Steinhude (ds). Schon einen Tag vor der offiziellen Eröffnung wurde die neue Brunnenanlage auf dem Strandterassenvorplatz zum Highlight – zufällig auch am ersten warmen Frühlingstag im April: Passanten blieben stehen, zückten die Handykamera, und Kinder tollten um die Fontänen herum. Das Wasserspiel war im vergangenen Herbst nach Fertigstellung schon einmal kurz getestet worden, ging dann aber wieder außer Betrieb. Am gestrigen Montag nun wurde das Wasserspiel erstmals für den Dauerbetrieb zu Beginn der neuen Saison aktiviert.
Doch einen Tag später, am heutigen Dienstag, wurde es schon wieder abgestellt, um es am Nachmittag noch einmal offiziell einweihen zu können: Ortsbürgermeisterin Christiane Schweer und stellvertretender Bürgermeister Martin Pavel übergaben die Anlage im Beisein der Vertreter beteiligter Baufirmen der Öffentlichkeit. Ob der Platz überhaupt einen Brunnen bekommen sollte, darüber sei lange diskutiert worden, so Schweer, man habe viele Jahre darum gerungen. Man sei nun froh, dass man ihn habe, da er Wasser auf den Platz bringe, wo ein direkter Kontakt zum Steinhuder Meer fehle.
Die Kosten für die Platzgestaltung beliefen sich auf rund 420.000 Euro. Davon gab das Amt für regionale Landesentwickung 150.000 Euro dazu; die Region Hannover förderte den Bau zudem mit rund 127.000 Euro. Die Installation der Brunnentechnik kostete allein 120.000 Euro.
Die Entscheidung scheint die richtige gewesen zu sein: Wie am Tag zuvor wurde das Wasserspiel sofort zum Fotomotiv von Besuchern, von spielenden Kindern in Beschlag genommen, die mit Gummistiefeln oder barfuß durchs Wasser flitzten – und auch Vierbeiner hatten ihren Spaß an der Brunnenanlage. Für Kinder ist das Planschen unproblematisch – das Wasser im Brunnenkreislauf ist leicht gechlort.
Andreas Becker von der Firma AquaActiv, die die Brunnentechnik realisiert hatte, war am Montag von frühmorgens bis zum späten Nachmittag noch vor Ort gewesen, nahm letzte Einstellungen und Verbesserungen vor, füllte die Tanks und schaltete die Anlage gegen 16.30 Uhr dann „scharf“. Kurz darauf schossen die ersten Fontänen über den Platz. Die Hauptfontäne in der Mitte ist auch beleuchtet – so dass sich bei einsetzender Dunkelheit eine besondere Optik ergibt. In der Düse sind RGB-LEDs verbaut, die ein wechselndes Lichtmuster im Wasserstrahl erzeugen. 20 Düsen sind insgesamt verbaut- 19 kleinere Wasserstrahlen plus die Hauptfontäne.
Ursprünglich sollte der Brunnen in Zukunft von 8 bis 20 Uhr in Betrieb sein, doch die Ortsbürgermeisterin hatte gemeinsam mit Willi Rehbock von der Tourismus GmbH noch kurzfristig interveniert: Nun beginnen die Pumpen erst um 10 Uhr mit der Arbeit, um abends dann aber länger bis 22 Uhr aktiv zu sein. Eine Computersteuerung im Untergrund sorgt dafür, dass das Wasser pünktlich sprudelt. Der Tank im Boden fasst 15 Kubikmeter.
Alle 14 Tage muss die Anlage gewartet werden – etwa der Chlorstand überprüft. In den kommenden drei Jahren übernimmt das ebenfalls die Firma AquaActiv, danach ist die Stadt für die Wartung selbst verantwortlich. Die Lebensdauer der Wassertechnik schätzt Becker auf 15 bis 20 Jahre – je nach Pflegeaufwand. Es sei wie mit Autos: Wer nie das Öl wechsele, verschleiße den Motor schneller.
Die Anlage ist auf dem neuesten Stand der Technik – voll computergesteueert, und ein Windsensor an einer Laterne in der Nähe misst die Windgeschwindigkeit und regelt automatisch die Höhe der Wasserfontänen herunter, wenn es zu stürmisch wird am Steinhuder Meer. Auf eine Fernwartung hatte man allerdings aus Kostengründen verzichtet – um den Brunnen außerplanmäßig ein- oder auszuschalten, muss jedes Mal ein Mitarbeiter den Wartungsraum betreten. 4 Pumpen sind im Untergrund installiert, eine davon sorgt allein für die acht Meter hohe Hauptfontäne in der Mitte.
