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Die Pokémons sind in Wunstorf

16.07.2016 • Daniel Schneider • Aufrufe: 821
16.07.2016
Daniel Schneider
Aufrufe: 821

Die ganze Welt ist in diesen Tagen im Pokémon-Fieber, auch unser kleines Auestädtchen scheint von Spielebegeisterten überrollt zu werden, die die ganze Stadt in einen einzigen, großen Abenteuerspielplatz verwandeln. Wenn man jemanden mit Smartphone herumlaufen sieht, kann man sich nicht mehr sicher sein, ob er nur Mails checkt oder Facebook-Posts verfolgt – oder gerade „Pokémon Go“ spielt. Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte jedoch relativ hoch sein – und weiter steigen.

Verbotsschild in der Nähe des Stadttheaters | Foto: Michael U.

Verbotsschild in der Nähe des Stadttheaters | Foto: Michael U.

Gerade einmal seit 4 Tagen ist das Spiel auch in Deutschland offiziell verfügbar – und die Auswirkungen sind schon deutlich zu spüren. Die Folgen sind nicht nur noch mehr Leute, die auf ihr Smartphone starrend durch die Gegend latschen und versuchen, unsichtbare Wesen einzufangen, sondern es ergeben sich auch handfeste Konflikte mit Nicht-Spielern. Wer Pech hat, der wird von der Spieler-Lawine geradezu heimgesucht: wenn etwa auf einem fremden Grundstück Pokémons vermutet werden, weil die App entsprechende Hinweise in der Nähe anzeigt – oder sich sogar tatsächlich bzw. virtuell dort befinden.

Unfreiwillige Pokémon-Besitzer

In der Wunstorfer Altstadt sah sich etwa Grundstücksbesitzer Michael U. genötigt, Verbotsschilder an seiner Hofeinfahrt anzubringen, nachdem mehrere Dutzend Spieler auf der Suche nach Pokémons auf das Privatgelände vorgedrungen waren. Doch auch davon ließen sich längst nicht alle Spielbegeisterten stoppen. Auch jetzt noch wird das geschlossene Tor einfach beiseitegeschoben. Teilweise gab es sogar Auseinandersetzungen, als die Eindringlinge nicht akzeptieren wollten, des Grundstücks verwiesen zu werden.

Schilder sollen die Pokémon-Spieler aufhalten | Foto: Michael U.

Schilder sollen die Pokémon-Spieler aufhalten | Foto: Michael U.

Das Spiel

Viele sprechen abwertend nur von einem Hype, doch eines ist wirklich neu: Bisher kannte man es quasi nur von den Geocachern, dass Leute ihr Smartphone zum Spiel- und Sportgerät umfunktionieren und damit in der Realität auf abenteuerliche Schatzsuche gehen. Auch Pokémon Go ist im Grunde nur eine Variation der Schnizeljagd, aber ergänzt um weitere spannende Spielelemente. Man folgt nicht nur Hinweisen und versucht, die kleinen Geschöpfe zu entdecken, man muss sie auch einfangen, trainieren – und kann sie anschließend, in Teams verbunden, gegeneinander zum Wettkampf antreten lassen. Die archaischen Elemente Sammeln, Jagd und Wettkampf sind hier nahtlos miteinander vereint.

Wie es funktioniert

Technisch ist das Spiel genial gemacht: Mit Hilfe echter Geodaten (errechnet aus dem GPS-Signal) projiziert die Pokémon-Go-App künstliche Objekte in die echten Umgebungsbilder der Handykamera. wer auf sein Smartphone schaut, sieht dann auf dem Display nicht nur die tatsächliche Umgebung, so, als ob er fotografieren würde, sondern die App fügt die virtuelle Realität hinzu. So scheint es dann, als ob auf der Straße plötzlich Pokémons herumstehen.

