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In Seelze ermittelt der Staatsschutz: Jüngst verlegte „Stolpersteine“ wurden gestohlen

17.10.2024 • Redaktion • Aufrufe: 1347

Für Wunstorf sind sie geplant, in Seelze wurden sie schon verlegt: Stolpersteine. In Seelze wurden jetzt einige der Mahnmale gestohlen, die an das Schicksal einer jüdischen Familie aus dem Ort während des Nationalsozialismus erinnerten. Staatsschutz und Polizei bitten die Bevölkerung um Mithilfe.

17.10.2024
Redaktion
Aufrufe: 1347
Ein Stolperstein (Archiv)

Seelze (red). In Seelze ermittelt nun der polizeiliche Staatsschutz: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, den 16. Oktober, wurden drei sogenannte „Stolpersteine“ von ihrem Verlegeort in der Hannoverschen Straße entfernt und gestohlen.

Bislang unbekannte Täter rissen drei der Gedenksteine aus dem Pflaster und nahmen sie mit, wie die Polizeidirektion Hannover gestern mitteilte. In der Hannoverschen Straße waren insgesamt 6 der speziellen Gedenksteine verlegt, die an das Schicksal einer jüdischen Seelzer Familie in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Die Steine waren erst im vergangenen Juni verlegt worden.

Passantin ruft die Polizei

Eine Passantin bemerkte am Mittwochmorgen das Fehlen der Gedenksteine und wählte sofort den Notruf. Die Polizei sicherte daraufhin Spuren und befragte Zeugen und Anwohner.

Nach bisherigen Erkenntnissen des Kriminaldauerdienstes Hannover ereignete sich die Tat zwischen Dienstag, 18 Uhr, und Mittwoch, 7.45 Uhr. Die Täter rissen die Gedenksteine, die gemeinsam gruppiert im Straßenabschnitt zwischen der Heimbergstraße und Am Kreuzwege in den gepflasterten Fußweg eingelassen waren, gewaltsam aus dem Boden.

Stolpersteine sind 10 mal 10 Zentimeter große Metalltafeln, die im Boden verlegt werden – vor Gebäuden, in denen Menschen gelebt haben, die zwischen 1933 und 1945 verfolgt, deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Selbstmord getrieben worden sind. Die Gedenksteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. In Berlin geboren, lebt der 75-Jährige jetzt in Hessen. Er verlegt die Erinnerungsplatten meist selbst. Seit 1996 hat er mittlerweile rund 75.000 Stolpersteine in fast 1.300 deutschen Städten positioniert, außerdem in weiteren 24 europäischen Staaten.

Von den auf den Steinen angebrachten Messingplatten wurden zwei in der Nähe des Tatortes gefunden. Die gestohlnenen drei Steine sowie eine der Messingplatten blieben bis jetzt verschwunden.

Staatsschutz bittet um Hinweise

Wegen der politischen Dimension hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen und bittet die Öffentlichkeit um Hinweise. Ermittelt wird gemeinsam von Staatsschutz und Zentralem Kriminaldienst Hannover wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung und Diebstahls. Zeugen, die Hinweise zur Tat geben können oder verdächtige Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich unter Telefon (0511) 109-5555 beim Kriminaldauerdienst Hannover zu melden.

Eine der in Wunstorf verlegten Stolperschwellen (Archiv)

In Wunstorf ist die Verlegung von Stolpersteinen, die auf eine Idee des Künstlers Gunter Demnig zurückgehen, ebenfalls geplant, entsprechende Vorbereitungen sind inzwischen weit fortgeschritten. Die ersten Steine sollen nach Informationen der Auepost im November verlegt werden.

Ebenfalls im zurückliegenden Juni waren auf dem Gelände der Psychiatrie Wunstorf bereits sogenannte Stolperschwellen verlegt worden, die an das Unrecht erinnern, das sich im Dritten Reich auch an dieser Stelle in Wunstorf manifestierte: 370 Patienten der damaligen Klinik waren entsprechend der Rassegesetze von Ärzten in den Tod geschickt worden.

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Kommentare


  • Wunni sagt:

    Vielleicht waren es Leute aus der Familie der Opfer, die nicht möchten, dass die Erinnerung an ihre Vorfahren von den Nachfahren der Täter mit Füßen getreten wird. Es ist ja nicht so, dass diese Art des Gedenkens unumstritten ist.

    • Reinhold Heinz sagt:

      Ganz sicher nicht. Die Nachkommen der Familie unterstützen das und waren zur Verlegung extra aus Argentinien angereist.

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