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Digitale Schulen: Kultusminister Tonne bringt Geld nach Wunstorf

19.04.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 940

Heute wurden im Rathaus vom niedersächsischen Kultusminister Förderbescheide für die digitale Ausstattung der Schulen übergeben. Die Schulleitungen des Hölty-Gymnasiums und der Otto-Hahn-Schule nutzten den Termin, um auf noch vorhandene Probleme hinzuweisen. Denn für persönliche Geräte und Medien der Schüler ist das Geld nicht vorgesehen – und auch beim Datenschutz gibt es Baustellen.

19.04.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 940
Grant Hendrik Tonne, Wiebke Osigus, Carsten Piellusch und Sebastian Lechner (v. l.) im Rathaus | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Die Überschrift ist natürlich unpräzise: Nicht mit dicken Geldscheinbündeln erschien Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am heutigen Dienstagnachmittag im Rathaus, sondern war formal gesehen lediglich der Überbringer der Förderbescheide, die der Landtag zuvor beschlossen hatte – entsprechend waren auch die Landtagsabgeordneten aus dem Wunstorfer Wahlkreis, Wiebke Osigus (SPD) und Sebastian Lechner (CDU), bei der Übergabe dabei. Die Bescheide nahm Bürgermeister Carsten Piellusch für die Stadt als Schulträger entgegen.

Rund eine Viertelmillion für die Schulen

Gegensätzlicher hätten Anlass und Umfeld nicht sein können, worauf Piellusch bei seinen Begrüßungsworten auch gleich anspielte: Hier der alte, eichenholzvertäfelte Ratssaal mit knarzendem Parkett, dort modern eingerichtete Klassenzimmer mit elektronischen Tafeln und auf iPads herumwischenden Schülern. Auch Tonne bekannte sich dazu, noch zur Generation Textmarker zu gehören: Als er vor 27 Jahren die Schule verlassen habe, wäre es noch darum gegangen: „Wie komme ich an Wissen heran?“ Neben Schulbuch und Kopien hätte es, „wenn es gut lief“, zu Hause dann noch ein Lexikon gegeben. Smartphones und Wikipedia waren Science-Fiction. Heute ginge es darum, wie man aus 1,5 Millionen Treffern eigentlich das Richtige auswähle und nützliche Information von „schlichtem Schrott“ unterscheide, so Tonne.

Dass derlei Digitalkompetenz nun auch immer stärker in die Wunstorfer Schulen einzieht, die Schulausstattung mit der Lebenswirklichkeit der Schüler gleichzieht, dazu trägt das Fördergeld bei: Es stammt aus dem Digitalpakt Schule und hat ein Finanzvolumen von 253.500 Euro. In Wunstorf profitieren davon nun aktuell das Hölty-Gymnasium, die Otto-Hahn-Schule, die Albert-Schweitzer-Schule, die Grundschule Luthe und die Stadtschule, deren Schulleitungen heute ebenso anwesend waren: Jobst Heizmann, Helga Radtke-Kreinest, Sabine Tönsing, Heike Pätzold und Stephan Hübner waren ins Rathaus gekommen. Das Geld fließt hauptsächlich in die allgemeine Ausstattung von Schule und Klassenzimmern mit IT-Technik: Die Netzwerkinfrastruktur/WLAN, interaktive Tafeln, Displays und Anzeigegeräte werden damit aufgebaut oder vervollständigt. Manches davon wurde bereits umgesetzt.

Kultusminister Tonne übergibt die Förderbescheide an Piellusch | Foto: Daniel Schneider

Langfristig will man alle niedersächsischen Schulen erreichen, setzt aber keine engen Fristen, erklärte Tonne: Vermieden werden soll, dass hastig „irgendwelche“ Dinge angeschafft werden, die am Ende ungenutzt im Keller stehen, nur damit Fördergelder nicht verfallen. Man wolle eine Schritt-für-Schritt-Umsetzung, die überdies auch keine Reaktion auf die Pandemie sei, betonte Tonne: Digitales Lernen in Präsenz soll unterstützt werden.

