.

Bundeswehr-Prominenz in Wunstorf: Generalmajor Dr. Christian Freuding auf dem Empfang zum Kommandowechsel | Foto: Dirk Dombrowski

Auch aus dem Fernsehen bekannte Gesichter waren unter den Gästen: Generalmajor Dr. Christian Freuding fiel auch den Zivilisten sofort ins Auge – als Leiter des Ukraine-Stabes der Bundeswehr und des Ukraine-Lagezentrums ist der Panzerbrigadegeneral ein nicht selten gefragter Gast für Interviews. Infolge seines sachlichen Erklärungsstils z. B. auch im bundeswehreigenen Gesprächsformat „Nachgefragt“ hat er unter Youtube-Zuschauern nahezu Kultstatus erlangt.

In der ersten Reihe saßen neben Freuding unter anderem Staatsministerin Katja Keul (Grüne), MdB Rebecca Schamber (SPD), MdB Hendrik Hoppenstedt (CDU), MdB Dietmar Friedhoff (AfD), MdL Colette Thiemann (CDU), Landespolizeipräsident Axel Brockmann, Wunstorfs Polizeichef Thomas Broich, Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) und natürlich die Familien von John und Knoll.

Die Gäste während der Zeremonie | Foto: Dirk Dombrowski
Bürgermeister Carsten Piellusch (re.) gratuliert Oberst Knoll | Foto: Dirk Dombrowski
Alt-Bürgermeister Rolf-Axel Eberhardt (Mi.) ist ebenso da | Foto: Dirk Dombrowski

Für den neuen Kommodore des LTG 62 geht mit der Position ein Traum in Erfüllung. An das zuvor von John betonte neue Gemeinschaftsgefühl auf dem Fliegerhorst knüpfte Knoll direkt an, indem er ans Ende seiner Antrittsansprache ein abgewandeltes Zitat von Steve Jobs setzte: „Great things are never done by one person. They are done by a team of people.“

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