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Lärmschutz an der Kleinbahn: Stadt informiert Anwohner via Video

15.02.2022 • Achim Süß • Aufrufe: 1490

Die Schutzwand gegen den Lärm der auf freier Strecke lange wartenden Loks soll kommen – doch für die offenbar ebenfalls auftretenden Vibrationen scheint noch keine Lösung in Sicht – sie wurden noch gar nicht geprüft.

15.02.2022
Achim Süß
Aufrufe: 1490
OHE-Strecke
Kleinbahnstrecke durch Wunstorf (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (as). Die Stadtverwaltung plant eine Video-Anliegerversammlung, um über die Lärmmessungen an der Kleinbahnstrecke durch die Stadt und eventuellen Schallschutz zu informieren. Das hat Stadtsprecher Alexander Stockum am Dienstag im Gespräch mit der Auepost mitgeteilt. „Wir engagieren uns wirklich für die Bürger, und wir wollen so viel Transparenz wie möglich“, so Stockum.

Wie berichtet, hat die Stadt einen Gutachter eingeschaltet, um an der Auebrücke nahe der IGS exakte Daten über den Lärm zu gewinnen, der dort am Ende der Fritz-Reuter-Straße seit einigen Monaten Beschwerden von Anliegern auslöst. Die Geräusche der Spezialzüge auf der Kleinbahnstrecke zwischen Bahnhof und Kalischacht sind den Nachbarn seit Jahrzehnten vertraut. Neu ist, dass die schwere Hybrid-Lok bei der Rückkehr aus Bokeloh an der Auebrücke regelmäßig stoppen und bis zu 20 Minuten mit laufendem Aggregat auf das Signal zur Weiterfahrt warten muss.

Klirrende Gläser in den Schränken

Der Gutachter habe direkt an der wartenden Lok Daten erhoben und ausgewertet, erklärte Stockum. Dabei seien alle Frequenzbereiche abgedeckt worden. Die Vibrationen der Lok seien allerdings nicht untersucht und dokumentiert worden. Dazu liegen der Redaktion Informationen von Anliegern vor, die in einer Entfernung von 200 Metern Luftlinie wohnen: Die Erschütterungen seien zum Teil so stark, dass Gläser in den Schränken zu klirren anfingen.

Die Untersuchungen konzentrierten sich jetzt auf die Lärmbelastungen, erklärt Stockum dazu, „und die wollen wir gern abstellen.“ Der Gutachter schlage eine Schutzwand vor, die „hochabsorbierend“ wirke und die Lautstärke der Lok um die Hälfte vermindere. Das sei sein Auftrag gewesen. Über die Untersuchung, das Gutachten und die möglichen Schritte zur Lärmreduzierung werde die Bauverwaltung der Stadt die Anlieger detailliert informieren.

Zug auf der OHE-Strecke
Zug neben Wohnhäusern (Archiv) | Foto: Achim Süß

Intensive Gespräche zwischen Verwaltung, den Unternehmen Kali und Salz, Osthannoversche Eisenbahnen und Deutsche Bahn lassen nach Darstellung der Stadt keine andere Lösung als die Wartephasen zu: Nur an der Auebrücke ist genug Platz auf dem Gleis, um Lok und 28 Kesselwagen zu parken. Andere Gleisabschnitte eignen sich offenbar nicht. Auch die Länge der Züge sei nicht sinnvoll zu verändern. Kürzere Züge hätten mehr Fahrten zur Folge. Ansonsten könnten die Laugemengen nicht bewältigt werden.

Derzeit sind von montags bis sonnabends zwischen 6 und 22 Uhr bis zu sechs Transporte zum Schacht vorgesehen. Voraussichtlich 20 Jahre soll es dauern, bis die Kali und Salz-Grube mit der Salzlauge aus Hessen verfüllt ist.

Durchfahrt nicht möglich

Der enge Zeittakt der Deutschen Bahn am Knotenpunkt Wunstorf lässt es, so die Stadtverwaltung, nicht zu, die Laugentransporte ohne Stopp durch die Stadt zu bringen. Die Zeitfenster für die Einfädelung der leeren Züge aus Bokeloh in die DB-Fahrpläne seien extrem klein, die Organisation der Fahrten eine komplizierte Aufgabe für den Fahrdienst. Sprecher der Stadt betonen auch immer wieder, dass es nicht möglich sei, das Diesel-Aggregat der Lok beim Warten abzuschalten. Das Zeitfenster für die Weiterfahrt beträgt danach nur fünf Minuten. Fährt der Lokführer nicht sofort weiter, sobald er ein grünes Signal erhält, springt die Ampel wieder auf Rot. Andererseits dauert es länger als fünf Minuten, die Lok einzuschalten und in Bewegung zu setzen.

Solange es keine Alternative für die Laugentransporte gibt – die Untersuchungen für eine Druckrohrleitung laufen noch –, werden die Lärmemmissionen für die Anlieger nahe der Auebrücke bleiben.

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Kommentare


  • Basti g. sagt:

    Klirrende Gläser bedeuten Bewegung am Haus also auch spätere Risse in der Fassade

  • Hans-georg@buttgereit-wunstorf.de sagt:

    Mein Haus hat durch die starken Vibrationen schon Risse bekommen. Ich wohne seit 1980 an den Schienen. Habe durch die alten Züge die immer langsam fuhren keine Probleme gehabt. Mein Haus ist 12 m von den Schienen.

  • Astri Dralle sagt:

    Ich wohne seit 20 Jahren im Luther Weg und habe die Vibrationen täglich (160 m) vor der Schranke bei schweren Güterzügen ab 1600 t. Da hat sich bisher niemand drum geschert, das Haus steht hier seit fast 100 Jahren, auch wir haben Risse in der Fassade. Scheinbar muss ich damit leben. Das Problem gibt es leider nicht nur bei der Kleinbahn.

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