Heizmann bringt Tonne ins Schwitzen

Dass noch nicht alles Gold ist, was nun zu glänzen beginnt, das machten zwei Schulleiter beim Termin mit Tonne jedoch deutlich: Helga Radtke-Kreinest, Rektorin der Otto-Hahn-Schule, machte auf das bestehende Problem aufmerksam, dass nicht geklärt sei, wer die Kosten für auf die Tablets der Schüler geladene Lehrinhalte übernehme. Hier besteht aktuell eine rechtliche Regelungslücke und große Grauzone, wer was finanziert.

Hölty-Gymnasium-Schulleiter Jobst Heizmann ersuchte um eine Lösung für die Datenschutzproblematik: Denn am Hölty sieht man den Einsatz von Microsoft-Produkten wie Office 365 als eigentlich unverzichtbar an und möchte es gern einsetzen, kollidiert damit jedoch mit den rechtlichen Anforderungen für den Datenschutz. Eine Aussage zur Problematik ließ sich Tonne jedoch nicht abringen: „Von mir werden Sie bei einem öffentlichen Termin kein Statement hören“, erhielt Heizmann als einzige Antwort. Tonne bat um Geduld. Dass die Umstellung ein Prozess und es mit dem Aufstellen von Elektronik nicht getan sei, sei allen klar: Man werde daran gemessen werden, ob gesagt werde, „es funktioniert“, so der Minister.

Datenschutz und iPad-Pflicht

Das Risiko für einen datenschutzkonformen Einsatz bleibt damit allerdings letztlich an der Schule hängen, solange die Landesregierung in diesem Punkt keine Verantwortung in Form von klaren Vorgaben übernimmt. Rechtliche Probleme lauern auch an weiterer Stelle: Denn auch Apple-Produkte werden am Hölty und weiteren Schulen eingesetzt und als Ausstattung bei den Schülern verlangt. Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen sah ein solches Vorgehen zuletzt als unzulässig an: Schulen dürften, wenn sie ihre Neutralitätspflicht nicht verletzen wollten, keine Produkte eines bestimmten Herstellers vorschreiben, so das Gericht.

Genau das war vor den Osterferien nun aber beim Hölty-Gymnasium geschehen: Die Schule verlangt von den Eltern der Schüler des 6. und 7. Jahrganges, die zu Beginn des neuen Schuljahres zu „iPad-Klassen“ werden sollen, die Anschaffung von Apple-Tablets der neuesten Generation, um ein technisch homogenes Lernumfeld schaffen zu können – zur einfacheren Verwaltung der Geräte durch die Lehrkräfte, aber etwa auch durch Integration mit bereits vorhandenen Apple-TV-Geräten. Das sahen sowohl Eltern kritisch, die jüngst bereits ein iPad-Vorgängermodell für ihre Kinder angeschafft hatten, als auch solche, die aus Prinzip lieber Hardware eines anderen Herstellers verwenden würden anstatt eines „Luxusprodukts“.

Dazu tritt auch hier das Problem der fehlenden Erstattungsfähigkeit: Da digitale Lernmittel für Sozialleistungsbezieher nicht erstattungsfähig sind, müssen Schulen dann Lösungen finden, wie soziale Härten anders abgefangen werden können. Im Fördergeld ist zwar der Posten „Endgeräte“ enthalten, doch dieser bezieht sich z. B. auf die Tafeln in den Klassenzimmern.

Am Hölty-Gymnasium wird aktuell mit knapp einem Dutzend Schülern aus den beiden betroffenen Jahrgängen gerechnet, die mit Leihgeräten von der Schule arbeiten müssten.

Weitere Fördergelder sind für die Wunstorfer Schulen abrufbar: „Wir werden fleißig weiter Anträge stellen“, versprach Piellusch mit einem Lächeln an Tonne gewandt.

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Kommentare


  • Homberti sagt:

    Wenn man den Artikel durchgelesen hat, stellt sich die Frage, was die Verantwortlichen (Stadt/Land/Bund) in den letzten 20 Jahren nicht noch alles verschlafen haben. Absolutes Armutszeugnis für alle Beteiligten in der – wieder mal – unfähigen und schlafenden Politik! Und wieder auf dem Rücken der Kinder!
    „Finanzvolumen von 253.500 Euro…“ => Ernsthaft jetzt?? Für 5 Schulen?? Die Bundesregierung wirft in der Welt mit MILLIARDEN Euronen für Andere um sich, aber für unsere Kinder gibts nur Almosen??

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