Länger halten dürfte der Brunnen selbst: 200 Jahre, schätzt Michael Donder vom Wunstorfer Betrieb Blanke Baustoffe, der wie auch die Firma Tessmer an der Realisierung des Brunnenbauwerks beteiligt war. Denn hinter der schlichten Oberfläche versteckt sich viel Raffinesse: Das Material im Boden selbst, sogenannter Drainbeton, kann Wasser ableiten, falls es einmal zu einem Leck kommen sollte. So käme es zu keinen Unterspülungen. Auch um die Belastbarkeit müsse man sich keine Sorgen machen: Die Anlage würde es auch verkraften, wenn sich einmal ein LKW verfährt.
Auch hinter dem „Holz“ in dem stilisierten Schiffsrumpf der Brunnenmitte steckt viel Aufwand: Die Oberfläche wurde tatsächlich von vielen für echtes Holz gehalten. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um einen Spezialbeton, der in der Schweiz entwickelt wurde. Trotz der scheinbar spröden Oberflächenstruktur kommt es dort auch bei Frost nicht zu Rissbildungen.
Auch die Wasserdüsen sind robust: Dass es nicht lange dauern würde, bis Kinder auch Gegenstände wie Stöcke in die Öffnungen stecken würden, damit hatte Becker gerechnet – und wurde prompt bestätigt, als ein Junge erste Experimente mit Wasserdruck und Stöcken vornahm.
Timo Eßmann aus Stadthagen war am Montag gemeinsam mit seiner Tochter zum Ausflug in Steinhude – und nutzte den Brunnen gleich als Fotomotiv – dass er damit zu den Ersten Besuchern überhaupt gehörte, die das Wasserspiel fotografierten, war ihm gar nicht bewusst. „Gelungen“ findet er die Gestaltung.
Schön geworden findet den Platz auch Marek Hanslik, dessen Hunde Pepe und Amy am Brunnen herumtollten. „Es ist gut, dass sich hier etwas verändert“, so der Steinhuder, der seit einigen Jahren im Ort lebt und arbeitet. Es hätte jedoch schneller gehen können, merkt er an.
Kritischer äußert sich auch Gastronom Peter Hoedt, der vor den Strandterrassen mehrere Buden betreibt. Seit 3 Jahren werde nun schon an dem Platz gebaut – zwei Jahre davon hätten Bauabsperrungen vor der Ladenzeile gestanden – und nun sei er immer noch nicht fertig. Aktuell beschwerte er sich bei der Verwaltung über fehlende Mülleimer auf dem Platz, die Passanten würden die Müllbehältnisse vor den Buden mitbenutzen. Die Stadt reagierte jedoch schnell und stellte noch am Dienstag provisorisch mobile Mülleimer auf dem Strandterrassenvorplatz auf, die das Müllaufkommen über Ostern abfangen sollen. Eine der Gitternetztonnen trieb am Dienstagnachmittag allerdings bereits im Steinhuder Meer.
Das nun in Betrieb genommene Wasserspiel ist einer der letzten Bausteine im Rahmen der Neugestaltung des Strandterrassenvorplatzes in Steinhude. Der gesamte Platz hat sich seit Beginn der Arbeiten stark verändert. Neben Wasserspiel gibt es nun auch Bühne und Rondelle samt neugepflanzten Bäumen. Auch die Ladenzeile an den Strandterrassen sieht seit 4 Wochen nun gänzlich anders aus: Diese hat eine einheitliche Front erhalten – und sogar die Sitzbänke davor wurden farblich neu gestaltet und greifen das Grau des Platzes auf.
Es wird jedoch noch weitergebaut: Die Holzauflagen zum Sitzen auf den Rondellen sind noch nicht installiert, und wenn der Neubau der Firma Hodann auf der gegenüberliegenden Seite fertiggestellt ist, wird der Platz auch an dieser Seite noch mit Bänken und Mülleimern versehen. Holzverkleidungen hätte sich Ortsbürgermeisterin Schweer übrigens auch für die ebenfalls neugeschaffene Bühne gewünscht – und eine etwas tiefere Bauweise, so dass man die Bühne auch als Sitzgelegenheit hätte nutzen können. Doch dies hätte die Funktion eingeschränkt, erklärte Bauamtsmitarbeiter Simon Schlüter.
Auch das Wasserspiel soll noch einmal weitere Aufmerksamkeit erhalten: Im Mai wird es – dann zum dritten Mal – von der Werbegemeinschaft Steinhude eingeweiht werden.
Tolle Sache und eine Steigerung der Attraktivität des Platzes.