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40 Jahre Kunstverein: 120 Ausstellungen in der „heimlichen Heimat“

22.10.2024 • Achim Süß • 3 Min.Kommentare: 0

40 Jahre Konstanz und Kontinuität, 120 Ausstellungen mit 5.000 bis 6.000 Werken: Der Kunstverein Wunstorf gehört nach bescheidenen Anfängen längst zu den kulturellen Aushängeschildern der Stadt. Stolz und selbstbewusst haben Mitglieder und Gäste zurückgeblickt und gefeiert.

22.10.2024
Achim Süß
3 Min.
Die Stadtkirche: sonnendurchflutet und voll besetzt | Foto: Achim Süß

Wunstorf (as). 1984 – das Ozonloch wird entdeckt, Richard von Weizsäcker ist Bundespräsident und Apple bringt den legendären Mac heraus – finden sich Frauen und Männer zusammen, die die eher spärliche Kunstszene der Stadt bereichern wollen. Einige dieser Gründungsmitglieder sind jetzt in der Stadtkirche während der Reminiszenz mit Reden und aufwändigen Bannern an der Wänden dabei: Karin Bach, Hildegard Beier, Gerlinde Freyberg, Maria Przygodda, Barbara Weißköppel. Andere Mitbegründer wie Hannelore Vohl oder Rainer Mondré sind verhindert.

Das gilt auch für den Mann, der den Verein in der jüngsten Vergangenheit mit seinen Ideen und Aktionen zu neuer Blüte geführt hat: Ingolf Heinemann. Der Bordenauer Kunstpädagoge und Fotograf ist seit 2018 Geschäftsführer. Der 76-Jährige prägte den Begriff „KUNSTorf“ und gehört zu den Initiatoren des Kulturnetzwerks. Seit Monaten ist er schwer krank, so dass die Aktionen zum Jubiläumsjahr reduziert werden mussten. Karin Ellert, die Vereinsvorsitzende, bescheinigt ihm in ihrer Rede, „mit seinem ganz eigenen Temperament viele Neuerungen und Besonderheiten“ initiiert zu haben.

Eindrucksvolle Rückschau

Die Organisation der aktuellen Ausstellung von Werken der Wunstorferin Ursula Krämer in der Abtei und des Geburtstagsempfangs übernahmen federführend Ellert und Kassenwartin Irene Herbort mit Unterstützung von Mitgliedern und Helfern. Einen wesentlichen Beitrag lieferte die hannoversche Agentur Drive, mit der der Verein seit Jahren zusammenarbeitet und deren Team jetzt in die Gestaltung der eindrucksvollen Banner zu den Aktionen der zurückliegenden 40 Jahre einbezogen war.

Letzte Kontrolle: Irene Herbort (li.) und Karin Ellert | Foto: Achim Süß
Seit der Gründung dabei: Hildegard Beier, Karin Bach und Geli Freyberg (hinten, von re.) mit Barbara Weißköppel (vorn re.), Maria Przygodda (Mitte, vorn) und Ilse Wittau | Foto: Achim Süß

Sie zeigen mit vielen Fotos die Schwerpunkte der vier Jahrzehnte: bildende Kunst findet ein Zuhause in Wunstorf – Kunstverein wird zur Institution und macht junge Künstler bekannt – Kunstverein wird digital und wirkt über die Region hinaus – „aus großer Höhe gerät der Verein in eine nie gekannte Krise und entwickelt dennoch neue Formate“.

Ellerts Dankesworte richten sich zunächst an die Stadt und die übrigen Förderer, an das Forum Stadtkirche und dessen Vorsitzenden Alexander Voigt. Sie würdigte den „kulturellen Brückenschlag“ nach Neustadt, die Zusammenarbeit mit der dortigen Altrewa-Bürgerstiftung und deren Führung um Matthias Kostrzewa und Willi Ostermann sowie die Kooperation mit dem Kulturnetzwerk. Heinemanns Vorgängerin Irene Probst, von 2005 bis 2018 Geschäftsführerin, hat nach Ellerts Worten „durchsetzungsstark“ neue Akzente gesetzt.

Auch der Beirat legt Hand an: Petra Freese und Manfred Messner | Foto: Achim Süß

Bürgermeister Carsten Piellusch nennt das Wirken des Vereins „grandios“. Immer wieder übertreffe er sich selbst. Sein „herausragendes Engagement“ trage wesentlich dazu bei, dem gemeinsamen Ziel eines „Kulturraumes Innenstadt“ nahe zu kommen. Ostermann erinnert in seinem Grußwort an die Rolle der beiden Steinhuder Künstler Friedel Jenny Konitzer und Harald Schaub: In Konitzers Künstlerhaus am Meer sei die Idee zur Gründung des Vereins entstanden, eine Schaub-Retrospektive sei die erste Ausstellung gewesen.

Nahezu 6.000 Werke gezeigt

Anspruchsvoll und detailliert fällt der Festvortrag der hannoverschen Kulturmanagerin Carmen Putschky aus. Die promovierte Kunsthistorikerin stellt die herausragende Leistung der wechselnden Vorstandsteams über Jahrzehnte heraus. Ehrenamtlich 120 Ausstellungen mit nahezu 6.000 Werken zu konzipieren, vorzubereiten, umzusetzen, zu betreuen und zu bewerben sei nichts anderes als ein Kraftakt. 1983 unter dem Namen „Kunstverein Freie Galerie“ gestartet, habe die Vereinigung „sehr bewusst“ über den Tellerrand geblickt und auswärtige Künstlerinnen und Künstler präsentiert.

„Mehr Leute als Stühle“: Rückblick per Banner. Foto: Achim Süß

Putschky lobt Kunstvereine als politische und soziale Institutionen, die 300-fach in Deutschland zu finden seien und einfacher als eindrucksvolle und teure Museen den Menschen den Zugang zu künstlerischen Arbeiten bieten – gleichzeitig den Künstlern „niedringschwellig“ Bewerbungen ermöglichen: „Für alle leicht zugänglich“. An den Verein appelliert sie: „Bleiben Sie offen für Visionen und Träume, provozieren und irritieren Sie. Sie sind wichtig. Sie werden immer wichtiger!“

„Bleiben Sie offen für Visionen und Träume, provozieren und irritieren Sie“

Carmen Putschky

Von der Rednerin als „besonders schöne Tradition gattungsübergreifender Kombination mit der Musik“ gelobt, begleitete erneut der Posaunist Hans Wendt die Feierstunde, von den beiden kongenialen Kollegen Thorsten „Tosh“ Doll (Sax) und Klaus Heuermann (Gitarre) unterstützt. Ihr Opener mit einer jazzigen Version von Cindy Laupers „Time After Time“ war ebenso passend gewählt wie der Standard „Body And Soul“ zum Schluss.

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