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Wunstorf ringt mit dem Unfassbaren

26.01.2023 • Redaktion • Aufrufe: 12427

Ein 14-Jähriger ist in Wunstorf gestorben. Die Ermittlungen sind noch längst nicht abgeschlossen. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl wegen Mordverdachts erlassen. Nicht nur an der Schule, auf die die beiden Jugendlichen gingen, herrscht Ausnahmezustand. Die Spekulationen in der Stadt über Tatverlauf und Hintergründe reißen nicht ab.

26.01.2023
Redaktion
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Ein leerer Schilderrahmen auf dem Areal in der Nähe des Fundortes | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (red). Die Fassungslosigkeit über das, was am Dienstag in der Stadt geschah, ist groß. Ein 14-Jähriger aus Blumenau ist tot, mutmaßlich getötet von einem Mitschüler. Sowohl Opfer als auch der gleichaltrige mutmaßliche Täter besuchten die IGS Wunstorf, waren beide im 8. Jahrgang – aber keine Klassenkameraden.

Noch bevor erste Details bekannt sind, verbreiten sich die wildesten Spekulationen, die sich als sichere Informationen tarnen. Vom Geschwisterstreit über die Auseinandersetzung zwischen einem Ukrainer und einem Russen, einem Duell, über ein jugendliches Eifersuchtsdrama oder eine misslungene Tiktok-Challenge bis zum „Ausbruch“ eines Klinikpatienten, der nun Kindern auflauere, reichen die Vermutungen.

An der IGS bemüht man sich in allen Bereichen um Beruhigung. Die Medien machen es der Schule dabei nicht einfacher, sie versuchen das Drama einzufangen. Das Tötungsdelikt von Wunstorf ist bundesweit in den Nachrichten. Schon kurz nachdem der Junge tot gefunden wurde, steht das Fernsehen in der Wunstorfer Fußgängerzone und interviewt Passanten – plötzlich stehen die vertrauten Symbole wie Stadtkirche und Kuhbrunnen in einem neuen Zusammenhang. Ein Boulevardmedium nennt in erwartbarer Weise den Vornamen des Getöteten, den die übrigen Zeitungen ausgelassen haben.

Stille Trauer

Die nach außen sichtbare Anteilnahme hält sich noch in Grenzen: keine Kerzen oder Mitteilungen vor der IGS, keine am Tatort. Auf der Schulhomepage ist am Mittwoch ein Bibelspruch zu lesen: „Gerechtigkeit führt zum Leben; aber dem Bösen nachjagen führt zum Tode“ – was für einige Irritationen sorgt. Es handelt sich jedoch um kein gezieltes Statement, sondern ist die für diesen Tag automatisch eingeblendete Fassung der Herrnhuter Losungen.

Ein paar Blumen hat jemand an dem Gelände in Blumenau abgelegt, wo die Leiche des Jungen am Mittwoch gefunden wurde, auf dem Areal einer alten Baumschule am Ortsausgang von Blumenau. Der Straßenverkehr rauscht vorbei. Das Brachgelände wird von Tannen gesäumt. Es ist als künftiges Baugebiet im Gespräch.

Kriminalpolizei ermittelt auch in der Schule

Es ist kaum vorstellbar, was in den Köpfen der IGS-Schüler und besonders des betroffenen Jahrgangs vorgehen muss: Einer von ihnen wurde getötet. Von jemandem aus ihrer Mitte. Die Polizei ermittelt in der Schule, führt Zeugenbefragungen durch. Kinder werden zur Befragung aus dem Unterricht geholt. Das Kollegium bemüht sich intensiv, die Schüler zu schützen und in Trauer und Entsetzen nicht alleinzulassen. Die Lehrer betonen, dass die Polizei nur Zeugenaussagen sammele. Wer befragt werde, sei kein Beschuldigter oder Verdächtiger.

Aber auch an der Schule brodeln die Gerüchte weiter: War ein zweiter Täter involviert? Wurde das Opfer gezielt in eine vorbereitete Falle gelockt? An einen Unglücksfall glaubt hier niemand mehr.

Mutmaßlicher Täter und Opfer besuchten die IGS | Foto: Daniel Schneider

Auch die Ermittler gehen aktuell nicht mehr von einem Unglück aus: Gegen den bereits vorläufig festgenommenen Beschuldigten hatte die Staatsanwaltschaft Hannover am heutigen Donnerstag Untersuchungshaft wegen Mordverdachts beantragt – inzwischen wurde Haftbefehl erlassen. Das heißt, es wird begründet angenommen, dass der mutmaßliche Täter nicht nur den Tod des Mitschülers verursacht, sondern dabei auch besonders verwerflich gehandelt hat.

An normalen Unterricht ist im Jahrgang derzeit kaum zu denken, die Trauerarbeit steht im Vordergrund. Am Freitag soll es eine nicht-öffentliche Andacht in der Schule geben.

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Kommentare


  • Bernd Küker sagt:

    Das ist unfassbar,was in den köpfen der Kids vorgeht…..denn sie wissen nicht,was
    sie tun….

  • Jens-Olaf Grune sagt:

    Mit rationalen Denken findet man kaum Worte, die dieser Situation gerecht werden. Hintergründe sind kaum bekannt, Spekulationen helfen den Betroffenen nicht weiter. Es ist nun Aufgabe der Polizei und Staatsanwaltschaft, sowie sicherlich einiger Gutachten, irgendwann Licht in diese Tragödie zu bringen.

    Ich wünsche allen Betroffenen und das sind neben den beiden Familien auch Freunde, Bekannte und Mitschüler viel Kraft und Unterstützung, das erlebte zu verarbeiten. Nicht vergessen möchte ich dabei die zahlreichen Einsatzkräfte, die sich solchen Ereignissen oftmals ehrenamtlich stellen und immer zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden.

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