Wunstorf (as/ds). Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre ist der Stifts-Kirchengemeinde ein schweres Unglück erspart geblieben: In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober fiel ein großes Teilstück eines sogenannten Kreuzankers vom Turm der Stadtkirche an der westlichen Seite direkt über dem Turmeingang herab, durchschlug einen Ast und prallte auf die Steinplatten vor der Kirche. Das Eisen hätte am Boden großen Schaden anrichten und zum Beispiel einen Menschen schwer verletzen können. Es war nichts als Zufall, dass sich das zehn Kilogramm schwere Eisenteil nachts gelöst hat. In der Stiftskirche war zuletzt eine mögliche Katastrophe abgewendet worden: Vor der Sanierung 2020 war es nur mit Glück nicht zum Einsturz der Kuppel über dem Altar gekommen.
Dekorative Elemente? Sakrale Zeichen? Die eisernen Kreuze an der Fassade des Wunstorfer Stadtkirchturms wirken auf den ersten Blick wie eine willkürlich angebrachte, zusätzliche Kennzeichnung des Gotteshauses mit Kreuzen. Aber die Kreuzdarstellung ist nur ein Nebeneffekt: Es handelt sich dabei um Maueranker bzw. Zuganker: Diese Anker auf der Außenseite des Turms sind mit schweren Holzbalken auf der Innenseite der Turmmauern verbunden und nehmen die auf die Mauern wirkenden Kräfte der Bauteile am Turm auf. Dies verleiht dem Mauerwerk Stabilität und verhindert, dass es zu Verformungen und Rissen kommt. Ein Wegdrücken der Mauern wird damit vermieden. Nicht immer haben solche Anker Kreuzform, sie können auch als Ornament gestaltet sein und viele Verzierungen aufweisen.
Alle zwei Jahre werden die Kirchen von Experten der Landeskirche in Augenschein genommen, berichtet Thomas Gleitz, Pastor der Stifts-Kirchengemeinde. Hinweise auf den aktuellen Schaden an der Stadtkirche hat es dabei nicht gegeben. Die Ursache muss noch gefunden werden. Dazu ist für Donnerstag ein weiterer Ortstermin angesetzt worden, nachdem es am vergangenen Freitag zu einer ersten Expertensichtung kam. Mit einem Hubwagen oder vielleicht auch mit der Drehleiter der Wunstorfer Feuerwehr werden Fachleute den defekten Kreuzanker an der Stirnseite des Kirchturms genau untersuchen, ebenso die übrigen Verankerungen.
Der Schaden könne während des jüngsten Sturms entstanden sein, sagt Gleitz. Der Turm schwanke bei starkem Winddruck immer ein wenig. Es könne auch sein, dass der vor 180 Jahren angebrachte Anker angerostet und es in der Sturmnacht zu einem Ermüdungsbruch gekommen sei. Die weiteren Untersuchungen sollen darüber Klarheit schaffen – und damit auch in der Frage, ob es sich um einen Versicherungsschaden handelt.
Gleitz lässt im Gespräch mit der Auepost keinen Zweifel daran, dass der Vorfall sehr ernst genommen werde. Der direkte Eingangsbereich zur Stadtkirche sei schnellstens zunächst von Mitgliedern des Kirchenvorstands und später von Mitarbeitern aus dem Baubetriebshof abgesperrt worden, inzwischen auch die Umgebung der Seitenwände. Ein Wunstorfer Metallbauexperte und ein Fachmann aus dem Amt für Bau- und Kulturpflege des Landeskirchenamtes haben den Schaden geprüft.
Als Konsequenz, so der Pastor, sei nun die gründliche Untersuchung vom Korb eines Hubwagens angesetzt worden. Darüber hinaus sei ein Statiker eingeschaltet, um den Zustand des gesamten Turms zu begutachten.
„Zum Glück ist es in der Nacht passiert“, erzählt Gleitz. Das Eisenteil sei aus mehreren Metern Höhe direkt vor den Haupteingang gefallen und habe einen armdicken Ast des Weins am Kirchturm durchschlagen. Wenn ein Mensch davon getroffen worden wäre, „hätte der kaum eine Chance gehabt.“
Es ist ein Zufall, dass das nicht ein paar Stunden früher passiert ist, als die Kirche von etwa 40 Interessierten besucht wurde. Dort lief eine Ausstellung zum Thema Naturgärten, zu der die BUND-Ortsgruppe, der „NaturGarten“-Verein, das Forum Stadtkirche und die Stadt gemeinsam eingeladen hatten. Außerdem wurden die Gewinner eines Wettbewerbs zum Thema bekanntgegeben.
Glück muss es auch genannt werden, dass das andere Gotteshaus der Gemeinde, die Stiftskirche, saniert wurde, ehe das baufällige Gewölbe der Stiftskirche zusammenbrechen konnte. Vor knapp einem Jahr war die Sanierung der Basilika nach drei Jahren abgeschlossen worden. Die von der Gemeinde lange gewünschten Bauarbeiten hatten offenbar nicht zu früh begonnen: Die Bauexperten von Landesamt für Denkmalpflege und Klosterkammer hatten schnell herausgefunden, dass das Gebäude längst nicht mehr sicher war. Das Vierungsgewölbe hatte sich – jahre- oder jahrzehntelang unbemerkt – stark gesetzt, gravierende statische Probleme waren offenbar geworden.
Monatelang stand im zuvor leer geräumten Kirchenschiff ein riesiges Gerüst. Auf dem 6.000 Kubikmeter umfassenden Metallkonstrukt hantierten die Arbeiter direkt unter der Kuppel des Gevierts. Damit war das gefährdete Gewölbe gestützt worden, während Spezialisten zusätzliche Elemente zur Verbesserung der Statik und eine besondere Betonmischung einbrachten.
Meine Güte, macht nicht solch Theater um dieses Eisenteil, es stand schon im Stadtanzeiger!!! Ok gut, kann gefährlich werden, richtig, aber wenn es schon keinen Schaden anrichtete, warum muß es dann bloß so hochgebauscht & dazu gejammert werden??? Ach ja, typisch deutsches Gejammer
Man muss es ja nicht lesen?
„warum muß es dann bloß so hochgebauscht & dazu gejammert werden??? Ach ja, typisch deutsches Gejammer“
@Rocky
„Warum muss es dann bloß so hochgebauscht & dazu gejammert werden???“
Entschuldigung: doch es bestand die konkrete Gefahr, dass Menschen hätten zu Schaden kommen können.
Da halte ich es für gerechtfertigt, dass das auch so beim Namen genannt wird.
Ein „Aufbauschen“ kann ich darin nicht erkennen
Auch wenn ich mich einmal mehr angreifbar machen werde:
dem Glauben bin ich nicht wirklich verbunden.
Doch in diesem speziellen Fall möchte auch ich sagen „Gott seis gedankt“!
Dafür dass kein Mensch zu Schaden kam. Oder noch schlimmer: gar ein Mensch sein Leben verlieren musste.