Das Spiel erweitert damit das echte Umfeld um eine virtuelle Realität, eben jene der Pokémon-Welt, des Spiele-Hits aus den 90er Jahren. Doch das jetzige Pokémon-Go zwingt seine Spieler geradezu in die echte Welt, denn vom heimischen Sofa aus lässt es sich nicht spielen. Hierin liegt der besondere Reiz: Man bewegt sich nicht nur in einer künstlich geschaffenen Welt, wie es früher beim Game Boy oder auf der Spielekonsole der Fall war, nein, die künstliche Welt wird der echten übergestülpt bzw. mit ihr verschmolzen, während man sie unterwegs durch das Smartphone betrachtet. Dadurch hockt man nicht nur passiv vor dem Bildschirm, sondern wird zum Teil der virtuellen Realität. Ganz so, als würde man selbst durch das Spiel laufen – was man letztendlich ja auch tut.

Die Spieler

Jeder mit einem halbwegs aktuellen Handy kann das Spiel spielen, er braucht nur die entsprechende App herunterzuladen. Dann kann die Suche nach den niedlichen Fabelwesen losgehen – Suchtpotential inbegriffen. Altersgrenzen scheint es nicht zu geben, auf die Jagd gehen Alte wie Junge.

Wunstorfer Pokémon-Gruppe bei Facebook

Wunstorfer Pokémon-Gruppe bei Facebook

Die Pokémon-Go-Spieler in Wunstorf haben sich bereits organisiert und eine eigene Facebook-Gruppe eingerichtet, um sich über die Pokémon-Jagd in der Auestadt besser austauschen zu können. Die Gruppe hat bereits innerhalb der ersten 24 Stunden ihres Bestehens fast 200 Mitglieder verzeichnen können. Dort werden Tipps und Tricks ausgetauscht, an welchen Ecken der Stadt sich die Jagd lohnt, und gemeinsame Aktionen verabredet. Denn die gemeinschaftliche Pokémon-Suche macht noch mehr Spaß.

Steinhude etwa ist attraktiv, weil hier nicht nur – umgebungsentsprechend – Wasserpokémons zu finden sind, sondern auch, weil es hier besonders viele Exemplare zu fangen gibt. Für potentielle Pokémon-Trainer lohnt es sich durchaus, einmal über die Promenade zu schlendern. Aber auch in der Wunstorfer Kernstadt warten die schönsten Pokémons der Region – und auch wer am Bahnhof gerade auf einen Zug wartet, kann sich noch schnell einen virtuellen Mitreisenden fangen.

Hype oder nicht Hype

Die Werbewirtschaft begreift das Spiel bereits als neues Marketinginstrument, um Kunden in die Läden lotsen zu können. Im Gegensatz zu den privaten Grundstücksbesitzern, die sich der unliebsamen Besucher erwehren müssen. Die Aussicht, ein begehrtes Pokémon zu fangen oder eine Kampfarena zu erreichen, ist oftmals stärker als eventuelle Hemmschwellen vor fremden Grundstücksgrenzen.

So, wie es Autofahrer gibt, die ihrem Navi blind vertrauen und dann über Brücken in Flüsse fahren, weil es leider gerade hochgezogene Klappbrücken sind, gibt es auch bei den App-Spielern solche, die nicht mehr mit der angemessenen Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung reagieren. Doch das sind nur wenige, die entweder dreist oder völlig ins Spiel vertieft sein müssen. Der überwiegende, große Teil der Pokémon-Go-Spieler verhält sich rücksichtsvoll.

Ob es ein kurzzeitiger Hype bleibt und die unfreiwillig in den Fokus der Spieler geratenen Grundstücksbesitzer nach ein paar Wochen wieder aufatmen können oder sich Pokémon zur dauerhaft etablierten Freizeitbeschäftigung mausert, ist noch nicht absehbar. Bis dahin sollte man aufpassen, dass man nicht aus Versehen im eigenen Vorgarten Pokémon-Go-Spieler über den Haufen rennt.

Pokémon-Schwerpunkte in Wunstorf:
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